Montag, 23. Dezember 2019

Üpdäätle -51-

Sveiki,

Die im letzten Post angekündigte Challenge ist vorige Woche zuende gegangen - ich hab tatsächlich geschafft, meine 31 Stücke in 31 Tagen zu schreiben, und es hat Spaß gemacht, vor allem das Reagieren auf die teilweise absurden Vorgaben, die aus meinem Freundeskreis (und in einem Fall, von Twitter) auf mich prasselten. :)

Wenn ich dazukomme, schreib ich zu den einzelnen Stücken noch etwas. Aber vorläufig eben nur der kurze Hinweis, dass sie fertig sind und auf Youtube zu finden:


~

Weihnachtszeit kommt; Familienbesuche und derlei seltsame Dinge. Für viele queere Menschen eine sehr belastende Zeit. Wenn ihr welche kennt, kümmert euch um sie! :)
Für mich wirds dieses Jahr vermutlich (& hoffentlich) ganz entspannt. Dafür kommt Extra-Stress von meinen beiden Unis.

Außerdem noch ... ich werde bald dreißig, und das ist irgendwie weird.


~

Ich bin mir nicht so recht sicher, was aus diesem Blog wird, in nächster Zeit. Google boykottiert sein eigenes Blognetzwerk, es ist also unmöglich, diesen Blog durch diese Suchmaschine zu finden, was irgendwie bescheuert ist. Wenn ich tatsächlich Leute erreichen will, mach ich das momentan tatsächlich eher auf Twitter oder im kleineren Kreis einer Community. Außerdem ist das Formatieren hier ziemlich mühsam, wenn ich etwas längeres schreiben will.

Von wegem technologischen Fortschritt; ziemlich viele Funktionen im Netz werden eigentlich momentan eher ständig schlechter. Youtube und Facebook sind so zugemüllt mit kapitalistischen Datensammelalgorithmen, dass sie auf meinem langsamen Computer langsam kaum noch funktionieren. Abgesehen von den tausend anderen Arten, in denen die großen monopolistischen Plattformen scheiße sind...


Dienstag, 12. November 2019

Midivemberzember 2019 Challenge

In ein paar Tagen steht ein Jubiläum an - 15 Jahre nach meiner Entscheidung, das Komponieren fortan konsequent und möglichst täglich anzugehen. Das will ich nicht einfach so vorbeiziehen lassen, also gibt es ein Projekt dazu, eine Challenge.

Ich will in einem Monat für jeden Tag eine Komposition machen. Beginnend mit 15.November, und bis 15.Dezember - das sind, wenn ich mich nicht verzählt habe, 31 Tage, also geht es um 31 Stücke. Nonkonformistisch wie ich bin, ist es ein Monat das halb verschoben zwischen November und Dezember liegt, was die Benennung schwierig macht.

Es gibt ja den Inktober (eine Tuschezeichnung pro Tag im Oktober), bei dem viele Leute, die ich kenne, mitgemacht haben, und - noch etwas bekannter - den NaNoWriMo, also "National Novel Writing Month", der längst international ist, und an dem hunderte Autor*innen weltweit teilnehmen. Für mich habe ich festgestellt, das jedes Jahr pünktlich mit 1.November meine Fähigkeit zu schreiben verloren geht, der November ist also mein NoNoWriMo, Not-Novel-Writing-Month. ^^

Also - sorry, dass ich dieses schreckliche Gebilde "Midivemberzember" da als Titel für den Blogpost genommen habe.

Die Challenge:
31 Tage, 31 Kompositionen (Midi, aber am Klavier ist auch erlaubt, es muss allerdings "fertig" sein, egal wie gut/schlecht)

Bisherige Ideen für einzelne Tage:

- Stücke von November 2004 zitieren
- Zufällige Auswahl von Instrumenten
- Auswahl von Instrumenten entsprechend einem alten Midistück
- Stilkopien
- Instrumentation eines fremden Werkes (z.B. aus Bartóks Mikrokosmos) auf möglichst abstruse Weise
- Experimente mit "billiger" Polyphonie (Kanon, Imitation, copy-paste, ...)
- minimalistische Experimente?
- Klangchaos
- Extra-Challenges: Pro Instrument nur auf drei Tonhöhen? Ein Stück, das zu mindestens 60% aus Pausen besteht? Nur extreme Lagen? Ostinato-Madness? ...

Sonntag, 6. Oktober 2019

Üpdäätle -50-

Yay, 50!

Tut mir leid, dass es hier so still geworden ist. Ich versuche, nicht zu viel Energie an Nebenprojekte gehen zu lassen, denn die Deadline für meine Abschlussarbeit rückt immer näher. Waaaaaah! :D

Ich habe gerade eine lange Bartók-Phase hinter mir, in der sich u.a. sein gesamtes Klavierwerk in eine Playlist gepackt habe. Mein Fazit ist, dass die zwei rumänischen Tänze Opus 8a für mich seine besten Klavierstücke sind, es aber in späteren Werken und im Mikrokosmus natürlich enorm viel zu entdecken gibt; und dass Für Kinder wunderbar ist, wenn eins lernen will, wie eins Melodien schreibt. Natürlich sind das eigentlich ungarische und slowakische Volkslieder, die Bartók lediglich raffiniert begleitet. Dennoch: Nicht nur sind Volkslieder und Kinderlieder eine gute Quelle dafür, wie Melodien überhaupt funktionieren, Bartóks Begleitungen machen aus diesen teilweise erst gute Melodien, er schafft es irgendwie, Schattierungen herauszuholen, die beim bloßen einstimmigen Gesang untergehen würden.

Im November habe ich ein großes Jubiläum, nämlich 15 Jahre nach meinem Beschluss, das Komponieren etwas systematischer und regelmäßiger anzugehen. In den Jahren danach entstanden unzählige kurze Midi-Kompositionen, und diese bilden den Grundstock meiner Erfahrung mit dem Komponieren. Ich weiß noch nicht genau, wie ich das Jubiläum begehe - einerseits erscheint es mir als logisch, dafür eine Midi-Komposition zu schreiben (oder sogar wieder einen Werkzyklus zu beginnen), andererseits könnte ich natürlich auch die Stücke von November 2004 hernehmen, und aus deren Material etwas neues machen - unter Umständen am Klavier, und vielleicht sogar als Kammermusik. Da ich die Werke, die ich für den Abschluss meines Studiums brauche, jetzt allesamt fertig habe, kann ich eigentlich wieder etwas ganz neues anfangen. :)

Wenn ich richtig rechne, dürfte ich irgendwann diesen Herbst doppelt so alt sein wie damals, als ich diesen Beschluss gefasst habe... erschreckend, aber hey, mein Leben ist seitdem grundsätzlich langsam aber stetig besser geworden.

Wenn ich damit fertig bin, könnte ich auch über den Algorithmus, den ich für meine Abschlussarbeit geschrieben habe, hier etwas erzählen... falls daran Interesse ist. Im Prinzip analysiert dieser eine einstimmige Notenzeile, markiert dann bestimmte Betonungen anhand Tonhöhe und Rhythmus, und dreht dann nochmal den Spieß um, indem er versucht, eine andere Notenzeile zu generieren, die gleiche, ähnliche oder gegensätzliche Betonungen aufweist.

Jundurg Delphimė

Freitag, 13. September 2019

Fanpost

Content Note: Rechtsextremismus, Transfeindlichkeit, Homo-/Biphobie, ...

~

Heiho, ich habe Post bekommen - einen Kommentar auf diesem Blog! Hier ist er:

Ehemaliger Benutzer bei „Die Weltenbastler“ „BlackKnight“:
Jundurg, dein ideologischer Müll, und Pseudowissenschaft, ist ein absoluter Vollscheiß - selber Scheiß, und deine Argumentation ist in höchstem Maße unsachlich, da falsch und eine Ideologie! Und ich lasse mir nicht das Wort im Munde verdrehen, denn ich weiß, dass ich Recht habe! Dieser ideologische Schwachsinns-Scheiß wird auf dieser Seite eindeutig widerlegt: https://sciencefiles.org/2018/05/23/es-gibt-nur-zwei-geschlechter-auserhalb-ideologischer-hirngespinster-versteht-sich/
Es ist eine unwahre, die Realität verleugnende, unwissenschaftliche Ideologie!
Wer das nicht begreift, so wie ihr (nicht alle!), und ganz besonders DU, ist gehirngewaschen und nicht ganz dicht! Jegliche womögliche kommende Antwort werde ich ignorieren.
In diesem Sinne…


Lieber BlackKnight!

Na endlich meldest du dich mal zu Wort, ich hab dich ja schon richtig vermisst! Und auch fast zu unserem Jahrestag! Am 8. September letztes Jahr hattest du mich das erste Mal angeschrieben. Das ist ja herzallerliebst!

Die Worte im Munde verdrehen ist ein schwerer Vorwurf - damit das nicht noch einmal passiert, werde ich dich ab sofort nur noch wortwörtlich zitieren. Okay? Ich hab auch eine ganze Menge Zitate noch gespeichert! Du bist sicher sehr froh darüber, dass ich dich nicht vergessen habe.

Das ist wieder einmal das Typische, wenn man nicht dem linksgestörten, linksversifften Mainstream folgt, so wie du offensichtlich, dann wir man gleich als rechtsextrem und Nazi diffamiert.
Nichts im Hirn, kein Respekt, kein Anstand, nur Herdentrieb-Denken, nichts begriffen, Intelligenz unter 0, aber immer schön beleidigen, diffamieren, Unterstellungen, Tatsachen verdrehen und hetzen.


So, mit dem Tatsachen verdrehen kann ich ja jetzt aufhören. Ich lasse deine Worte einfach wirken...

Das mit den 6987 Geschlechtern war eine bewusste Übertreibung, um diese Absurdität dieser Ideologie zu verdeutlichen. Ich weiß, das es dafür unterschiedliche absurde Begriffe gibt z. B. viertes Geschlecht, drittes Geschlecht, Lesben, Homosexuelle, Androgyne, Bi-Gender, Genderqueer, Intersexuelle usw.

Darüber habe ich mich damals köstlich amüsiert, weißt du? Du hast schon ein gewisses Talent für Humor, nur ein bisschen trägst du noch zu dick auf - versuch's mal mit mehr Subtilität? Du kannst ja nicht ernsthaft so unfähig sein, Lesben zu Geschlechtern zu zählen. Wobei...

...

Dieser ideologische Schwachsinns-Scheiß wird auf dieser Seite eindeutig widerlegt

Dann werde ich mir mal deinen Link ansehen. sciencefiles, huh. Da steckt Science drin, also muss es ja wissenschaftlich sein!!

ScienceFiles (gegründet 2011 als ScienceFiles - Kritische Wissenschaft - critical science) ist ein deutsches impressumsloses[2] Blog aus dem Umfeld der antifeministischen Männerbewegung mit einem behaupteten wissenschaftlichen Anspruch, welches seit dem 17. April 2011 online ist. ScienceFiles ist nicht mit den namensähnlichen ScienceBlogs auf Deutsch zu verwechseln und folgt einer erkennbaren Anti-Geschlechterforschungs- sowie EU-kritischen Agenda, die ansonsten nicht selten im rechtspopulistischen Bereich sowie im AfD-Umfeld zu finden ist. Nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) von September 2018 sei das Hauptthema von ScienceFiles die Bekämpfung der „Infiltration“ der deutschen Universitäten durch den „Genderismus“.

(Quelle: Psiram)

Aha. Naja, irgendwie wenig überraschend - deine Meinung ist ja anscheinend mehr oder weniger 1:1 übernommen, bis hin zur Formulierung der Ziele. (Aber im Gegensatz zu mir bist du natürlich absolut gar nicht gehirngewaschen.) Und du musst mir verzeihen, dass ich dich mal als rechtsextrem bezeichnet habe - es ist natürlich reiner Zufall, dass deine Quellen bisher allesamt aus dem rechtsextremen Umfeld stammen. Kann ja jedem mal passieren!

ScienceFiles scheint ja eine wahre Goldgrube abstruser "Wissenschaft" zu sein. Da findet sich Klimawandel-Leugnung, Impfgegner ... also alles unglaublich seriös. Da wundere ich mich ja ein bisschen, dass es die braune Esoterik nicht so wirklich geschafft hat, dort unterzukommen - aber zumindest der Kopp-Verlag schaltet dort Werbung, bekannt für seine unermüdliche Erforschung von ... Ufos und Alternativmedizin? Na dann ist ja alles gut.

Ebenfalls noch aus dem Psiram-Artikel diese Information:

Genauso wie beim Gemeinschaftsprojekt Wikipedia wird kein wissenschaftlicher Anspruch erhoben; die Artikel sind daher auch nicht entsprechend wissenschaftlich zitierbar, sondern ermöglichen weitere Recherchen an Hand der genannten Quellen und Belege.

Okay. Demnach müsste ich also nicht nur deinem Link folgen, sondern dann die dortigen Quellen recherchieren - da stellt sich dann die Frage, warum linkst du mir nicht gleich die Quellen und sparst dir den Umweg über einen rechtsextremen Blog? Du kannst dir doch denken, dass ich als erstes Mal recherchiere, was das für ein Blog ist. Zumal es dir doch wichtig ist, dass wir nicht bloß Ideologien folgen, sondern Fakten!


Na dann mal los. Was sind denn so die Quellen, die da genannt werden? Hm... anscheinend gibt es keine verlinkten Quellen, nur das Buch des Autors - des selben Menschen, der diesen Artikel geschrieben hat. Okay. Ein bisschen Eigenwerbung? Er sagt, er hätte in seinem Buch den Kinsey-Report widerlegt, auf Basis von biologischen Fakten.

Das ist für mich jetzt wohl eine Sackgasse - was für Fakten sind denn das? Den Kinsey-Report widerlegen... wait. Ich kann wohl nicht voraussetzen, dass die Leser*innen dieses Blogs wissen, was das überhaupt ist.

Also, Wikipedia, Kinsey-Report. Hier nur kurz dazu:

Kinsey bezog seine Ergebnisse vor allem aus Interviews, deren Daten in anonymisierter Form ausgewertet wurden. Die persönlichen, vertraulichen Interviews dauerten etwa 30 bis 180 Minuten mit durchschnittlich 300 und bis zu über 500 Fragen. Man ging davon aus, dass jede befragte Person jede sexuelle Spielart praktiziert hat, war dem nicht so, so musste dies explizit verneint werden. Die Befrager waren eigens geschulte männliche Personen. Auch im Verhalten gegenüber den Auskunftspersonen wurden sie geschult, damit diese bereitwillig über bisher tabuisierte Themen sprachen. Die meisten Interviews wurden allerdings vom Biologen Kinsey und dem Psychologen Wardell B. Pomeroy durchgeführt (jeweils etwa 45 %) und die Befragungssituation war nicht gänzlich anonym. Befragt wurden zwischen 1938 und 1953 über 11.000 freiwillige Personen (5.300 Männer und 5.940 Frauen) jedes Alters, jeder Religion, aller Einkommens- und Bildungsgrade sowie aus allen ländlichen und städtischen Gebieten der USA. Darunter waren auch 25 % (ehemalige) Gefangene und 5 % männliche Prostituierte, was Kritik herausforderte.

Also - Interviews von über 11000 freiwilligen Personen. Kutschera, der Autor des mir von dir, BlackKnight, verlinkten Blogartikels, behauptet also, dass er Interviews widerlegt hat. Ich finde das ziemlich beeindruckend. Vor allem, wie er mit dem Verweis auf biologische Fakten ganz klar zeigen kann, dass 11000 Personen über ihre Sexualität gelogen haben. Also echt, das muss ja eine wissenschaftliche Meisterleistung sein! Lieber BlackKnight, hast du das Buch vielleicht sogar zuhause? Ich würde mich ja wirklich freuen, zu erfahren, wie es jemand schafft, Interviews zu widerlegen. Das muss ja wahrlich eine revolutionäre Methode sein!

Kutschera ist, so weit ich das sehen kann, im Fachbereich Evolutionsbiologie ein seriöser Wissenschaftler... was macht er dann auf so einer Schwurbelseite? Ach, da war ja was. Upps. Nämlich wenn er von seinem Fach weggeht und mal zu etwas anderem den Mund aufmacht:

„Sollte das Adoptionsrecht für Mann-Mann bzw. Frau-Frau-Erotikvereinigungen kommen, sehe ich staatlich geförderte Pädophilie und schwersten Kindesmissbrauch auf uns zukommen.“

Meine Güte, die Formulierung "Erotikvereinigung" ... da versucht jemand krampfhaft etwas möglichst unnatürlich klingen zu lassen - der liebe Biologe hat wohl vergessen, dass Homosexualität und Bisexualität im Tierreich weit verbreitet sind.

BlackKnight, weißt du, wer am effektivsten Kindesmissbrauch bekämpft? Feminist*innen. Consent Culture ist da ein ganz großes Thema; es wird viel geschrieben darüber, dass bereits kleine Kinder von Grund auf lernen sollen, dass ihr Körper ihnen selbst gehört und dass sie "Nein" sagen dürfen, auch wenn die Oma ihnen ein Bussi geben will.

Weißt du, aus welcher Ecke ständig Bestrebungen kommen, jegliche Erziehungsmaßnahmen, die Kindesmissbrauch verhindern können, zu stoppen? Richtig, aus der rechtsextremen / katholischen / antifeministischen Ecke, unterstützt von so Leuten wie dem Kutschera, und unterstützt von so ahnungslosen armen Teufeln wie dir.

Kutscheras biologisches Fachwissen täuscht nicht darüber hinweg, dass seine Meinung in anderen Bereichen sich durch "Iiieh Schwuuulle, bääh" zusammenfassen lässt, und intellektuell auf diesem Niveau stehen bleibt. Das hat mit Wissenschaft aber nun aber ganz und gar nichts mehr zu tun, im Gegenteil klingt es eher nach jemanden, für den "Fakten" ungefähr gleichbedeutend mit "das hat mein Opa so gesagt!!" ist - und somit wundert es mich nicht, dass der Mann außerhalb von rechtsextremen Kreisen nicht mehr so gern gesehen wird.

Aber genug zu deiner Quelle, lieber BlackKnight. Sprechen wir lieber darüber, warum du mich überhaupt kontaktiert hast.

Jundurg, dein ideologischer Müll, und Pseudowissenschaft, ist ein absoluter Vollscheiß - selber Scheiß, und deine Argumentation ist in höchstem Maße unsachlich, da falsch und eine Ideologie!

Du hast offensichtlich ein Problem. Also, abgesehen davon, ein nützliches Spielzeug für rechtsextreme Propaganda zu sein - nein, ganz persönlich. Du kannst dich offenbar nicht so wirklich festlegen. Erst schreibst du:

Das ist nicht arrogant,ich sage ja, dass ich nicht die Absicht habe zu beleidigen oder zu diffamieren, sondern ich nur über diese wirklich kriminelle, mafiöse, falsche, tatsachenverdrehende, erfundene, längst widerlegte Gender-Ideologie aufklären will. Und nein, ich gehe keinen Nanometer zurück, denn ich weiß, worüber ich schreibe, denn ich beschäftige mich ja auch schon seit Jahren damit und komme eben zu diesem Schluss, und das mit Recht.

Kein Nanometer zurück! Du stehst zu deiner Meinung. Das gefällt mir, wenn auch die Anzahl der Superlative ein bisschen schlechter Stil ist.

... oh wait, nur eine Woche später dann:

Bitte, schmeißt mich nicht schon nach drei Wochen aus dem Forum, so war das nicht gemeint, es ist ein Missverständnis, mir war nicht bewusst, dass das Thema so sensibel ist, und das Jundurg so sensibel reagiert, und ich will keine Feinde, es war nicht so gewollt, denn ich habe eine Hochsensibilität und habe dann unter Umständen eine Überreaktion, es war absolut dumm von mir, und ich akzeptiere Jundurgs Meinung, dass das absolut nicht geht, mit diesen extremistischen Bezeichnungen, und nicht wieder vorkommen wird, wie kann ich das wieder gut machen? Ich distanziere mich ausdrücklich vor Nazis und Rechtsextremismus.

Ups. Da war die Standhaftigkeit dann doch wieder weg. Also doch ein Feigling?

Ich sage euch eines: Ich habe versucht, über diese schlimmen Konsequenzen der politischen Korrektheit mit ihrem unter anderem Toleranz und Vielfalt-Mantra aufzuklären und wie das alles letztendlich enden wird – in eine weltweite gottlose, faschistische, kommunistische EineWelt-Diktatur.

Gottlos, faschistisch, kommunistisch. Wow, was für eine Kombi!

Na immerhin gottlos und kommunistisch bin ich tatsächlich. Allerdings auch anarchistisch, weswegen ich mit Diktaturen so gar nichts anfangen kann - schon gar nicht mit Sowjets. Und Faschisten - naja, die sind da eigentlich eher deiner Meinung, zumindest hast du bis jetzt genau gar nichts geäußert, dem ein waschechter Nazi nicht voll zustimmen würde. Die sind immer ganz vorne dabei, wenn es um die Wiederherstellung der "gottgegebenen Geschlechterordnung" geht. Und "Ich bin doch kein Nazi" sagen Nazis schnell mal.

Aber ich geb dir mal einen Tipp: Halte dich einen Tag lang auf mit Feminist*innen, die miteinander diskutieren. Dann wirst du schnell sehen, dass sowas wie eine Einheitsmeinung, die diktatorisch vorgeschrieben ist, absolut nicht existiert. Meine Güte, wir liegen uns doch permanent in den Haaren!

Aber natürlich wirst du das nicht tun - du wirst weiterhin deinen rechtsextremen Märchenerzählern glauben, die dir weismachen, dass an den Universitäten alle nur noch das selbe sagen. Nur weil sie halt nicht deiner Meinung sind. Oder der vom Nazi-Opa halt.

Wer das nicht begreift, so wie ihr (nicht alle!), und ganz besonders DU, ist gehirngewaschen und nicht ganz dicht! Jegliche womögliche kommende Antwort werde ich ignorieren.

In meinem Blog werden Kommentare moderiert, d.h. ich hätte deinen auch kommentarlos löschen können, bevor er überhaupt veröffentlicht wurde. Ich finde aber, dass deine Aussagen öffentlich sein sollten. Damit die Welt sehen kann, was für ein Mensch du bist, mein lieber BlackKnight. Damit auch andere über deine hilflosen Versuche, seriös zu wirken, lachen dürfen.


Montag, 22. Juli 2019

... mal eben eine Komposition erwürfeln.

Ich hab gerade Lust, die Kunst des Würfelplottens mal auf Musik anzuwenden. Irgendwann habe ich das glaub ich auch schon mal gemacht, aber da war ich noch nicht so geübt darin.

(
Würfelplotten: Es werden Fragen an einen 20seitigen Würfel (W20) gestellt. Zumeist sind das Ja-Nein-Fragen, und der Würfel beantwortet sie: 20 ist ein "ja, absolut, aber sowas von!" und 1 ein "auf keinen fall!!". Dazwischen liegen alle anderen Schattierungen, schließlich bei 10 ein das gefürchtete "Jein. Es ist kompliziert.", das die Kreativität der Würfelnden herausfordert.
)

Ich hole mir schnell einen W20 und los geht's.


Komposition Nummer Eins

- ist dies ein Stück für ein kleines Ensemble? - Es ist kompliziert.
- ist die Besetzung variabel? - ja, definitiv.
- kann es von einer einzelnen Person aufgeführt werden? - ja, definitiv.
- ist es für bestimmte Instrumente geschrieben? - ja, eher schon.
- kann es mit nur einem Klavier aufgeführt werden? - nein, gar nicht.
- kann Klavier verwendet werden? - nein.
- kann Gesang verwendet werden? - nein, gar nicht.
- ist es primär für einzelne Orchesterinstrumente? - nein, aber sowas von gar nicht!
- kann es von mehr als einer Person aufgeführt werden? - ja
- gibt es ein oberes Limit? - eher nicht
- wird ein Computer benötigt? - nein
- kann ein Computer verwendet werden? - ja, aber sowas von! klar doch!
- kann Sprache verwendet werden? - ja, definitiv
- ist Sprache auf jeden Fall Teil des Stücks? - ja
- besteht eine Performance darin, einen Text vorzulesen? - ja, genau das ist es!
- ist es ein gereimter Text? - nein, aber sowas von gar nicht!
(also bewusst nicht gereimt.)
- wenn es von mehreren Personen aufgeführt wird, sprechen diese gleichzeitig? - eher nicht
(okay, also kann mal gleichzeitig sein, muss aber nicht.)
- ist es ein deutscher Text? - ja
- ist es ein grammatikalisch weitgehend korrekter Text? - ja, ganz korrekt.
- ist es ein erzählender Text? - ja, aber sowas von!
- dauert das Stück länger als 5 Minuten? - eher nicht
(okay, also kann auch bisschen länger dauern, aber normalerweise nicht)
- Handelt es sich bei der Erzählung um eine tragische Geschichte? - ja
- ist es eine reale Begebenheit? - ja
- ist es etwas, das in den letzten Jahren passiert ist? - nein
- ist es etwas, das im 20 Jhdt passiert ist? - ja
- während einem Weltkrieg? - es ist kompliziert.
???!?
...
...
- während Weltkriege(n), aber auch davor/danach? - nein
- am Beginn oder Ende eines Krieges? - nein
- Knapp davor/danach? - ja
- Knapp vor dem ersten Weltkrieg? - ja

- gibt es irgendwo fixierte Tonhöhen oder Register? - eher nicht
- gibt es fixierte Rhythmen? - ja
- orientiert sich der notierte Rhythmus am Sprachrhythmus? - ja
- ist es vorgesehen, dass Aufführende in bestimmten Abständen zueinander einsetzen mit ihrem Vortrag? - eher ja
- ist der Text sehr schnell gesprochen? - nein
- sehr langsam? - aber sowas von gar nicht!

- Wenn es von einer Person aufgeführt wird, werden dann weitere Stimmen durch Computer ersetzt? - nein
- Ist der Rhythmus sehr fein quantisiert? - ja
- Mit genauen Tempoangaben? - nein
- Mit genauen Proportionen? - ja
- Sind längere Pausen vorgesehen? - nein
- Werden n-tolen verwendet? - nein
- ist die kleinste Einheit kleiner als Sechzehntel? - ja, definitiv
- kleiner als Vierundsechzigstel? - nein
- Vierundsechzigstel? - ja genau.
- gibt es viele Noten, die bis auf diese Ebene herab notiert werden? - nein
- Mehr als 5? - ja, definitiv.
- Gibt es viele Notenwerte, die keine besonders kleinteiligen Anteile haben? - ja, aber sowas von!
- sind die häufigsten Notenwerte Viertel oder Achtel? - ja
- Viertel? - nein.
- sind die Vierundsechzigstel-Teile eher Pausen? - eher nicht.
- gibt es kleinteilige Pausen? - ja

- wenn ein Computer eingesetzt wird, manipuliert dieser die gesprochenen Worte? - jein, eher ja
- kommen vom Computer Geräusche? - eher nein
- gibt der Computer den Rhythmus vor? - nein
- hat der Computer ein rhythmisches Element? - nein
- kommt vom Computer überhaupt Ton? - eher nein
(ich interpretiere das jetzt so, dass der Computer halt hörbar ist, weil er halt ne Maschine ist, die ein Geräusch macht, wenn sie eingeschaltet ist...)
- macht der Computer irgendetwas für einen anderen Sinn? - ja, definitiv.
- ein Video? - eher nein
- Den Text zum Mitlesen? - nein
- einen anderen Text? - eher nein
- Bilder? - es ist kompliziert.
- Farben? - nein, definitiv nicht.
- Schwarzweiß-Gestalten? - nein
- verändert sich etwas dabei im Ablauf? - nein
- macht der Computer hauptsächlich etwas für einen anderen Sinn als Gehör und Gesicht? - ja, definitiv!
- Taktil? - nein
- Gleichgewichtssinn betreffend? - nein
- Geschmackssinn? - nein
- Geruch? - nein
- Temperatursinn? - aber sowas von gar nicht!
- Körperempfindung? - ja
- wird das Publikum direkt an den Nerven stimuliert? - es ist kompliziert.
?!!?!!?@%§%"!
- ist die verwendete Technologie gefährlich? - nein
- wird der Computer am Publikum verwendet? - nein, definitiv nicht.
- werden Vortragende stimuliert? - nein
- werden sie dazu aufgefordert, ihre Körperposition zu verändern? - ja, genau!
- müssen sie sich demnach verrenken? - ja, genau!
- stehen in einer nichtcomputerisierten Aufführung Verrenkungsanweisungen in den Noten? - jein, eher ja. (okay, also nur ganz wenig)

Also, Zusammenfassung:

Komposition Nr. 1 ist ein Stück für eine beliebige Anzahl von Sprecher*innen, die einen Text vorlesen, der eine tragische Begebenheit nacherzählt, die knapp vor dem ersten Weltkrieg geschehen ist. Die Sprache folgt dem natürlichen Sprachrhythmus eines deutschen Textes, ist aber teilweise absurd genau notiert (bis hin zu Vierundsechzigsteln) großteils aber nicht. In den Noten finden sich vereinzelt Anweisungen, wie die Körperhaltung der Sprecher*innen sein soll.

Wenn es von mehreren Personen aufgeführt wird, kann der Text auch asynchron ablaufen (zumeist), muss aber nicht unbedingt.

Eine Aufführungsvariante beinhaltet einen Computer, der den Sprecher*innen zusätzlich live Anweisungen gibt, wie sie ihre Körperhaltung zu verändern haben, d.h. sie müssen sich während dem Sprechen auf verschiedene Weisen verrenken. Das Publikum fühlt diese Verrenkungen durch Zuschauen auf gewisse Weise mit.


Große Kunst, von Weltrang, oder? :D

... aber das war gar so wenig musiklastig, ich mache noch eines.


Komposition Nummer Zwei

- ist dieses Stück für ein kleines Ensemble? - eher ja
- für ca. 2-3 Instrumente? - eher ja
- ist die Anzahl festgelegt? - nein
(och nicht schon wieder...)
- sind die Instrumente festgelegt? - es ist kompliziert.
- ist vorgegeben, dass sich die Instrumente auf bestimmte Weise zueinander verhalten müssen? - es ist kompliziert.
- ist eines der Instrumente festgelegt, aber andere offen? - nein
- sind es immer verschiedene Instrumente? - nein, aber sowas von gar nicht!
- sind es immer gleiche Instrumente? - ja
(kleiner Widerspruch zu vorher, aber gilt jetzt so.)
- Ist die Minimalanzahl der Instrumente 2? - ja
- maximal 3? - nein
- mehr als 4? - nein.
Okay, also 2-4 gleiche Instrumente.

- sind es Instrumente aus dem klassischen Orchester? - aber sowas von gar nicht!
- ist die Art der Instrumente ungefähr vorgegeben? - nein
- gibt es eine bestimmte Bedingung, die diese Instrumente erfüllen müssen? - eher nicht
(naja, sie erfüllen halt die Bedingung, dass Leute sie für dieses Stück verwenden wollen.)
- darf Stimme verwendet werden? - ja
- muss Stimme verwendet werden? - ja, definitiv!
(ich sage aber, dass es sich dabei nicht um die bestimmten Instrumente handelt)
- hat das Stück einen Text? - ja
- ist es ein gereimter Text? - nein
- ist es ein erzählender Text? - nein
- wird dieser vorgetragen? - nein
(Na schön! Wir wiederholen nicht zweimal die selbe Idee...)
- ist das Stück rund um den Text aufgebaut? - ja
- erklingt der Text? - jein, eher ja
- erklingen nur einzelne Teile davon? - eher ja
- beinhaltet der Text Spielanweisungen? - eher nein
- ist es ein deutscher Text? - ja
- ist es ein wissenschaftlicher Text? - es ist kompliziert
??
- ist es ein analytischer Text? - eher ja
- ist es eine Analyse dieses Stückes? - es ist kompliziert
- ist es ein Metakommentar über Stücke dieser Art? - nein, definitiv nicht.
- ist es eine Beschreibung der Abläufe in diesem Stück? - aber sowas von gar nicht!
- ist es eine Analyse eines anderen Stückes? - aber sowas von gar nicht!
- ist es eine Musikanalyse? - eher ja
- ist es ein Essay über Kunst? - aber sowas von gar nicht!
- ist es eine Diskussion? - nein
- ist es eine Aufzählung? - ja, genau!
- eine Aufzählung von analytischen Sätzen? - nein
- eine Aufzählung von Fakten? - ja
- eine Aufzählung von Fakten über die Aufführungssituation? - nein
- eine Aufzählung von Fakten über Person(en) ? - nein
- eine Aufzählung von naturwissenschaftlichen Fakten? - nein
- von musikhistorischen Fakten? - eher nein
- von musiktheoretischen Fakten? - ja, ganz genau!
(WTF. Was ist überhaupt ein musiktheoretischer Fakt? Eher eine Aussage darüber, dass in der Musiktheorie etwas gesagt wird, als was gesagt wird.)

- wird der Text vorgespielt? - nein
- wird der Text gesungen? - ja
- sind die verwendeten Instrumente etwas, das Gesang modifiziert? - aber sowas von gar nicht!
- ist der Part der Instrumente ausnotiert? - ja
- mit fixen Tonhöhen? - nein
- mit relativen Tonhöhen? - ja, definitiv!
- mit fixen Rhythmen? - nein
- mit Tempoangaben? - ja
- sind Zusammenklänge fixiert? - ja
- sind also Klänge vorgegeben? - ja, genau!
- sind es immer gleichstimmige Klänge? - ja, definitiv!
- zweistimmig? - nein
- dreistimmig? - nein
- vierstimmig? - nein
- deutlich mehr? - ja, definitiv!
- mehr als 20? - ja, definitiv!
- mehr als 25? - ja
- mehr als 30? - ja, aber sowas von!
- mehr als 40? - ja
- mehr als 45? - nein.
[ 41, 42, 43, 44, 45 ] ? - 43.
Sind es mikrotonale Schichtungen? - ja
- sind Cluster dabei? - nein
- gibt es Abstände kleiner als Halbtöne? - nein

- spielen die Instrumente von einem Akkord mehrere Töne hintereinander? - ja
- werden von einem Akkord fast alle oder alle Töne gespielt? - ja, definitiv!
(okay, also alle 43.)
- sind es am ehesten elektronische Instrumente? - ja
- dauert ein solcher Akkord länger als ein paar Sekunden? - ja
- länger als 15 sek? - nein
- ca. 10 sek? - eher nein
- ca. 12 sek? - ja.
- gibt es viele Akkorde? - nein, ganz wenige!
- nur einen? - nein
- wird zwischen wenigen gewechselt? - nein
- sind es weniger als 10? - nein
- weniger als 13? - nein
- weniger als 16? - ja.
[13, 14, 15] ? - 13.
Daraus ergibt sich mehr oder weniger eine Stücklänge von ca. 13 x 12 Sekunden. Also knapp 3 Minuten...

Zusammenfassung:

Komposition Nr. 2 ist für 2-4 Personen. Es werden 2-4 gleichartige elektronische Instrumente verwendet (es ist aber nicht genau vorgegeben, was für welche), außerdem müssen die Aufführenden singen.

Der Instrumentalpart besteht aus 13 Klängen mit je 43 Tönen, eine mikrotonale Struktur, bei der allerdings keine 2 Töne näher als halbtönig aneinander liegen. Die Tonhöhe ist nicht absolut angegeben, sondern nur relativ. Jeder Klang dauert etwa 12 Sekunden, innerhalb dessen sind Parts der Instrumente ausnotiert, allerdings ohne Rhythmen, lediglich mit einer Angabe einer Geschwindigkeit.

Der Gesangspart besteht aus Fakten über oder aus der Musiktheorie, die in einer Aufzählung vorgesungen werden. Um diesen Text herum ist das Stück strukturiert.


Beobachtung:
Wenn ich vom Allgemeinen hin zum Konkreten frage, gerate ich sehr leicht in einen unkonventionellen Bereich; wie im ersten Beispiel zu sehen verlasse ich beinahe das Genre Musik. Eine Frage wie "werden Orchesterinstrumente verwendet?" eröffnet einen Möglichkeitsraum, der zu 50% aus Stücken besteht, in denen keine solche verwendet werden. Eine direkte Frage nach Text bedeutet auch, dass in diesem aufgespannten Raum 50% der Werke Text beinhalten.

Es ist einer der Reize des Würfelplottens, dass durch die Art der Fragen viel vorgegeben wird - gerade darin liegt ja auch die Kunst; es ist viel weniger dem Zufall überlassen, als es den Anschein hat. Wenn ich noch mehr Versuche mache, würde ich allerdings gerne etwas haben, das ich tatsächlich auch komponieren könnte. Also viel klassischer. Ich würde dann also für mich typische Parameter festsetzen, wie z.B. Abwesenheit von Sprache, Verwendung von Instrumenten, usw. Hier aber ... hoffe ich, dass es Spaß gemacht hat, diesen Prozess mitzuverfolgen. :)

Sonntag, 21. Juli 2019

Meine Juli-Hörliste

Might as well.

Ich hab mir vor kurzem wieder eine Playlist mit neuer Musik zusammengestellt; möglicherweise finde ich ja die Motivation, am Ende auch darüber Kurzrezensionen zu erstellen.

Erst einmal einfach nur die Liste der Komponist*innen:

Luciano Berio
Earle Brown
Huihui Cheng
Ann Cleare
Du Yun
Morton Feldman
Annie Gosfield
Nicole Lizée
Annea Lockwood
Myriam Marbe
Elena Rykova
Erich Urbanner
Aleksandra Vrebalov
Christian Wolff
Joji Yuasa
Yun Isang

~

Kleiner Schwerpunkt auf der New York School, von der ich noch recht wenig kenne (Feldman, Brown, Wolff) und dazu Isang Yun, einfach weil er auch ein Name ist, der öfter auftaucht aber von dem ich nichts kannte. Den Rest habe ich mit Leuten aufgefüllt, die in verschiedenen Musikfestivals vertreten waren.

Üpdäätle -49-

Kurzes Update.

Anscheinend ist es so, dass Google als Besitzer von Blogspot diese Platform für alle ohne Geldinvestition offenbar ruinieren will - jedenfalls ist es de facto unmöglich, diesen Blog via Google-Suchmaschine zu finden. Nicht mal, wenn ich den gesamten Namen eingebe, und noch Titel meiner Posts dazuschmeiße.

Angesichts dessen ist meine Motivation, hier zu bloggen, in den letzten Monaten etwas heruntergegangen. Ein Umzug wäre natürlich die logische Option, aber ich weiß nicht, wie viel Aufwand das wäre und es ist jedenfalls nichts, was ich jetzt so ohne weiteres als Nebenprojekt machen kann.

Denn - der weitere Grund, warum ich wenig hier schreibe, ist, dass doch relativ viel Energie in meine Diplomarbeit geht - und darüber bin ich eigentlich recht froh. Ich habe theoretisch eine Menge Themen, über die ich hier im Blog gerne mal schreiben würde - nicht zuletzt auch Gedanken die im Zuge der Diplomarbeit aufkommen, Analyse-Algorithmen, und so Kram. Und auch mal wieder eine Serie von Kurzrezensionen von Neuer Musik. Ich hoffe, ich finde auch dafür Zeit und Energie.

-

Und persönlich, ganz anderes Thema - ich habe gerade eine Stinkwut im Bauch, auf transfeindliche Leute die es einfach nicht lernen, mal die Klappe zu halten, und die leider auch oft der Meinung sind, dass sie überhaupt nichts böses meinen und tun und natürlich absolut gar nicht transfeindlich sein können. *augenroll*

Darüber könnte ich natürlich theoretisch seitenweise hier ranten, aber ehrlich gesagt... ich weiß nicht, was das mit mir machen würde.

Jundurg Delphimė

Freitag, 12. Juli 2019

Sonate mit Sportkommentator

Ich habe Aufnahmen verglichen und dabei Zeitstempel erstellt, und - ich geb's zu, ich habe ein bisschen zuviel Marblelympics geguckt in letzter Zeit. (Sehr zu empfehlen übrigens, es ist wirklich sehr süß gemacht, und dabei kann ich mit Sport normalerweise gar nichts anfangen, aber wenn kleine bunte Murmeln gegeneinander antreten freut sich mein inneres Kind, und so.) Also konnte ich nicht anders...

Alle 6 Aufnahmen finden sich auf Youtube, und ich habe an allen 6 etwas auszusetzen. Von der ästhetischen Seite her kann ich nicht wirklich sagen, welche mein Favorit ist. Ich spiele die Sonate lieber selber, als sie anzuhören. Und ja, ich höre jede falsche Note, und frage mich, warum Leute das auf CDs verkaufen, anstatt die betreffende Stelle halt nochmal aufzunehmen. (Die Live-Aufnahme ist natürlich von dieser Kritik ausgenommen.) Aber gut, es wird nicht viele Leute geben außer mir, denen die Fehler überhaupt je auffallen. Oder die Töne, die Hinterhäuser weglässt.^^

Also, without further ado ...

Wettlauf : Sonate Nr.3 von Ustwolskaja

6 Athlet*innen treten zu diesem Event an, alles wartet schon gespannt. Die Namen sind
- Ivan Sokolov, Startnummer 1
- Natalia Andreeva, Startnummer 2
- Kuang Hao Huang, Startnummer 3
- Sabine Liebner, Startnummer 4
- Markus Hinterhäuser, Startnummer 5
- Oleg Malov, Startnummer 6

PENG! Es geht los.

Die erste Etappe entscheidet Andreeva klar für sich, mit 1:27, gefolgt von Hinterhäuser, 1:38 und Sokolov, 1:39, dicht gedrängt der zweite und dritte Platz! In der zweiten Etappe dreht sich die Reihenfolge um, Sokolov überholt und ergreift die Führung, dicht auf den Fersen aber die nunmehr zweitplatzierte Andreeva. Ein Ringen um den ersten Platz! Nach der dritten Etappe liegt Andreeva wieder um drei Sekunden vor Sokolov. Eine halbe Minute weiter hinten bereits Liebner und Hinterhäuser, mit den Startnummern 4 und 5. Sie scheinen heute nicht so richtig in die Gänge zu kommen.

Aber was ist das? Malov setzt zu einem Überholspurt an! Eben war er noch im hinteren Mittelfeld, doch jetzt drängt er sich nach vorne und gewinnt die vierte Etappe! Dicht hinter ihm, zwei Sekunden später Andreeva, mit einer Zeit von 5 Minuten und 38 Sekunden. Sportliche Höchstleistungen natürlich von allen Athlet*innen!

Andreeva und Malov kämpfen weiter um den ersten Platz. Sie versucht es immer wieder, aber kann ihn nicht überholen. Mit einer Zeit von genau 7 Minuten vollendet Malov die fünfte Etappe. Hinter dem Duell an der Spitze ist viel Raum mittlerweile. Sokolov und Hinterhäuser laufen friedlich nebeneinander ein, mit 7:47, hinter ihnen am letzten Platz Sabine Liebner. Die Chance aufs Podest scheint für sie bereits verloren, aber sie gibt nicht auf.

Sechste Etappe. Malov vergrößert seinen Vorsprung, jetzt bereits ganze 12 Sekunden vor Andreeva, dahinter ein weit aufgespreiztes Feld mit Kuang Hao Huang auf Platz drei, gefolgt von Hinterhäuser, Sokolov und Liebner, die bereits über eine Minute hinter dem ersten Platz zurückgefallen ist.

Siebte Etappe, an der Spitze ändert sich nicht viel, aber um den dritten Platz kämpfen jetzt Kuang Hao Huang und Ivan Sokolov, nur 3 Sekunden auseinander. Achte Etappe, Malov und Andreeva immer noch in Führung, aber ganz hinten ist der Abstand kleiner geworden, Markus Hinterhäuser hat sich zuviel Zeit gelassen und liegt jetzt nur noch ganz knapp vor Sabine Liebner. Ringen um den vorletzten Platz, und siehe da - in der neunten Etappe schafft Liebner es schließlich und Markus Hinterhäuser ist nun auf den letzten Platz zurückgefallen. Unterdessen hat Malov seinen Vorsprung noch ein bisschen weiter ausgebaut; auf dem dritten Platz Sokolov, vor und hinter ihm ein breiter Abstand.

Etappe 10. Und - ohja, Andreeva holt auf, Andreeva holt sich den ersten Platz zurück! Malov um ein paar Sekunden zurückgefallen. Doch was ist mit Sokolov passiert? Er hat sich zuweit zurückfallen lassen und wurde nun von Kuang Hao Huang überholt. Auf dem letzten Platz jetzt wieder Liebner, sie hat den Platz 5 nicht gegen Hinterhäuser verteidigen können.

Letzte Etappe - eine besonders schwierige Route, hier kommt niemand besonders schnell voran. Andreeva und Malov ringen immer noch um den ersten Platz. Sokolov holt auf und ist wieder auf dem dritten Platz. Liebner und Hinterhäuser sind weiter zurückgefallen, aber es ist immer noch knapp für sie - da kommen die ersten zur Ziellinie und es ist - Malov! Gold für Oleg Malov, Silber für Natalia Andreeva.
Mit klaren Abstand kommt Sokolov an und holt sich die Bronzemedaille - zittern immer noch um die letzten Plätze, für Liebner wird es knapp, aber sie kann sich noch einmal nach vorne zwängen und kommt vor Hinterhäuser über die Ziellinie, letzter Platz also Markus Hinterhäuser, bittere Niederlage, aber wie wir alle wissen, Geschwindigkeit ist nicht alles, die Gesamtperformance zählt. Die Jury wertet - Liebner bekommt noch einen Extrapreis, sie hat die einzelnen Etappen am korrektesten aufgeführt, fast keinen einzigen Fehler. Weniger gut das Zeugnis für alle anderen, sie haben alle ein paar Mal kräftig danebengehauen. Aber für das Podest spielt das keine Rolle mehr. Und hier die Endwertung:

1.Platz: Oleg Malov, mit einer Gesamtzeit von 15:42
2.Platz: Natalia Andreeva, mit 15:48
3.Platz: Ivan Sokolov, 16:33
4.Platz: Kuang Hao Huang, 17:03
5.Platz: Sabine Liebner mit 17:15
6.Platz: Markus Hinterhäuser mit 17:25.

Wir gratulieren allen Athlet*innen und hoffen, sie gesund bei den nächsten Events wiederzusehen. Und jetzt zurück ins Studio für den ausführlichen Kommentar.

Dienstag, 4. Juni 2019

Männlichkeit

Vor einigen Monaten hatte ich auf der Straße eine Konversation, die im Wesentlichen ungefähr so ablief:

- Hey bist du schwul?
- Ne
- Du bist schwul, gib's zu
- Nein, ich bin nicht schwul
- Schäm dich!
- Für was?
- Für deine Männlichkeit!

Es war hellichter Tag, Mittag und strahlender Sonnenschein, und an einer stärker befahrenen Straßenkreuzung. Wäre es dunkel gewesen, hätte ich mich vielleicht geduckt und wäre weitergegangen, ich weiß es nicht. Ich glaube fast, dass ich dafür im Moment noch zu stur bin. Angst hab ich eher im Nachhinein.

In feministischen Kreisen wird oft über "fragile Männlichkeit" geredet, und dieses Konzept hatte ich natürlich auch im Kopf, aber mir war bewusst, dass es nichts bringt, damit anzurücken, wenn die andere Person sowieso schon keine Ahnung hat. Ich hätte gerne gesagt, dass ich bi bin, aber - warum halt? Was geht es ihn an?

Was soll das jedenfalls sein, diese Männlichkeit? Manchmal scheint es, als wäre Männlichkeit einfach nur dadurch definiert, nicht so zu sein, wie Frauen (in einem sehr spezifischen Frauenbild) zu sein haben. Das heißt, alles was allocishetero Männer an Frauen interessiert, gilt es strikt zu vermeiden. Dazu gehört in Extremfällen auch, sich zu waschen. Ernsthaft.

Ich kann den Impuls schon verstehen, sich als Gegensatz zu etwas zu definieren. Das passiert uns allen schnell: Ich bin nicht so, also möchte ich, dass ihr auch seht, dass ich nicht so bin. Abgrenzung eben. Als transweibliche Person ist es mir unangenehm, mit Männern assoziiert zu werden.

Zur Aufrechterhaltung des Status quo "Männer sind das wichtige Geschlecht" ist es notwendig, Femininität abzuwerten. Ich glaube, dass "Feminine Männer" in dieser Hinsicht das Feindbild Nr.1 sind. Dieses drückt sich oft als Homophobie aus, natürlich (das ein Gutteil von Schwulen mit Femininität selbst nicht viel anfangen können, wird dabei vergessen), aber auch in Form von Transfeindlichkeit. Weil sehr viele Leute eben "trans Frau" = "Mann in Frauenkleidern" im Kopf haben, was kompletter Blödsinn ist, aber dadurch werden transweibliche Personen dann eben mit Schwulen assoziiert, und ein random Typ auf der Straße meint, dass ich schwul wäre, weil ich einen Rock trage.

Dass in Pride Events schwule Männer in Drag so präsent sind, macht die Sache nicht besser. Viele trans Personen haben deswegen auch schon eine starke Abneigung gegen Drag Queens allgemein entwickelt - verständlich, aber natürlich gab es historisch viel Verknüpfungspunkte, und eine strikte Trennung übersieht eben auch wieder, dass Geschlecht noch ein wenig komplexer sein kann. Außerdem gibt es auch Frauen, die sich als Drag Queen wohlfühlen, also im Sinne einer Ästhetik oder Gender Performance.

Wie dem auch sei. Ich weiß immer noch nicht so recht, was ich mit Männlichkeit anfangen soll, und warum ich für diese schämen soll. Ich begehe offenbar ein Verbrechen gegen die Männlichkeit, indem ich einen Rock trage. Aha.

Der Gedanke, eine Art Verräter*in am Geburtsgeschlecht zu sein, hat schon was, muss ich zugeben. Ich habe den Feind infiltriert, und ich weiß, wie ihr tickt, o cis Männer, habt acht! Ne - ich bin etwas albern. Meine Menschenkenntnis reicht nicht wirklich, um so eine Rolle zu erfüllen.

~

Naja, warum mache ich mir dazu derzeit wieder Gedanken? Weil ich allmählich aufgrund meines äußeren nicht mehr wirklich als straight gelesen werden kann. Und ich frage mich permanent, in welche Schublade mich die Leute packen, die mich auf der Straße mit gerunzelter Stirn einmal kurz abchecken und wieder wegsehen. Schwul? Drag Queen? Weirdo? Pervers? Trans? None of your Business?

Vermutlich machen sich Leute weniger darüber Gedanken, wer ich bin, als ich mir Gedanken mache, wie sie mich sehen könnten. Da ist ein Rest von Sozialphobie übriggeblieben: Ich kann nur sehr schwer aufhören, mir Gedanken darüber zu machen, wie andere mich sehen.

Aber mit jedem bisschen mehr, das ich von meiner zugewiesenen Rolle "Mann" abweiche, gewöhne ich mich mehr daran. Ich werde diese Gewöhnung in den nächsten Jahren auch brauchen. Die bürokratischen Hürden für eine Transition sind beachtlich, und das selbst in einem Land, in dem die Rechtslage verhältnismäßig gut ist.

Montag, 3. Juni 2019

Thoughts on Titles

I'm currently working on older piano pieces that I wrote in 2015 and ... I noticed a thing.

The concept I had back then was a series of pieces called "Hierarchies", which the individual pieces titled "The Peasant", "The Nobility", "The Preacher", "The Factory worker" and "The Asylum Seeker". At the time, I felt some kind of urgency to make my music more political, as this was the time when lots of refugees from Syria came to Europe and right-wingers used them as talking points.

Only now I do not feel comfortable any more with both the titles for these pieces and the concept behind it. "Hierarchies" was meant to point a finger towards classism, but I did not understand much about it. Why did I include a piece called "The Peasants"? Not because I saw some kind of political statement, but because I already had this peace that was basically a peasant song, and ... it sort of fit? I handwaved it in.

Calling a piece "Asylum Seeker" while doing basically nothing to make it an actual meaningful statement was also ... just a really bad idea. Even if I had found the time to actually finish the piece itself to my satisfaction.

And "The Preacher" ... well. Back then I was more involved with Atheism and I had personally met an anti-gay-preacher (for example) and listened to plenty more. But now I realize that there are just as many bigoted non-believers out there - and frankly, the number of cishet atheist men that have disappointed me is staggering, so it no longer feels right to point the finger at religious extremists. Especially since right-wingers use that rhetoric to justify their hatred of Muslims.

The world has changed since 2015. Trump happened, for example. Is still happening, and people are in the process of getting denied fundamental human rights...

"Hierarchies" was a way to just say: Hey, there are those different people and they don't have equal rights. But even that was messed up because I threw together status/class ("nobility"), action (hate-speech "preacher") and put together some half-hearted sad-music for the refugees. It feels like I instrumentalized their pain for a mediocre (ok, actually worse than that) piece of music, instead of doing the opposite, using art as a way to help a cause.

"Factory Worker" ... I'm uncomfortable with that too. I never worked in a factory, for once, and factory work is only one particular kind of shitty experience that capitalism provides (and not a particular new one). So yes, the piece absolutely works as a parody of the kind of hand movements a worker does at an assembly line, but do I really need to make a parody of that?

From the five original pieces, I'll rework two to include them in my folder for my masters degree... the Preacher will get a different name, and for the other piece I think I'll go with "'Etude" subtitled "A sado-minimalist meditation on Capitalism". I feel that this makes it clearer that I do not attempt to describe a situation that I've never experienced myself. It is merely a piece in a particular style (sado-minimalism is a term some dude invented to describe Ustvolskaya, and while I disagree with it's use for her work, it does describe my piece pretty much perfectly), a style that I relate to and I do think about Capitalism and how it relates to our lives a lot - while not having experienced its worst sides. And I probably never will, with all my privileges and such...

Donnerstag, 30. Mai 2019

Abschweifung: Schablonen und so.

Aaach, nichts großes!

Aber ich höre gerade wieder einmal Boris Tischtschenkos Harfenkonzert, und ich bin einfach der Meinung, dass der erste Satz ne wunderbar unkonventionelle Form hat. Es ist ein Harfen-Konzert, aber es beginnt mit einem ausgedehnten Klarinettensolo, mit ganz kurzen Einwürfen vom Klavier. Und der Aufbau ist sooo langsam.

Dann musste ich daran denken, wie sehr ich es hasse, wenn Konzerte (v.a. Konzerte, aber natürlich generell alle anderen dreisätzigen Werke) einem Muster schnell-langsam-schnell oder langsam-schnell-langsam folgen. Gah. Es wird, bevor überhaupt ein Ton geschrieben wurde, eine Schablone über alles drübergelegt. Und es ist eine binäre Schablone: Langsame Musik klingt so und schnelle Musik klingt so.

Und wenn ich schon beim Abschweifen bin: Diese Schablone kann zu ganz eigenartigen Verhältnissen führen, wenn nämlich eine Komponist*in dazu neigt, eigentlich extrem langsame Musik zu schreiben. Dann gibt es zwar viele Noten in kurzer Zeit, aber das melodische/harmonische Tempo ist erst recht langsam, vllt sogar noch langsamer als im "schnellen" Satz.

Tja. Ich muss öfter mal random Gedanken bloggen, vielleicht? Hemmschwelle verringern und so.
~Jundurg

Montag, 13. Mai 2019

The Bible According to Google Translate - Genesis 2, 1-7

The story so far:

The Ten Commandments
Genesis 1, 1-5
Genesis 1, 6-10
Genesis 1, 11-19
Genesis 1, 20-25
Genesis 1, 26-31

Based on Genesis 2, 1-7:

So the heavens and the earth were changed. These days, the son is not the owner.

On the seventh day, the Lord will end his work. Never make the sun.

Keep blessing for three days and keep everything you own.

God created the heavens and the earth, the heavens and the earth and the heavens and the earth.

There is no rain without rain.

There are six locations in the world. God took the land, and it was very rocky.

And God made the earth forever.

~

Right at the beginning of the second chapter, appropriately, there are big changes. Ownership is taken of the son (who apparently had it before... the writing was a bit vague on that).

Plot twist. Will the sun actually get created yet? Or does God just procrastinate a bit? Anyway, we get some advice on what to do in the meantime. Don't sell stuff.

It gets a bit repetitive after that. But I suppose, there is some mystical meaning behind it. After all, it's a very well documented historical fact that the number three is God´s favourite. And there is more wisdom to come, because we are revealed the truth about rain.

Since God created heaven and earth three times, it makes a lot of sense for there to be six places in the world. Three earths, and three heavens. Or three sets of heavens, because don't forget about the plural. Wait - now that I think about it a little bit longer: This is about directions! Up, down, forwards, backwards, left, right. And three of them are rocky ground, and the other three are heavenly. And all that for eternity, yay!

~

I don't know if I continue regular updates on this silly book. ;-)

Samstag, 11. Mai 2019

Toxic Debate Culture

 (This was originally posted on my facebook wall in march 2018.)


Toxic debate culture:

When you think that if a person cannot articulate their position, they have lost and that makes you right.

When you think that if a person cannot defend their position, they have lost and that makes you right.

When you think that if a person refuses to debate you, they do so because they cannot defend their position, and so they have lost and that makes you right.

When you think that if your opponent shows any kind of emotional response to what you have said, they are obviously not reasonable, and thus have lost ... and that makes you right, of course.

When you think that all questions are up for debate, regardless of either you or the other person having any expertise on the subject.

When you think that you have a right to debate anyone that disagrees with anything you say.

When you try to make as many controversial statements as possible - just because you like peoples emotional reactions to them.

When you get so infatuated with being technically correct that you spend most of your time defending bigots because someone makes slightly incorrect assumptions about their views.

When you admire people just for their skill of winning against your opponents, but not for what they actually say, teach, or do.

~


I feel like I could re-post this every year. It is such a common pattern online, especially from anti-feminists. I'm getting better at countering those strategies, though. "Why do you think you are qualified for this debate?" has worked pretty well (okay, I only tested it once so far).

Why? Because it hits their ego.

Those kind of guys (well, it's almost always guys, although I'm sure there are plenty toxic "debaters" of other genders out there) believe that they are rational, quasi immune to bias, and for them to acknowledge that they might actually need to educate themselves is too frustrating. Because debating is fun, and researching is not.

I get that. I loved debating, and still do, when it's about topics that have no real-life consequence for people around me. However, I do no longer feel the need to point out why your argument for the existance of gods is wrong... because there are *so many* more important things to worry about. Like, literal apocalypse within this century. Rise of fascism. Or whether this fucking dress is blue or gold. Okay, not the last one. But seriously, I'd rather have a good time with a hardcore christian who also happens to be a genuinely good ally to marginalized people than a "rational" dude whose opinion of equality is that other people can have it, but only if he never has to lift a finger to actually promote it.

Well, this has kind of turned into another rant... I'm writing this now because another man I once looked up to has been consistently more shitty and I have to do something with my disappointment. Like, thanks for teaching me skepticism when I was an esoteric weirdo and needed this lesson, but ... I'm gonna move on, I guess. So long, and thanks for all the ghoti.

Dienstag, 23. April 2019

Üpdäätle -48-

Lange lange Pause hier, ich weiß.

Die letzten Wochen ging es mir meist recht gut, allerdings braucht die Uni einiges an Energie und der Rest geht an meine Diplomarbeit. Ja - da tut sich nun endlich etwas. Theoretisch könnte ich darüber auch hier im Blog berichten, hab ich auch vor, irgendwann noch zu tun. Aber hat einfach nicht so hohe Priorität.

Musikalisch bin ich wieder zu Arbeitsmusik zurückgekehrt - d.h. hauptsächlich Computerspielmusik der 90er, gemischt mit etwas Mahler (10.Sinfonie), etwas Henze, etwas Szlavnics und einer guten Portion Plaid. Letztere sind anscheinend gerade dabei, ein neues Album herauszubringen. :)

Warum ich Plaid so mag, ist für mich immer noch relativ schwer herauszufinden. Ich nehme sogar Begriffe wie "Plaid-Harmonik" in den Mund und habe einige meiner Stücke "plaidesque" bezeichnet. Unter anderem auch eines, das ich hoffe, in den nächsten Wochen noch in guter Qualität aufnehmen und hochladen zu können.

Meine Alltagsgamification läuft weiter; ich werde vermutlich heute den Level 6 abschließen, und einen Level 7 designen. Level 6 war designtechnisch ein großer Schritt vorwärts, indem ich ein System eingeführt habe, das wieder stärker dafür belohnt, Dinge anzufangen. Außerdem lässt es mir die Option, den Schwierigkeitsgrad aufgedeckter Quests selbst festzulegen - letzteres hat zwar ganz okay funktioniert, muss aber noch verbessert werden; letztlich habe ich oft zur einfachsten Quest gegriffen, weil der Punkte-Unterschied zu den schwereren Versionen zu gering war, dass es sich wirklich gelohnt hätte, außer, wenn ich sowieso schon mitten dabei war, sie zu erfüllen. Das heißt, wenn ich eh schon mitten in der Arbeit an der Diplomarbeit war, hab ich mir ne schwere Quest dazu genommen, sonst eher nicht. Daher werde ich die Kurve erhöhen - und noch nen Schwierigkeitsgrad 4 einführen, der dann nochmal deutlich mehr Punkte bringt. Tatsächlich hat Level 6 insgesamt weniger Punkte abgeworfen als die Level davor, was sich aber ganz gut anfühlt, da ich dann mehr das Gefühl habe, sie mir auch verdient zu haben. Das ist ein wichtiger Faktor - die Punkte sollen keine strikt extrinsische Motivation sein, sondern das Selbstwirksamkeitsgefühl möglichst fair abbilden und dadurch stärken.

Ich schreibe immer noch öfter etwas - vermutlich werde ich davon auch wieder manches auf den Blog stellen. Gedichte sind bei mir selten, aber es gibt sie. Ich wollte aber nicht nach einer langen Pause kommentarlos ein Gedicht posten, also ... jetzt ist diese Möglichkeit freigeschalten.

Für die Diplomarbeit programmiere ich ein paar Analyse-Algorithmen, die mir hoffentlich dann auch ein paar unerwartete Ergebnisse bringen, so dass sich die Mühe auch gelohnt haben wird. Ich möchte nicht einfach nur das automatisieren, was ich auch händisch schon hingekriegt habe. Vielleicht erkläre ich hier im Blog dann auch ein paar Sachen dazu.

Samstag, 9. März 2019

Gitarristenkleid

GITARRISTENKLEID

Der Gitarrist schwebte in einer Reihe von taumelnden Giganten. Auf jeder der Gigantenschultern schwelte eine Glut von Feuern, die an den Klängen zerborsten waren. Den Gitarristen beschäftigte nur die Reihe selbst, in deren Mitte er sich hin und her bewegte und seine Finger laufen ließ, dabei hier und da sich an einer der Schultern verbrannte und Gefahr lief, dass sein buntgeschecktes Gitarristenkleid am Ende auch noch Feuer fing, wie es bereits das silbrige Schlagzeugerinnenkleid getan hatte, und davor das dunkelviolette Sängerkleid. Tatsächlich waren alle bereits verbrannt außer dem Gitarristen, oder besser, deren Kleider waren verbrannt, ihre Haut lediglich mit Narben geschmückt. Sie lagen noch immer nackt und stöhnend am vorderen Rand der Bühne, wo sie vom Publikum, das auf den Gigantenschultern Popcorn briet, mit Spucke bespritzt wurden, wann immer jemand sich an den tiefsten Grund eines Maiskorns gebissen hatte und seine eigene Verletzlichkeit in Form einer blutigen Murmel entdeckt hatte, einer Murmel, die an einer gewellten Bahn in den Magen dieser einen Person rollen würde, und dieser einen Person fortan als eine Erinnerung an die Spucke und die Gigantenschultern und die Maiskörner und die nackten Menschen auf der Bühne dienen würde. Von den Nackten erhoben sich nun zwei, richteten langsam ihre Oberkörper auf, bis sie, schlagartig erstarrend, Augenkontakt hergestellt hatten. In ihrer Position verharrten sie nun, stumm aufeinander bezogen. Der Gitarrist hatte sich inzwischen zwischen den Tönen seiner Strickleiter verloren, und war ein Niemand geworden, und als solcher bedeutungslos. Das schuf natürlich Möglichkeiten, denn in seinem Metallsaitengesang spiegelte sich nun eine Leere wieder, die von den Umstehenden ausgestrahlt worden war und nun auf sie selbst zurückstach. Verwundet begannen sie sich zu kratzen, einem schrecklichen Juckreiz blind gehorchend, bis sie in elendem Tanze zu Boden gingen. Die ganze Breite der Bühne spiegelte sich nun in sich selbst, und in deren Mitte starrten sich die beiden Nackten mit den aufgerichteten Oberkörpern an, nichts von den Geschehnissen um sich wahrnehmend. Zwischen ihnen befand sich ein Universum an Möglichkeiten, eine jede von ihnen ungenutzt und frisch. Die Gitarre war zu einem Brutkasten geworden, der unablässig weiter wuchs und um die Bühne eine pulsierende Hülle zu bilden begann, freilich von vielen Löchern durchnetzt, in denen die Plektra sich in kleinen Wirbelstürmchen versuchten, gegenseitig anzuregen. Und der Wind rauschte immer lauter, blies das eine oder andere Feuer auf den Gigantenschultern wieder ins Leben, tauchte den Raum in einen fließenden Schaum; ein Schaum von sanftem Magenta, der nun in die Münder der Popcornessenden eindrang und sich dort mit den Stimmbändern umschlang, sodass quallenartige Töne hervorzudringen begannen und kleine Blitze durch die Brusthaare sprangen, eine gewaltige Sprengkraft, deren zerstörerischer Abschiedsgesang den Gitarrenbrutkasten aufschlitzte. Fetzen von sich selbst zerbissenen Reihungen flogen um den Gitarristen, der wild mit seinem bunten Gitarristenkleid um sich schlug, um sich der Schlachtenbrut zu erwehren. Zwischen den Nackten, die mit aufgerichteten Oberkörpern immer noch einander gegenübersaßen, hatte sich eine verdichtete Leere gebildet, die nun langsam begann, in einem tiefen schwarzen Farbton zu summen, eine tintige Wolke, die sich über die Bühne ergoss, und in der die restlichen Mitglieder der Band nun ertranken, bis auf den Gitarristen, dessen buntes Kleid sich nun mit schwarzem Saft vollgesogen hatte, und der in einer letzten Kraftanstrengung den Gitarrenkasten öffnete.

2019-01-10, Jundurg Delphimė

Mittwoch, 27. Februar 2019

Üpdäätle -47-

Der Februar ist jedes Jahr viel zu schnell um, was nicht daran liegen kann, dass er ein paar Tage weniger hat, immerhin wirkt er eher halb so lang wie der Januar. Ich vermute, dass die da oben irgendwie schummeln mit der Zeitvergabe.^^

~

Ich habe das Jahr 2019 mit recht viel Neuer Musik begonnen, und das setzt sich auch noch ein weiteres Monat fort. Für den Februar hatte ich allerdings ein etwas anderes Konzept.

Meine Erfahrung im Januar war ja, dass ausgerechnet das Stück, das mir beim ersten Mal hören am schrecklichsten erschien, sich am Ende zu einem Favoriten entwickelte. Also habe ich weitergedacht - dann kann ich diese instinktive Ablehnungsreaktion ja zum Ausgangspunkt nehmen, ein Feld in Angriff zu nehmen, das ich mein ganzes Leben so weit wie möglich vermieden habe: Die Barockmusik.

Über meine tiefsitzende Abneigung gegenüber Barockmusik habe ich schon öfter mal geredet - meine neueste Hypothese dazu basiert auf dem Tetris-Effekt:
Wie heftig dieser sein kann, habe ich erst vor wenigen Wochen wieder mal deutlich erlebt, und zwar sogar mit dem namensgebenden Tetris selbst, der König*in der Computerspiele... aufgrund eines Internetausfalls hatte ich für einige Tage ein Loch, und dieses wurde dann mit einer Tetris-Sucht gefüllt; das hatte ich nämlich zufällig direkt vor dem Ausfall heruntergeladen. Die Folgen waren erschreckend: Selbst während dem Lesen eines durchaus spannenden Buches war ein Teil von mir im Hinterkopf ständig beschäftigt, Teile zu drehen, in Löcher zu fügen und sogar ein vages Modell eines ganzen Spielfeldes aufrechtzuerhalten. Ich mag Tetris, aber den Effekt, den es auf meine arme Psyche hat, mag ich dezidiert nicht. Schweren Herzens also wieder deinstalliert...

Naja, jedenfalls gibt es bei Barockmusik einen ähnlichen Effekt: Die vorhersagbaren, immergleichen Harmonien laufen nach dem Ende eines Stückes in meinem Kopf weiter und verbrauchen permanent Energie (weil es natürlich nicht nur bei den Harmonien bleibt, sondern auch automatisch melodische Phrasen generiert werden - und hin und wieder verhakt sich etwas, und meine bewusste Aufmerksamkeit wird für einen Moment benötigt, um die Sache zu reparieren). Im Wesentlichen ist es ein musikalischer Tetris-Effekt. Aber während Tetris es an sich hat, geradezu unendlich variable Spielsituationen zu schaffen, ist ein einzelnes Stück Barockmusik fixiert und nach einer Weile korrekt auswendig gelernt.

Meine Februar-Hörliste besteht großteils aus Neuer Musik, aber ich habe ein Werk von Rameau und eines von Lully dazugemischt - und ein Beethoven-Streichquartett, denn auch das ist eine musikalische Gegend, die ich kaum kenne. Die Mischung ist fragwürdig, gerade auch weil ich bei der Auswahl der anderen Stücke nicht so geschickt war - scheint mir - aber der stetige zufällige Wechsel zwischen Alter und Neuer Musik erzeugt zuweilen interessante Effekte.

Aber spezifisch die Barockmusik: am Anfang war es die Hölle.^^ Ein 25-Minuten-Block Lully war mir schlicht zu viel, daher habe ich es auf kleinere Brocken zerschnitten. In den ersten Tagen hatte ich den klassischen Barock-Tetris-Effekt auf meine Psyche, der es schlicht anstrengend machte, mich damit zu beschäftigen. Dann jedoch kam ich an den Punkt, an dem die Stücke individuell wiedererkennbar wurden, und das änderte alles: Anstatt dass eine allgemeine, variable Barocktextur sich in meinem Kopf festsetzte, waren es einfach individuelle Stücke, abgegrenzt und mit einem viel geringeren Energieaufwand - da sie ja auswendig gelernt waren. Et voilà: Ein paar der Stücke mag ich jetzt sogar. Das ist immer noch ein wenig beängstigend, wenn ich ehrlich bin. Barockmusik zu hassen ist zu einem Teil meiner Identität als Musikerin geworden, die ich somit aufgeben muss. Naja, okay, ich werde sie weiterhin meiden, eben wegen dem Tetris-Effekt. Aber der erste Schritt einer Versöhnung wurde gemacht.

Komponist*innen in meiner Februarliste:

Armands Aleksandravičus, Mohammadreza Azin, Malin Bång, Ludwig van Beethoven, Luciano Berio, David Cope, Keith Fitch, Toshio Hosokawa, Joan La Barbara, Geon Yong Lee, Jean-Baptiste Lully, Panayiotis Kokoras, Bruno Maderna, Andrew May, Thomas Meadowcroft, Jan Wilhelm Morthenson, Jerica Oblak, Jean-Philippe Rameau, Evija Skuķe, Chiyoko Szlavnics, Julia Wolfe.

Wie auch letztes Mal habe ich nicht davor zurückgescheut, Leute dazuzunehmen, die ich persönlich kenne oder kannte. Das fühlt sich seltsam an, aber irgendwie mag ich mich diesbezüglich überwinden... und es einfach so machen. Ob ich wieder ausführlich über alle Stücke schreibe, weiß ich noch nicht. Mal sehen.

~

In meinem Vorstellungspost hier im Blog schrieb ich noch, dass ich er- und sie-Pronomen wechselweise benutze, das hat sich mittlerweile geändert. Zwar pendle ich ein wenig hin und her, aber die meiste Zeit bin ich mit "sie" ganz komfortabel, und habe es somit zum Standard festgelegt.

(Viele trans Personen hassen den Begriff "preferred pronouns", da es sich bei ihnen um keine Präferenz, sondern eine Notwendigkeit handelt. Aber ich bin eben genderfluid und daher ist eine 100%ge Festlegung nicht so wirklich absehbar. Es fällt mir allerdings leichter, mich als "Komponistin" zu bezeichnen, als noch vor einem halben Jahr.)

~ Jundurg Delphime

Samstag, 9. Februar 2019

Neue Musik im Jänner - Resümee


Moin!

Meine Jänner-Playlist - ich wollte das neue Jahr mit Neuer Musik beginnen. Das Ergebnis meines Durchhörens ist wie folgt - die Reihenfolge ist zufällig, wie sie auch beim Abspielen stets zufällig war.

~ ẞ ~

Luigi Nono : Prometheus Suite

Langsame Einzeltöne, die in den Raum gesungen werden... Mit Nono hab ich mich auch, als ich ihm im Studium einmal kurz begegnet bin, recht schwer getan. Wie ein Stück wirkt, hängt jedoch stark vom Kontext ab – und in dieser Liste gibt es viele hektische, prägnante Sachen, dadurch freue ich mich im Grunde, wenn etwas ruhiges auftaucht. Dabei ist das Nono-Stück allerdings von einer inneren Spannung erfüllt, somit ist diese Beschreibung etwas zu kurz gegriffen. Durch das Tempo ist es möglich, den Harmonien im Detail zu folgen – dementsprechend würde es auffallen, wenn es hier eine Schwäche gäbe. Das spricht für Nono.
Hin und wieder knarzt etwas dazwischen – Bassklarinette? Bin mir nicht sicher – das sorgt vermutlich für manche Hörer*innen für eine Auflockerung des gleichmäßigen Voranschreitens – ich empfinde das in den ruhigen Abschnitten eher als störend, das Stück könnte auch konsequent ohne schnarrende Klangfarben auskommen, bzw. diese nur zum Abschluss einer Phrase (was auch passiert). Es gibt natürlich noch größere Bogen. Form ist für mich selten ein Kriterium, ich höre ein Stück oft und es hinterlässt dann einen Eindruck, der ohne ausgeprägte Zeitdimension auskommt.

Nam Hoon Kim : Le temps retrouvé

Ein Bläserquintett. Das Stück ist einfacher gebaut, bedient sich einerseits harmonischen Feldern, in denen ich verschiedene Skalen höre; mal angedeutet, mal konkreter und grundtönig zentriert. Auch der Rhythmus wirkt eher scherzhaft auf mich. Irgendwie schade? Die Instrumente Oboe und Fagott, die sind ja bereits scherzhaft, einfach durch ihren Klang, da braucht es nicht mehr viel. Freitonale Klänge, die im Kontext der anderen Stücke irgendwie altmodisch wirken – in der Umgebung ist das eben auch schwer, und die Besetzung macht es auch extra schwierig.

(Ich hab einige Zeit mit Nam Hoon studiert, bis er irgendwann nach Boston verschwunden ist. Einige seiner Stücke während unserer gemeinsamen Studienzeit fand ich genial, insbesondere aus den ersten Jahren, da war viel Konzeptuelles auch dabei; inzwischen hat er sich meinem Eindruck nach ein bisschen zu sehr zähmen lassen von den Unis...)

Isabel Mundry : Sandschleifen

Auch hier gibt es Zentraltöne, und die meiste Zeit meinem Eindruck nach eine recht statische Harmonik – es moduliert aber sozusagen auch, aber wenn ich „moduliert“ schreibe, dann deshalb, weil es eben das Gefühl gibt, von etwas Statischen wegzugehen, und auch ein Gefühl, später wieder dahin zurückzukommen. Das passiert gleich zu Beginn auch einmal: Dieser ist gleich sehr energiegeladen; zum Anfangsakkord wird nach etwa dreißig Sekunden wieder zurückgekehrt und dieser dadurch als Anker markiert.
Der Rhythmus erinnert mich an Boulez; immer wieder Flächen, und schnelle Bewegungen von einer Fläche zur nächsten. Das allerdings ist nur ein grobes Gerüst, es passiert viel mehr und ist auch sehr abwechslungsreich. Aber eben in einer von vielen anderen Werken vertrauten Weise...

Luciano Berio : Glosse

Ich hab mich immer gleich kurz gefreut, wenn die Pizzicatoklänge dieses Stück ankündigten. Es ist ein Streichquartett, das zwar harmonisch nicht überrascht, aber mit einem gewissen Nachdruck kommt, Aggressivität, wie sie Streichinstrumente manchmal in sich haben, und die genügt, um auch mich nebenbei Hörende aufhorchen zu lassen.

Wolfgang Mitterer : Little Smile

Mitterers Stücke höre ich immer wieder gerne, sie sind ein summendes, flirrendes, schillerndes Chaos. Ich gebe aber auch zu, dass ich mehr als eines oder zwei solcher Stücke hintereinander meist nicht hören kann; in einer über acht Stunden langen Playlist ein so ein Stück zu haben, ist aber wunderbar. Immer wieder tun sich kleine Fenster auf in andere harmonische Welten, bleiben für zehn Sekunden offen, und gehen wieder zu. Diese Fenster machen für mich den Reiz des Stückes aus, sie sind der Grund, warum es trotz des irgendwie „gleichförmigen“ Chaos nicht langweilig wird.

Isabel Mundry : Mouhanad

Das Stück hat in der Liste eine schwierige Position: Es hat klar verständlichen deutschen Text, was heißt, dass ich es oft übersprungen habe, wenn ich gerade etwas lesen wollte.

Einerseits finde ich es gut, dass sich eine Komponistin der Flüchtlingskrise als Thema annimmt, andererseits überzeugt mich das Ergebnis doch nicht so ganz.

Der Text für sich funktioniert wunderbar, insofern als dass es möglich ist, ihn zu verstehen – was bei Vokalwerken zu selten der Fall ist – und auch die Musik funktioniert, ich habe mir anfangs sogar einmal gedacht „So muss für Chor geschrieben werden!“, und bei Vokalmusik bin ich notorisch überheikel. Aber die Verbindung zwischen beiden? Für die Chormusik ist der Text nicht notwendig, daher könnte ich das Stück auch ohne Text hören, und würde es vielleicht so mögen. Der Text wiederum könnte auch einfach gelesen werden, glaube ich. (Aber ich gebe zu, dass ich ihn wohl nicht lesen würde, und daher erst in Form dieses Stückes wirklich bewusst höre. Ein Punkt für Mundry, I guess.)

Thomas Meadowcraft : Cradles

Ein Stück mit zwei Ebenen: Da sind die langsamen, gezupften Klänge, die wirklich sanft in den Schlaf wiegen könnten. Darüber aber liegt ein zuweilen plätscherndes, zuweilen aber auch aggressives, Mobile aus Sounds. (Auch ein Mobile hängt über einer Wiege.) Während dem Hören wechsle ich dazwischen, einmal lasse ich mich einlullen, dann werde ich wieder von wildem Geblubber oder Schellenklimpern aus dem Schlaf gerissen. Ich weiß nicht, was die Intention dieses Stücks ist, aber es gefällt mir irgendwie. Ob es mich beruhigt, hängt von der Tageszeit ab, was ich davor gehört habe, ob ich bequem liege, ob ich müde bin... meist beruhigt es mich nicht. Der starke Kontrast zwischen den beiden Ebenen bewirkt, dass ich in mir ein Bedürfnis spüre, auch mal nur das Ruhige für sich zu hören. (Aber natürlich wäre das auch recht langweilig, so allein.) Die Harmonien sind minimalistisch, immer leicht veränderte Variationen von Akkorden, die aus progressiver Popularmusik oder Jazz entsprungen sind.
Es ist definitiv ein Stück, das mir in Erinnerung bleibt, weil es aus der Masse heraussticht, es ist etwas komplett anderes als der Rest der Liste.

Isabel Soveral : Keep Invention in a Noted Weed

Live gespielte Musik und Elektroakust, so ineinander verzahnt, dass ich nicht immer sagen kann, was ich gerade höre. Klavier, Violine, Marimba. Hin und wieder drängt sich ein elektronischer Klang aber ganz in den Vordergrund. Soveral hat einige ziemlich unangenehme scharfe Dauertöne gewählt, im Vergleich dazu wirken Klavier und Geige sanft, auch wenn sie durchwegs düster und scharf dissonant gesetzt sind. Marimba hat eine gewisse Lockerheit natürlich an sich, das gleicht aus. Ich würde sagen, kompositorisch ist es klar eines der stärkeren Stücke in der Liste.

Jan W. Morthenson : Coloratura III

Ein recht kurzes Stück, das mir beim Durchhören nie wirklich bewusst in Erinnerung geblieben ist, weil es recht anonyme Klänge sind... aber jetzt, wo ich darauf achte, ist es eine sehr angenehme Hörerfahrung. Ich habe mich sogar dabei ertappt, dazu einen Ton zu summen. Die statische aber sich stetig wandelnde Wolke erinnert mich auch unmittelbar an Avet Terterians Symphonien – und von denen halte ich viel!

Hans Zender : Canto II

Die Musiksprache ist meinem Gefühl nach nah an einigen Henze-Werken, (den mittleren, experimentelleren, den Opern auch?). Sehr expressive Chorklänge, die mich aber irgendwie wenig bewegen, und deren Expressivität somit mich sogar stört, weil ich nicht das Gefühl habe, dass viel dahinter steckt, bzw. dass sie eher ein Nachhall der Zweiten Wiener Schule sind, als etwas für sich neues. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich so viel Henze gehört habe, dass ich einem ähnlichen Stil ein bisschen überdrüssig bin. Im Umfeld dieser Playlist kann es also nicht so wirklich punkten, obwohl es eigentlich viel zu bieten hätte, es ist definitiv abwechslungsreich und spannend – vielleicht sogar zu sehr. Wahrscheinlich es ein Ausschnitt etwas größeren, dessen Kontext hier dann fehlt.

Errollyn Wallen : Triple Concerto

Der größte Fremdkörper in dieser Liste. Kompositionstechnisch ist dazu nicht viel zu sagen, es ist natürlich etwas völlig anderes – harmonisch sehr einfach. Meine persönliche Abneigung gegenüber Violinen lässt mich meinen, dass das Konzert ohne ein Violinsolo ausgekommen wäre.
Nach einem kurzen expressiven Start beginnt es schnell jazzig zu werden. Der zweite Satz begibt sich dann in eine andere Region, für mich assoziiert mit dem Nahen Osten. Viele unisono vorgetragene Linien über einem statischen Orgelpunkt. Im dritten Satz wird es noch einmal jazzig wie im ersten, allerdings harmonisch sogar noch einfacher, hier sind wir dann wirklich in der Popularmusik angekommen, aber immerhin mit Schwung.

Es ist für die Planung einer solchen Liste günstig, wenn es ein paar stilistische Fremdkörper gibt; weniger zur Auflockerung, sondern dazu, die anderen Stücke immer mal wieder in einem anderen Kontext zu hören – wenn sie unmittelbar auf dieses folgen, ist das einfach eine andere Hörerfahrung als sonst. Errollyn Wallen war bereits Teil meines ersten solchen Listenhörprojekts vor zwei Jahren, deswegen habe ich mich an den Namen erinnert, und sie wieder eingebaut. Einige ihrer Stücke finde ich auch richtig gut, etwa Dervish oder Peace on Earth – das Triple Concerto? Not so much. Aber eben gut als Fremdkörper.

Georges Aperghis : Quatre Pièces Fébriles [...]

Klavier und Marimba, definitiv eine gute Kombination; das erste Stück besonders eingängig durch eine Phrase, die sehr oft wiederholt wird. In einem der weiteren Sätze fiel mir eine Stelle auf, an der sehr plakativ eine chromatische Tonleiter durchexerziert wird. Das kann richtig cool funktionieren, wenn es noch sehr sehr sehr viel extremer gemacht wird, hier wirkt es eher ... einfallslos, an dieser Stelle. Das sind die Stücke aber sicher nicht. Ich mag vor allem die kleinen Blöcke von Repetitionen, die mich sehr an etwas erinnern, was ein Algorithmus ausgespuckt haben mag, ein Festhängen an wenigen Tönen, aber mit viel rhythmischer Energie, die sich einfach mal entladen muss.

Georg Friedrich Haas : Release

Dieses Stück ist zu lang, um „spannend“ zu sein, aber gerade lang genug, um den Ohren etwas bieten zu können; ich höre es gerne. Harfentöne zu mikrotonal ausgefeilten Durklangflächen? Diese Art Musik hätte mich früher sehr frustriert – und würde es vielleicht immer noch, wenn ich sie im Zuge eines Seminars auf der Uni hören müsste; dafür passiert zu wenig. Aber für meine Präferenz des Eher-im-Hintergrund-Hörens passt es naturgemäß gut.
Es gibt eine seltsame Coda, in der noch einmal viel glissandiert wird – da hab ich beim Hören öfter mal nachsehen müssen, ob das noch zu Haas gehört oder ein anderes Stück ist.

Der klare Bezug des Titels auf Sexualität (es wurde nach seinem Coming-Out als Teil der BDSM-Community geschrieben) führt nicht zu etwas, das ich hören könnte. Aber vermutlich war es für Haas eine interessante Erfahrung, es mit diesem Konzept im Kopf zu schreiben. Ich begrüße das – zu sagen, die Musikszene wäre prüde, wäre aber übertrieben, immerhin kenne ich auch kaum Stücke, die andere Grunderfahrungen wie Hunger, Durst oder Lachen in die Musik tragen wollen. Jedenfalls als Grunderfahrungen. Wobei die eben Genannten natürlich noch deutlich grundlegender sind, als Sexualität. Und Stücke über Einsamkeit – davon gibt's eher schon zu viele, oder?

Chaya Czernowin : FardanceCLOSE

Das kürzeste Stück in der Liste. Erst in den höchsten Registern, dann in der Tiefe grollend, das Klavier, das dann unerwartet in eine neoromantische Tonfolge bricht – und dort dann stehenbleibt, in einer sehr sehr langen Coda, in welcher der selbe Akkord (mit Vorschlag) in immer größeren Abständen angeschlagen wird, bis zum Schluss etwa zwanzig Mal. Dieses Stehenbleiben auf einem Akkord macht beinahe die Hälfte der Stückdauer aus. Ein sehr eigenartiger Effekt also. Es hinterlässt ein mulmiges Gefühl.

Malin Bång : ripost

In den ersten Tagen des Hörens habe ich öfter mal nachgesehen, was ich denn gerade höre:
„Das klingt gut, was ist es? Malin Bång.“
„Das klingt gut, was ist es? Malin Bång. Schon wieder?“
„Das klingt gut, was ist es? Malin Bång. Ach ja.“
Anfangs war dieses Stück somit ein klarer Favorit. Diesen Platz hat es dann allerdings abgeben müssen. Die Klänge sind abgefahren, das zeichnet dieses Stück aus. Geräuschhaft wie Lachenmann, aber aggressiver. Da wird mit Eifer geschrubbt und gekratzt, und irgendetwas jammert im Hintergrund. Glocken schlagen.
Wie gut dieses Stück funktioniert, hängt stark von der Lautstärke ab, mit der ich es höre. Es braucht ein gewisses Volumen, damit das Kratzen nicht einfach nur ein Hintergrundgeräusch ist, das ausgeblendet wird.

Øyvind Torvund : Neon Forest Space

Dieses Stück hat wohl den einprägsamsten Anfang. Sehr energiegeladen – im akustischen Sinne, also viel Geräusch – aber es lässt dann sehr schnell nach, wie der Wald im Titel suggeriert, Vogelgesänge, irgendwie auch in Dur. Irgendwelche Waldtiere machen Geräusche, aber auf der harmonischen Ebene passiert nichts. Ich mochte dieses Stück am Anfang sehr, weil es wirklich drollig ist. Mit der Zeit hat es aber seinen Reiz verloren – ich habe es einige Mal übersprungen, gerade weil die „alpinen“ Harmonien mir irgendwann auf die Nerven gegangen sind. Fürs Oft-Hören also irgendwie nicht das Wahre, aber wer ein Stück nur einmal hören will, der würde ich es sogar empfehlen. Es ist ja drollig...

Evija Skuķe : Garām

Ein reines Schlagzeugstück. Für einige Abschnitte habe ich das Gefühl, da würde bloß der Klang der Instrumente ausprobiert, alles einmal angeschlagen; hin und wieder klingt es dann aber so, als ob im Hintergrund eine urtümliche Horde vorbeizieht, eine Weile näherkommt, dann sich wieder entfernt. Steinzeit? Ich habe am Anfang wenig mit dem Stück anfangen können, aber jetzt gerade mag ich es gerne. Das wilde Finale funktioniert aus meiner Sicht nicht ganz so gut, wie der Teil davor.

Laut Google heißt "garām" soviel wie "past", also vergangen? Könnte mit meiner Steinzeit-Assoziation ja passen.

Chiyoko Szlavnics : (a)long lines

Beim ersten Mal Hören habe ich dieses Stück sofort gehasst.

Und wie es bei mir häufiger vorkommt, hat sich dieses Hassen mit der Zeit in eine tiefe Faszination umgewandelt. Sehr sehr langsame Töne, viele Glissandi, schneidend teilweise, manchmal aber auch wie Sirenen; dazwischen immer wieder der Schlag einer tiefen Trommel, der dem Ganzen den Eindruck eines Rituals verleiht. Alles geschieht langsam, auch das düstere Vibrieren eines sehr tiefen Tones, von Trommeln oder von Schwebetönen, rollt langsam heran, wie eine Naturmacht. Von allen Stücken hat dieses aus meiner Sicht den „außereuropäischsten“ Charakter, was vor allem an den Trommelschlägen liegt, welche die in Zeitlupe betrachteten Entwicklungen immer wieder abrupt unterbrechen.

Ich will auf jeden Fall noch mehr von Szlavnics hören, ich bin schon gespannt.

Philip Cashian : Chamber Concerto

Enorm effektvolles Stück. Meine Meinung darüber hat sich mehrfach geändert – anfangs fand ich es eines der stärksten Stücke, dann mit der Zeit ist meine Meinung viel negativer geworden; es scheint mir nämlich so, dass es harmonisch in gewissem Sinne zu perfekt balanciert ist, es ist auf eine jazzige Art und Weise atonal, das haben irgendwie mehrere britische Komponist*innen gemeinsam. Es scheint mir also in der Hinsicht weniger spannend, auf einer Meta-Ebene – verglichen mit anderen Werken dieser Liste. Aber für sich betrachtet ist es ein sehr abwechslungsreiches, interessantes Stück, das ordentlich fetzt.

Salvatore Sciarrino : Introduzione All´Oscuro

Die Sorte von Stück, mit der ich mir schwer tu. Lange Zeit passiert fast gar nichts, es gibt einzelne vorbeifliegende Streichernachtfalter, aber das war's auch schon. Nacht halt. Gegen Ende habe ich das Gefühl, dass noch ein wenig etwas beginnt, anzuheben, ein Herzschlag? Ein seltsamer Nachhall einer romantischen Hausmusik, in Dur?
Pötisch beschreiben lässt es sich offensichtlich, aber mögen tu ich es deswegen nicht.

Luigi Nono : ... sofferte onde serene ...

Ein Klavierstück, das kompositorisch gut ist, aber mir nicht spezifisch in Erinnerung geblieben. Mein Eindruck davon wurde von diversen anderen Stücken in der Liste überschrieben, bzw. hat sich damit vermischt. Wenn ich bewusst darauf achte, stelle ich fest, dass ich die Cluster in hohen und tiefen Lagen recht mag – was mir an dem Stück vielleicht fehlt, ist eine Art übergeordnete Idee, damit meine ich kein Konzept, auch nicht unbedingt eine Form, sondern eher so eine Art Signal an mich als Hörerin, das mir sagt, worum es geht. Ohne dieses ist es einfach eine sehr gute Komposition, die ein angenehm düsteres Intermezzo zwischen den anderen Werken bietet.

Luciano Berio : Epiphanie

Das könnte – wenn ich so über die Liste sehe – das älteste Stück hier sein. 1961, wie es scheint. Es klingt für mich auch ganz spezifisch nach dieser Zeit, wie ein Stück Radio, ein Kommentar über das Abklingen des Serialismus der Fünfziger. Harmonisch definitiv auf einer anderen Liga als viele Stücke in der Liste, durchwegs fein balancierte Atonalität; es ist zu hören, dass sie durch die Ära geprägt wurde. Wie aus dem Radio klingt auch die Stimme, die erzählt, singt, aber auch hin und wieder jauchzt und kichert.
So richtig in Erinnerung geblieben ist mir dieses Stück aber nicht. Fast jedesmal dachte ich mir „naja, ich müsste es halt noch öfter hören.“ Aber wie oft? Es gefällt mir ja, aber es gefällt mir als guter Repräsentant dieses Stiles, nicht als individuelles Stück. Daran ändert auch die Stimme nichts, vermutlich, weil ich deren Sprache nicht verstehe. Der Stil ist – das sollte ich vielleicht noch dazusagen – kein Serialismus, sondern eine recht verspielte Atonalität... kann ich es besser beschreiben? Eben überhaupt nicht punktuell, sondern voller kleiner Motive, rhythmischer Ballungen, opernhaftes Drama. Insofern klingt da vieles drin mit. Ein wenig ist es mir dann doch zu gehetzt, als dass ich es noch viel öfter hören wollen würde.

Michael Obst : Fresko

Das Tonmaterial entfaltet sich zu Beginn langsam, systematisch; normalerweise mag ich so etwas eher nicht, hier funktioniert es aber, weil der Fokus auf einen Klang bleibt, der als ganzes zentral wirkt. Girlanden nehmen im Stück allmählich eine größerwerdende Bedeutung ein; das Klavier und die Harfe haben ihre jeweils eigenen Abschnitte, in denen sie im Vordergrund stehen, die sich in der Farbe so sehr vom Anfang unterscheiden, dass ich sie beim Hören als einem anderen Stück zugehörig empfunden habe.
Dass mich jedes Obststück immer irgendwie auch an Stockhausen denken lässt, liegt vermutlich daran, dass es Professor Obst war, der mir Stockhausen überhaupt erst nahegebracht hat. Aber ich denke, es gibt eine musikalische Verwandtschaft; die Harmonik ist auf eine sinnliche Art und Weise statisch, darin haben die Töne aber genügend Freiraum, um nicht zu ersticken. Überrascht mich nicht besonders, dass ein Obst-Stück in dieser Liste auch wieder zu meinen Favoriten gehört.

Isabel Soveral : Quadramorphosis

Schlagzeug und Elektronik – da ist natürlich ein riesiges Arsenal an Klängen verfügbar. Kurze Schnipsel erinnern mich (positiv) an die Anfänge der elektroakustischen Musik; das Schlagwerk für sich genommen hat aber irgendwie wenig zu sagen. Hängengeblieben sind bei mir nur die Stellen mit den etwas simpleren (d.h. auch klobigeren oder brutaleren) elektronischen Klängen.

Malin Bång : splinters of ebullient rebellion

Viel Geräusch, wie in einer Fabrikshalle. Düstere Klänge, wie ein Choral, der auf Stahltüren gespielt wird. Tippen. So viele Effekte, und jedem Effekt wird – das ist die große Stärke dieser Musik – viel Platz gegeben, sich zu entfalten.
Nicht besonders gut finde ich hingegen, wenn statt den Geräuschen plötzlich sanfte Töne klingen – denn die verwendete Harmonik ist ziemlich schwach; weiße Tasten, Pentatonik, so etwas. Klar funktioniert das als Kontrast zur Düsterkeit davor, allerdings wäre das bestimmt auch anders gegangen, milde Klänge herzustellen – die Harmonik empfinde ich hier einfach billig und langweilig, was enorm schade ist, da der Teil davor so stark war. Auch der Chor kann das nicht wirklich retten.
Wenn ich auf den Titel des Stückes gucke, vermute ich mal, dass hier eine Art Unterdrücker-Unterdrückte-Gegensatz hergestellt wird. In dem Fall haben die Unterdrücker dann aber die bessere Musik... die maschinellen Klänge können sich gegen die simple Weißetastenharmonik allerdings kaum zur Wehr setzen, die klingt selbst dann im Kopf weiter, wenn die Maschinen wieder auffahren. Also irgendwie bleibe ich unzufrieden zurück. Das hätte viel besser sein können. Ich könnte sogar so dreist sein, mir nur den maschinellen Anfang herauszuschneiden und separat zu hören.

João Pedro Oliveira : In Tempore

Wieder tritt Klavier gegen Elektroakustik an. Harmonisch ist es recht solide, statische Klangfelder werden immer wieder kurz erreicht und wieder verlassen. Die elektronischen Klänge fügen sich einerseits gut in das Ganze ein, sind aber oft genug auch eigenständig: Kompositorisch kann ich nichts daran aussetzen, es ist gute Musik. Die vielen Repititionstöne irritieren mich ein wenig; sie verstärken die Assoziation mit Boulez, die sich mir ohnehin schnell aufdrängt bei dieser Besetzung und dem Klangstil. Es ist also einer der Stücke, die so gut gearbeitet sind, dass sie in der Menge untergehen, weil es ihnen an eigenständigen Fehlern mangelt. Irgendwie schade. Gegen Ende verstärken sich Reminiszenzen und Klangfelder werden tendentiell länger gehalten, das funktioniert gut und erzeugt einen absteigenden Spannungsbogen.

Bruno Maderna : Giardino Religioso

Maderna ist einer der Komponisten, die irgendwie an mir vorbeigegangen sind, und bei denen dieser Umstand bedauerlich ist. Auf der Uni kann ich mich auch nicht erinnern, dass er mir je untergekommen wäre. Die Musik ist auf der harmonischen Seite qualitativ hochwertig.

Soviel Energie ist da!
Ich kann nicht sagen, warum während einem viele Minuten langen Abschnitt mir ständig das Es als Grundton im Kopf herumgeistert, das mag eine reine Einbildung sein, dass mein Mind beschließt, in atonaler Musik einfach mal einen Ton festzulegen und dann sich nicht mehr davon abbringen zu lassen. Ich höre dann jeden Ton, jeden Klang, in Relation zu diesem Es. Vielleicht steckt es wirklich irgendwo drin, aber das nachzuweisen...

Gegen Ende wird es wieder ruhiger, und ich genieße den Kontrast. Mittlerweile bin ich vom Es aufs D heruntergestiegen in meinem Höreindruck. Woher das kommt, würde mich echt interessieren. Naja, auch atonale Musik ist immer nur bis zu einem gewissen Grade atonal, es wird sich sozusagen asymptotisch angenähert, mit unterschiedlich viel Nachdruck, und unterschiedlich viel Erfolg. Und selten ist es überhaupt das Ziel, meist eher ein Mittel, um zu einer Harmonik zu finden, in der es eine Balance gibt zwischen dominierendem Klang und Rest, zwischen Statik und Dynamik...

Chaya Czernowin : Sahaf

Am Beginn des Stückes bin ich öfter mal erschrocken. Es ist ein recht aufdringlicher Klang. E-Gitarre und Spaltklänge in Holzblasinstrumenten... eine Ratsche knistert? Die Cluster sind rau, wirken unbehauen. Das Stück hat stellenweise irgendwie das Flair einer Bande Jugendlicher, die in einen Proberaum eingebrochen sind, um möglichst viel Lärm zu machen – jedenfalls weckt die E-Gitarre diese Assoziation. So recht schlau werde ich aus dem Stück nicht. Ich höre es einfach nicht gerne, aber ich kann nicht wirklich sagen, warum. Es besteht aus lauter interessanten Einzelelementen, aber die Verbindung gelingt (mir) nicht, sie folgen aufeinander, wechseln sich ab, und gehen mir teilweise klanglich eher auf die Nerven. (Special Effects von Blasinstrumenten mag ich persönlich nicht.)

Salvatore Sciarrino : Piano Sonata No. 2

Sehr hohe und sehr tiefe Töne kombiniert, das mag ich an sich recht gerne. Lange unregelmäßige Pausen, um den Nachhall auszukosten, eher weniger. Die Girlanden, die darauf folgen, sind ... irgendwie hübsch, haben einen impressionistischen Charme. Ich höre nach einer Weile die Regelmäßigkeit der Skalen dahinter und es verliert dann für mich seinen Reiz. Musikalisch ist diese Sonate nicht weit von der Klaviermusik eines Henri Dutilleux entfernt, dessen Spätwerk ich aber eben wegen der notorischen Vorhersehbarkeit, die sich aus den Skalen ergibt, nicht besonders mag – es hat einen gewissen Zauber, der aber eher einlullt als aufmerksam und neugierig macht.

Bruno Maderna : Quadrivium

Das zweite Maderna-Stück in dieser Liste beginnt erst einmal mit purem Schlagzeug – dadurch habe ich es manchmal mit Garām verwechselt – der Rest des Orchesters setzt dann allmählich ein, immer wieder ein Tröpfeln – in diesem Abschnitt dominiert mir das Schlagzeug dann noch lange zu sehr. Erst gegen Ende hat sich die Struktur gewandelt zu einem volleren Klang. Im Gegensatz zum anderen Stück – Giardino Religioso – finde ich, dass es diesem Stück ein bisschen an rauer Energie fehlt. Plätschern, Tröpfeln, das sind alles Beschreibungen, die ein wenig absurd anmuten, wenn sie sich auf Blechbläser beziehen.
Wieder höre ich über lange Strecken einen Grundton, eine zeitlang ein Es, dann aber ein Des. Dieses scheint mir keine Einbildung zu sein. Insgesamt ist mir das Stück ein wenig zu lange, vermutlich weil das viele Schlagzeug die Ohren ermüdet, sodass der Rest nicht mehr so gut aufgenommen werden kann.

~ ẞ ~

Das war's. Da ich momentan einen Internetausfall habe, werde ich das jetzt erst einmal posten, und später vielleicht noch meine Favoriten herauspicken. In der Zwischenzeit überlege ich mir meinen Plan für das nächste Hörmonat - das wohl irgendwie zwischen Februar und März angesiedelt sein wird.

~ Jundurg Delphimė