Mittwoch, 28. November 2018

Fünf Wege für eine Musik des 21. Jahrhunderts

Vor Jahren bin ich auf Harry Lehmanns Die digitale Revolution der Musik gestoßen, und es hat mein Denken über Musik und Ästhetik allgemein in der Folge geprägt. Seine Kernaussage ist, dass die Musik(-ästhetik) sich angesichts technologischer Entwicklungen weiterentwickeln muss, in einer ähnlichen Weise wie sich die Malerei angesichts der neuen Technologie der Photographie verändern musste.

Lehmanns Buch zeigt viele unterschiedliche Probleme auf - die ich nicht mehr wirklich präsent habe, da es eine ganze Weile her ist, dass ich es gelesen habe - aber der von ihm propagierte Ausweg einer Gehaltsästhetik, so sehr ich ihn auch spannend finde, hat in meinem eigenen Schaffen nicht wirklich Einzug gehalten.

Für mich ist Gehaltsästhetik einfach nur einer unter mehreren Wegen, die ich entweder parallel gehen, oder zumindest im Kopf behalten will, falls ich sie selbst nicht verfolge.

Im Moment komme ich auf 5 Wege, die ich weiter unten kurz vorstellen will. Die Bezeichnungen sind noch nicht besonders schön, da muss ich wohl sehen, ob ich etwas Griffigeres finden kann.

Zunächst aber einige Anmerkungen zu einem der "Probleme", das überhaupt dazu führt, dass es Druck zu einer Veränderung gibt.

Computergenerierte Kompositionen


Mit zunehmender Automatisierung wird auch "interessante Neue" Musik irgendwann eine Massenware werden. Noch versuchen Komponist*innen, ihre individuellen Stile zu entwickeln, und sich damit abzuheben, dass nur sie selbst diese wirklich beherrschen. Aber ob durch genetische Algorithmen oder durch andere Methoden, so bin ich überzeugt, wird jeder Stil kopierbar sein. D.h. sobald eine Komponist*in mehrere Werke geschaffen hat, kann ein Computer weitere Stücke in einem ähnlichen Stil produzieren. Vielleicht nicht unbedingt perfekt, solange es nur ein Lernen anhand einzelner Stücke ist - aber wenn gleichzeitig eine große Bibliothek historischer Werke zur Verfügung steht, auf die der Computer gleichzeitig auch noch zugreifen kann - dann könnte die Qualität der computergenerierten Stücke das selbe oder ein höheres Level erreichen als die der menschengemachten.

~ ẞ ~

1. Weg: Persönlichkeit; Verhältnis der Komponist*innen zum Publikum


Wenn Partituren neuer Werke tausendfach erzeugt werden, verliert ein einzelnes Werk als solches an Bedeutung - wohl aber stellt ein menschengemachtes Werk immer noch etwas besonderes dar. Es ist "handgefertigt". Vielleicht führt das dazu, dass es wieder mehr handgeschriebene Noten geben wird, sogar handgeschriebene Partituren, signiert von der Komponist*in - ein Sammlerstück!

In der Popularmusik gibt es ja die Entwicklung, dass sich der Fokus auf Live-Auftritte schiebt; das könnte auch hier grob dazupassen. Das Menschliche wird erlebt, indem die Menschen erlebt werden, anstatt nur die Musik per se. Ist das eine Art außermusikalischer Gehalt? Ich weiß es nicht, aber es ist eine Strategie, wie sich eine Musikpraxis erhalten kann.

Das heißt aber auch, dass der Fokus von Perfektionismus wegrücken darf - denn das ist die Domäne der Technik - da Fehler ja auch zur persönlichen Note beitragen.

2. Weg: Performance; Verhältnis zwischen Komponist*innen und Ausführenden


Ein bisschen überlappt sich das mit dem vorigen Punkt - ich fasse es aber trotzdem noch als etwas eigenes auf, weil es hier eben nicht um den Bezug zum Publikum geht, oder zumindest nur indirekt.

Ich habe mir zum Beispiel Gedanken dazu gemacht, wie Noten eigentlich aussehen können, und dass es einen großen Unterschied macht, wie sie aussehen - weniger wegen technischer Eigenheiten (wie der Versuch am Anfang des 20.Jhdts., vom Fünfliniensystem abzurücken), sondern weil Musiker*innen mit den Noten interagieren. Ich finde es spannend, damit zu experimentieren.

Das ist von der Seite der Komponist*innen her gedacht. Auf der anderen Seite gibt es schlicht die Vielfalt der Interpretation, die von den Musiker*innen einem ansonsten starr vorliegenden Werk hinzufügen. Es muss auch hier nicht um Perfektionismus gehen (auch wenn auch Virtuosität sehr schön sein kann, aber die gibt es im Sport auch), sondern um die Individualität einer einzelnen Aufführung.

Ich möchte also Interpret*innen sehen, die Werke nehmen und sie radikal uminterpretieren, und zwar nicht vorausgeplant (das wäre wieder Komposition), sondern im Augenblick der Aufführung. Der zweite Satz passt gerade nicht zur Stimmung? Dann einfach den dritten vorziehen. Das Tempo ist zu statisch? Plötzliche Tempowechsel einfügen. Taktart ändern. Fehler absichtlich einbauen...

Hier gibt es natürlich einen fließenden Übergang zur Improvisation, der ich aufgrund mangelnder Planung keinen eigenen Punkt gegönnt habe. Naja, ich improvisiere eben auch gerade. ;-) Sie lässt sich allerdings ohnehin nicht klar einem Weg zuordnen, sondern steckt in mehreren drin.

3. Weg: Prozesshaftigkeit; Verhältnis der Komponist*in zu sich selbst


Menschen sind ungeheuer komplexe Wesen. Auch in den (bald beginnenden) Zwanzigerjahren steckt die Psychologie wenn schon nicht in den Kinderschuhen, dann zumindest in der frühen Pubertät. Auch aufgrund von schlampiger Arbeit, die nicht den hohen Standards der Wissenschaft entsprechen, wird bereits etabliertes Wissen über die menschliche Psyche immer wieder umgestoßen.

Ich verbringe einen großen Teil meiner Lebenszeit daran, mich mit meinem psychischen Befinden zu befassen - teilweise unfreiwillig aufgrund erlebter Traumata oder einer mehr oder weniger chronischen Depression - und halte dies auch für ein enorm wertvolles Unterfangen. (Jeder Mensch, der es sich leisten kann, sollte eine Psychotherapie machen.)

Auch musikalisch lässt sich da viel machen. In jeder meiner Kompositionen steckt ein Teil von mir, so ausgelutscht dies auch klingen mag. (Im Detail sehe ich das auch eigentlich etwas differenzierter, aber darüber schreibe ich ein andermal.) Jedes Mal, wenn ich eines meiner Stücke höre, oder gar selbst spiele, holt mich ein Teil meiner Vergangenheit ein. Plötzlich kommen längst verdrängte Gefühle wieder hoch. Und wieder einmal muss ich mich damit befassen, wenn ich meine psychische Gesundheit erhalten möchte.

Das Komponieren als Prozess aufzufassen, dessen Endergebnis letztlich für niemanden außer der Komponist*in interessant sein muss, bedeutet natürlich auch wieder eine Befreiung von hohen Ansprüchen, von Perfektionismus, von der Idee, "die Musik zu revolutionieren", etwas völlig neues zu erfinden, usw.

Also ein weiterer Ansatz, der im Kern anti-ästhetisch ist, oder zumindest ein Potential dazu hat - eine Eigenschaft, die sich 4 von meinen 5 Wegen teilen.

4. Weg: Konzeptuelle Musik; Verhältnis zwischen Werk und außermusikalischen Inhalten


Auch wenn der Begriff "Gehalt" insgesamt breiter ist, so ist dieser Weg wohl derjenige, der die größte Prominenz hat, wenn von Gehaltsästhetik die Rede ist.

Musik also, die um ein Konzept herum aufgebaut ist, die einen außermusikalischen Gehalt hat, die sich vielleicht mit der Welt beschäftigt, die politisch sein kann, die selbst ein Kommentar zur Ästhetik sein kann ("Musik über Musik"). Das Konzept kann so sehr dominieren, dass auch hier wieder die Ästhetik völlig in den Hintergrund tritt - es ist dann egal, wie es klingt, aber es klingt so, wie es klingt, weil es eine konzeptuelle Vorgabe erfüllt.

Es reicht aber natürlich nicht, bloß Musik zu schaffen, und ihr dann zusätzlich eine Bedeutungsebene überzustülpen. Gute konzeptuelle Musik ist solche, bei der die Musik das Konzept braucht, und das Konzept umgekehrt auch ohne die Musik nicht realisiert werden könnte.

5. Weg: Ästhetische Forschung; Verhältnis zwischen Hörer*innen und Musik


Die Frage "Was macht es schön?" kann auch gestellt werden, ohne selbst zu komponieren. Dieser Weg steht also theoretisch Kritiker*innen offen - ich betrachte ihn trotzdem im Kern als der Domäne der Komposition zugehörig, weil ein Gutteil der Komponist*innen "Neuer" Musik des letzten Jahrhunderts mit ihren Werken im Grunde auch oder primär solche Forschung betrieben haben.

Hier nun geht es primär um die Musik als solche, ohne Gehalt, ohne irgendeinen Bezug zu etwas anderem als sich selbst; selbst die Hörer*in ist eine bloße Notwendigkeit, steht aber nicht im Zentrum.

Deswegen ist dieser Weg derjenige, der von Technologie der automatisierten Komposition am meisten profitiert. Ideen darüber, was gut klingt, können anhand von algorithmisch generierten Mustern überprüft werden. Neue Muster können gesucht und gefunden werden. Komplexität muss nicht mehr an der Hörer*in scheitern, sondern kann als Selbstzweck verfolgt werden, und dann umgekehrt wieder als Herausforderung verstanden werden. "Kann ich das heraushören?"

Und es muss nicht nur um Schönheit gehen. Was ist hässliche Musik? Wie grauenvoll kann etwas klingen? Was ist eigentlich unschön, aber kann durch ein verändertes Hören auch wieder als schön erfahren werden? (Und spätestens hier tritt natürlich auch wieder die Beschäftigung mit Musikpsychologie hinzu.)

~ ẞ ~

Für alle diese Wege gilt, dass es noch viele weitere Beispiele gibt, die sich ihnen zurechnen lassen. Multimediale Kunst habe ich kaum erwähnt, und sie lässt sich prinzipiell mit jedem Weg verknüpfen. Und natürlich gibt es sicherlich noch weitere "Wege", die ich komplett übersehe.

Ich könnte hier noch aufzählen, welche dieser Wege im Moment für mich eine Rolle spielen, aber dieser Post ist schon lang genug; ich kann später darauf zurückkommen.

~ Jundurg Delphimė

Montag, 12. November 2018

The Bible According to Google Translate - Genesis 1, 20-25

(What is this? Begin here.)

Genesis 1, 20-25:


And he said. "If you do not drink an empty bird, and the water that is in China, they will fly over. They fly through the sky above the ground."

He made the wild animals and the sea in the sea, their cattle, and their sockets for his sake, and God blessed them abundantly, and filled them with water from the sea, and from the fowl of the air.
And they are not water.

The sky was filled with the angels of the sea, on the fifteenth day of the Pentecost, when the holidays..

He said, "I love animals, wild animals, cattle, and cattle."
Then he said, "Be like wild animals! What is the skin of the skin? Wolf skin is alive."

Most of all the Lord says to the Lord: "Art."

~

It is important to drink empty birds - those are the birds that are not yet filled with water from the sea, I suppose. Oh, and don't forget the water from China, otherwise some beings will fly over; maybe it's those angels of the sea. Which is exactly what happened in the next verse, so someone failed to drink empty birds, I guess.

Or maybe the birds are empty because God used the water stored in them to fill all the other beasts? Was there not enough water in China? I admit, I am a bit confused, but there must be some way to explain this theologically.

"What is the skin of the skin?" sounds like some Zen koan. I can definitely get behind that "Be like the wild animals!" thing, even more if it means that some advanced lycanthropy is involved. Or inwolfed.

~

(It occurs to me that I might at some point have to come up with my own verse numbers, since I am already out of sync. It's just more fun to mesh things together a bit, or use the same verse twice.)

Üpdäätle -45-

Moin,

Nach ca. 2-3 Monaten (?) hab ich jetzt mal den Level 3 meines Gamification-Systems abgeschlossen. Gegen Ende gibt es immer eine Phase, bei der es sich anfühlt, als würde es kaum noch Fortschritte geben - das stimmt aber eigentlich gar nicht; das liegt nämlich daran, dass ich irgendwann an die Ränder des Spielfeldes vorgedrungen bin, und es somit nichts mehr zu entdecken gibt. Meine Siegbedingung war, zwei komplette Ränder (d.h. alle Quests an den Randfeldern) auszufüllen. Dabei war ich eigentlich lange schon ziemlich weit, aber der Weg in die rechte obere Ecke war von einer großen Quest blockiert - den dritten Teil meiner LGBTQIA-Dschungeldurchquerung fertigzustellen. ;-)

Für Level 4 habe ich nicht viel geändert. Die Auswahl der Quests wird jetzt über einen W100 (Prozentwürfel) abgehandelt, mit dem kleinen Twist, dass der Würfelzahl ein Punkt abgezogen wird je unerledigter TODO-Quest. Dadurch steigt die Häufigkeit von bodenlosen Abgründen, und sinkt die Wahrscheinlichkeit von Freie-Quests-Feldern.
TODO-Quests sind allerdings nicht so häufig, aber es sind die eher größeren Brocken, ganz spezifische Dinge, die erledigt werden müssen - im Gegensatz zu allen anderen Quests, die im Prinzip unbegrenzt oft gemacht werden können.

~ ẞ ~

Komposition - ich bin wie quasi immer an ein paar Klavierstücken dran, jetzt hauptsächlich bei den Gunnerkrigg Chords, allerdings in einer anderen Ecke mit neuen Motiven. Besonders hochwertige Stücke sind da meines Erachtens gerade nicht dabei, aber es kommt halt immer ein bisschen was dazu.

Was mir momentan im Kopf herum geht, ist eine Sammlung von Stücken anzufertigen, die eine Dauer von 0-5 Sekunden haben; bestehend aus Einzeltönen oder Einzelereignissen (Geräusche?), um diese am Ende in eine Playlist zu packen mit zufälliger Wiedergabereihenfolge.

Aleatorik fasziniert mich gerade ein bisschen - ich höre tatsächlich zur Entspannung gerade sehr oft John Cage´s Etudes Australes, eben auch in einer großen 2,8-Stunden-Playlist mit zufälliger Wiedergabe. Diese Stücke lassen sich für Laien als im Prinzip zufällige Klaviertöne beschreiben, für Expert*innen eher als extrem schwer zu spielende Etuden. Dass die Stücke so schwer sind, ist nicht zu hören, im Gegenteil wirkt es auf mich eben sehr entspannend. (Aleatorisch im strengeren Sinne sind diese Etuden nur in ihrer Kompositionsweise, nicht in ihrem Ablauf, da sind sie recht streng festgelegt.)

Irgendwann werde ich auch wieder zur algorithmischen Komposition zurückkehren (es juckt mir manchmal schon in den Fingern) - aber das habe ich mir strikt verboten, bis mein Orchesterstück fertig ist.

Achja, mein Orchesterstück ... es fehlen mittlerweile nur noch so etwa ein Dutzend Takte, allerdings sind diese relativ voll. Ich habe nicht vor, sehr viel Energie ins Überarbeiten und Feinschliff zu stecken, also würde ich sagen, bin ich gar nicht mehr soo weit davon entfernt, dass das Ding fertig wird. (Ich habe damit übrigens Ende Oktober 2017 begonnen. Und etwas über ein halbes Jahr von Mitte Dezember bis Juli pausiert.)

~ ẞ ~

Donnerstag, 8. November 2018

LGBTQIA+ Begriffsdschungel - Teil 3: Und der ganze Rest

Im dritten und abschließenden Teil meiner LGBTQIA-Dschungeldurchquerung habe ich neben Ergänzungen zum Bisherigen eine Reihe von "Randthemen" gesammelt - also Themen, bei denen es bestimmte Überschneidungen mit queeren Themen gibt und die oft zusätzliche Komplexitäten hinzufügen.

Bei den meisten davon bin ich keine Expert*in, und habe deswegen auch nur an der Oberfläche gekratzt. Mir geht es eher darum, das Bild abzurunden und zu erwähnen, was ich bei den anderen Teilen ausgespart hatte.

Wie ich auch bei den ersten Teilen in den letzten Wochen/Monaten immer wieder kleine nachträgliche Korrekturen gemacht habe, werde ich das vielleicht auch hier so halten - generell gilt für diesen Teil 3 aber am meisten: Ich hab nur zusammengeschrieben, was ich kenne, und teilweise kaum recherchiert oder nur aus bestimmten Perspektiven - oder es ist sogar einfach meine eigene. ;-) Für Hinweise, wenn ich wo total danebenliege, oder wenn ich noch etwas ergänzen könnte, bin ich dankbar.

~ ẞ ~


Inhalt von Teil 3:

A - LGBTQIA+ und der Rest der Welt
B - Sexismen und Normvorstellungen
C - Polyamorie und alternative Beziehungsformen
D - BDSM
E - Otherkin
F - Multiplizität und DIS

Teil 3: Und der ganze Rest

(Content Note: Diskriminierungen, Sexismen, Gewalt, Trauma)


A. LGTBTQIA+ und der Rest der Welt


* ally (Verbündete)

Allen queeren Identitäten ist gemeinsam, dass sie in der Bevölkerung Minderheiten sind, und daher auf die Unterstützung der Mehrheitsgesellschaft angewiesen sind. Nichtsdestotrotz sind viele erst einmal skeptisch, wenn sich eine nicht-queere Person selbst als "Ally" deklariert - diese Skepsis rührt aus vielen schlechten Erfahrungen.

Zum Beispiel so etwas:
"Wenn ihr so aggressiv seid, braucht ihr euch nicht wundern, dass ihr keine Allies habt" - das kriegen wir so oder in ähnlicher Form öfter mal zu hören. Allerdings - wer nur zu Menschen einer Minderheit hält, wenn diese immer nett zu einem sind, braucht sich eigentlich nicht Ally nennen; dazu gehört auch das Verständnis, dass es wunde Punkte gibt, und dass Menschen, die verletzt werden, eben auch emotional reagieren können.

Die oberste Regel sollte sein, Menschen zuzuhören, wenn sie über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung sprechen - sie wissen es normalerweise besser!

Nichstdestotrotz ist es wichtig, dass manche queere Räume auch Allies offenstehen - vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, dass viele Leute, die sich ihrer Orientierung oder ihres Geschlechts noch nicht richtig bewusst sind, zu Communities Kontakt suchen, und sich zu Anfang erst einmal als Ally deklarieren.

* QUILTBAG

Eine Variante, um sich die Buchstaben in LGBTQIA+ besser merken zu können. Das "U" steht dabei für "undecided".

* angeboren, unveränderlich?

An der Frage, ob Geschlechtsidentitäten und Orientierungen angeboren sind, hängt oft viel, da es ein wichtiges Argument ist, dass von LGBTQIA-Aktivist*innen vorgebracht wird, um für ihre Menschenrechte zu kämpfen. Es ist heikel, das in Frage zu stellen.

Wenn schon nicht angeboren per se, sind doch Orientierung und Geschlecht für die meisten Menschen über ihr ganzes Leben sehr stabil; bei manchen etwas weniger als bei anderen. Ich will aber darauf hinweisen, dass, nur weil etwas veränderlich ist, das noch nicht heißt, dass die Art oder Richtung dieser Veränderung kontrolliert werden kann; und schon gar nicht, dass irgendjemand dazu gezwungen werden darf, es zu versuchen.

Manche Menschen fragen sich ihr Leben lang, ob ein erlebtes Trauma ihre Orientierung oder Geschlechtsidentität beeinflusst hat - das kann recht quälend sein. Aber selbst wenn es eine Vorgeschichte gibt, ist die Identität, so wie sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt nunmal ist, nicht weniger valide.

* Psychische Schwierigkeiten

Menschen aus dem LGBTQIA-Spektrum wird sehr oft an den Kopf geworfen, dass sie doch irgendwie gestört oder geisteskrank wären. Aus dieser Perspektive kann es verunsichernd wirken, mit Statistiken konfrontiert zu werden, wie es mit psychischer Gesundheit von LGBTQIA-Personen so steht - nämlich oft nicht gut. Das liegt aber in den meisten Fällen klar daran, dass es zu enorm viel Belastungen führt, in einer Gesellschaft zu leben, die uns nicht akzeptiert, wie wir sind. Gerade bei trans Personen gibt es auch schon Studien, die belegen, dass die Rate an psychischen Krankheiten deutlich geringer ist, wenn sie schlicht in einem Umfeld leben können, das ihnen nicht feindlich gesinnt ist. Für Kinder, die in einer Familie aufwachsen, die ihre Identität nicht akzeptiert, bedeutet das aber leider oft ein lebenslanges Trauma.

* Pathologisierung

Einer der ersten Schritte, gegen eine Gruppe von Menschen vorzugehen, ist, sie als krankhaft darzustellen. Das ist in der Geschichte von Medizin und Psychologie (bis in die Gegenwart) aber ein allgegenwärtiges Phänomen, so sehr, dass es uns manchmal nicht einmal bewusst ist, dass es passiert.

Bis zum ICD-10 im Jahr 1992 war Homosexualität von der WHO als eine psychische Störung klassifiziert. Im kommenden ICD-11 wird Transgender-Sein (oder wie es hieß, "Transsexualismus") zwar aus der Liste der psychischen Störungen genommen, dabei aber Genderdysphorie zum Kapitel 'Conditions Related to Sexual Health' gepackt, in dem sich anderen Unterkapitel auch erektile Dysfunktion, Paraphilien, Exhibitionismus und Voyeurismus befinden - diese Nachbarschaft erzeugt jetzt auch nicht wirklich Begeisterung. Zumindest hat aber ein Umdenken begonnen, das den Fokus auf die Dysphorie selbst als diagnostiziertes Problem lenkt, und die Identität selbst nicht mehr pathologisiert.

Intergeschlechtliche Menschen ringen unterdessen darum, dass ihre Körper nicht als Fehlbildungen abgetan werden, wenn sie doch genauso gut oder schlecht funktionieren wie die anderer Menschen auch.

Zugrunde liegt all diesen Phänomenen der Gedanke "krank ist, was nicht der Norm entspricht" und somit die Idee, es gäbe nur genau eine Art von richtigem Körper und richtigem Leben. Hier befinden wir uns bereits in unmittelbarer Nähe zu faschistischem Gedankengut, das diese Idee noch auf "Völker" ausweitet.

* Gay Conversion Therapy

Besonders im religiös-fundamentalistischen Umfeld gibt es auch heute noch die Idee, dass sich eine von der Heteronormativität abweichende sexuelle Orientierung "wegtherapieren" ließe. Solche Versuche waren (bzw. sind) sehr gewaltvoll und entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage.

B. Sexismen und Normvorstellungen


Begriffe die sich auf gesellschaftliche Strukturen beziehen, sind schwer zu definieren, und da ich keine besonderen Kenntnisse von Soziologie, Gender Studies, etc. mitbringe, werden meine Definitionen vermutlich nicht so formuliert sein, wie sie von Expert*innen verstanden werden. Nehmt diese Auflistung also auch nur als einen groben Überblick.

* Heterosexismus

Die (gesellschaftlich verankerte) Vorstellung, dass nur Heterosexualität normal sei, und jede Abweichung davon unnatürlich und fehlerhaft.

Es geht dabei nicht nur um persönliche vorurteile, sondern auch um gesamtgesellschaftliche Normvorstellungen, die sich z.B. in diskriminierenden Gesetzen niederschlagen, fehlendem gesetzlichen Schutz vor Ungleichbehandlung und auch stillschweigendem Ignorieren von Ausgrenzung, die in Bereichen passiert, die nicht gesetzlich geregelt werden können.

* Monosexismus

Die (gesellschaftlich verankerte) Vorstellung, dass es natürlich und richtig für Menschen ist, sich zu nur einem Geschlecht hingezogen zu fühlen, d.h. entweder heterosexuell oder homosexuell zu sein. Monosexismus ist eine Grundlage für Diskriminierung von Bi*sexuellen.

* Cissexismus

Die (gesellschaftlich verankerte) Vorstellung, dass es natürlich und richtig für Menschen ist, eine Geschlechtsidentität zu haben, die genau derjenigen entspricht, die sie bei der Geburt zugewiesen bekommen. "cissexistisch" ist mehr oder weniger synonym zu "transfeindlich".

Viele Spielarten von cissexistischen Denkens enthalten die Idee, dass es so etwas wie eine Geschlechtsidentität gar nicht gibt, oder dass diese zu 100% biologisch festgeschrieben ist (hier wird allerdings auch auf vereinfachte bzw. veraltete Biologie verwiesen). Eine häufige cissexistische Aussage ist auch "Es gibt nur zwei Geschlechter, und diese sind biologisch fest vorgegeben!".

Auch trans Personen sind davon nicht gefeit - schließlich wachsen wir in einer Gesellschaft auf, die von Cissexismus tief durchtränkt ist. Wenn trans Personen überhaupt in Büchern, Filmen, etc. vorkommen, dann oft als lächerliche Witzfiguren oder als eingestreuter Gag. Wenn es überhaupt zu einer Erwähnung kommt.

* Exorsexismus

Exorsexismus - abgeleitet vom logischen Gatter XOR, also "das eine oder das andere, aber nicht beides" - bezeichnet Feindseligkeit gegenüber nichtbinären Personen. Meistens wird Exorsexismus mit Cissexismus gleich "mitgeliefert", allerdings gibt es auch binäre trans Personen, die nichtbinäre Identitäten für ungültig halten und nichtbinäre Personen aus trans Gruppen ausschließen wollen.

Das wohl verbreitetste Beispiel für üble Hassrede gegen nichtbinäre Personen sind "Witze" der Form von "Ich identifiziere mich als [X]", wobei für [X] etwas möglichst abwegiges eingesetzt wird, um nichtbinäre Identitäten als lächerlich darzustellen.

* Bi-Erasure

Bi*sexuelle werden medial oft weggelassen, versteckt oder wegerklärt. In vielen Köpfen geistert die Idee, dass es Bi*sexuelle eigentlich gar nicht gibt, bzw. dass eine Person lügt, die sich so bezeichnet, wenn sie z.B. in ihrem Leben nur Beziehungen mit Menschen eines Geschlechts hatte.

Bei nachträglichen Zuschreibungen, etwa verstorbenen Prominenten, wird oft bewusst oder unbewusst ignoriert, dass eine Person bi*sexuell war, und sie stattdessen in eine heterosexuelle oder homosexuelle Schublade gesteckt.

* Allosexismus

Die (gesellschaftlich verankerte) Vorstellung, dass es natürlich und richtig für Menschen ist, sich sexuell zu anderen hingezogen zu fühlen, und dass sexuelle Anziehung für ein gelungenes (Erwachsenen-)Leben notwendig ist.

"allosexistisch" sehe ich als synonym zu "ace-feindlich" bzw. "asexuellenfeindlich".

* Amatonormativität (amatonormativity)

Die Vorstellung, dass alle Menschen romantische Beziehungen eingehen wollen oder sollen; dazu gehören auch Ideen wie, dass es zu einem guten Leben dazugehört, mit einer Partner*in zusammenzuziehen, gemeinsam Kinder (und Enkelkinder) zu bekommen, dass Freundschaften niemals romantische Beziehungen ersetzen können, dass Freundschaften weniger wert seien als Liebesbeziehungen, dass sich das Leben um die Partner*in zu drehen hat, und alles andere zweitrangig ist.

C. Polyamorie und alternative Beziehungsformen


Dieses Thema ist sehr komplex, daher versuche ich hier nur, einige Grundbegriffe aufzuzählen - Leser*innen mögen sich für tiefergehendes Einlesen bessere Quellen suchen als meinen Blog.

* Polyamorie

Viele verschiedene Arten, konsensuell mehr als eine (meist als sexuell und/oder romantisch verstandene) Beziehung zu führen, lassen sich unter dem Überbegriff Polyamorie versammeln.

Das entscheidende Merkmal der Polyamorie ist, dass sie konsensuell ist, d.h. dass die Partner*innen sich darüber im Klaren sind, dass es sich um polyamore Beziehungsformen handelt. "Fremdgehen" ist daher nicht polyamor.
 Es kann in polyamoren Beziehungen sehr klar vereinbarte Regeln geben - oder auch die Vereinbarung, möglichst wenige feste Regeln zu haben - und alles dazwischen.

Es gibt unterschiedliche Ansichten dazu, ob Polyamorie für sich genommen "queer" ist. Es gibt natürlich viele cisgender+heterosexuelle+allosexuelle Menschen, die polyamorös leben - und es ist auch nicht abzustreiten, dass auch gegenüber den meisten Formen von Polyamorie große gesellschaftliche Vorurteile bestehen, sowie wenig oder kein rechtlicher Schutz. Klar ist also, dass gegen polyamorös lebende Menschen diskriminiert wird - allerdings ist "queer" historisch ein Schimpfwort, dass sich gegen LGBTQIA-Menschen gerichtet hat, und von diesen heute reclaimt wird.

Auch im Sinne der sprachlichen Praktikabilität ("queer" als schnelles Synonym zu "LGBTQIA+") werde ich Polyamorie nicht als queer bezeichnen. Wenn über gemeinsame Diskriminierungserfahrungen geredet wird, kann dies auch über ein Kürzel wie "queer/poly" gemacht werden.

> Link: Den Comic KimchiCuddles finde ich persönlich einen möglichen guten Einstieg ins Thema.

* Metamour

Eine Partner*in einer Partner*in.

* Mitfreude (compersion)

Während Eifersucht oft für polyamor lebende Menschen ein schwer zu bewältigendes Problem darstellt, gibt es auch deren Gegenteil, die Mitfreude - also eine Freude darüber, dass eine Partner*in eine neue Beziehung mit jemand anderem beginnt oder genießt.

* Triade

Eine Beziehung zwischen drei Personen, die zusammen ein (geschlossenes) Dreieck bilden.

* Polykül (polycule)

Durch polyamore Beziehungen können sich komplizierte soziale Strukturen ergeben, die, wenn sie als Beziehungsdiagramm aufgezeichnet werden, an Moleküle erinnern. In einem großen Polykül kann eine Person die Partner*in der Partner*in der Partner*in ... usw. sein.

* polyfidel, Polyfidelität

Eine Beziehungsform, bei der die Beteiligten ohne Absprache keine weiteren Beziehungen beginnen (ähnlich wie in einer monogamen Ehe) aber es eben mehr als zwei Personen sind, ist polyfidel. Das hat z.B. den Vorteil, gegen sexuell übertragbare Krankheiten geschützter zu sein, weil es ein geschlossenes System ist.

* Relationship Anarchism (Beziehungsanarchie)

Die Idee, dass jede Beziehung zwischen Menschen individuell ist und für sich selbst betrachtet werden sollte; d.h. dass Unterscheidungen zwischen Liebesbeziehungen, sexuellen Beziehungen, usw. zu grob sind, oder deren Regeln zu eng gefasst.

D. BDSM


BDSM ist ein Mehrfachakronym, bei dem jeweils zwei benachbarte Buchstaben zusammen gelesen werden können, und zwar BD als "Bondage und Disziplin", DS als "dominant-submissiv" und SM als "Sadismus und Masochismus". Zwischen BDSM und queeren Communities gibt es Überschneidungen, aber auch hier gilt, dass nicht jede Person, die BDSM praktiziert, queer sein muss.

BDSM ist ein sehr weites Feld, das nicht unbedingt mit Sexualität zu tun haben muss, sondern auch beispielsweise um Erfahrungen von Abhängigsein, Sich-jemandem-voll-Anvertrauen, oder umgekehrt Kontrolle auszuleben.

* safeword

In der BDSM-Szene wird sehr viel Wert auf Konsensualität gelegt, vielleicht sogar mehr als irgendwo sonst. Meist wird dafür ein Safeword vereinbart - ein Wort, das ein unbedingtes Signal dafür ist, dass eine Handlung abgebrochen werden muss.

* Kink

Ein Kink ist eine sexuelle Vorliebe, die als außergewöhnlich angesehen wird.

* Fetisch

Ein Fetisch ist eine sexuelle Vorliebe, die für eine Person so wichtig ist, dass sie ohne diesen Fetisch keine oder fast keine sexuelle Erfüllung erlebt.

E. Otherkin


Otherkin ist eine (Selbst-)Bezeichnung für Personen, die sich nicht zur Gänze als Mensch identifizieren. Dabei ist ihnen bewusst, dass sie in/mit einem menschlichen Körper leben, es geht eher um ein inneres Wesen oder auch um eine Beschreibung des Charakters. Oft wird das auch spirituell verstanden. Womit sich Personen identifizieren, kann sehr unterschiedlich sein, es müssen keine real existierenden Wesen sein.

Manche trans Personen lehnen otherkin Personen ab, weil sie befürchten, dass Analogien gezogen werden, die benutzt werden können, um Transsein zu invalidieren. Allerdings sind viele otherkin Personen selbst trans, sodass es Überschneidungen zur Geschlechtsidentität gibt.

Es kann unterschieden werden zwischen "identifizieren als" und "identifizieren mit". Ersteres entspricht eher der Erfahrung von trans Menschen (sie sind ihr Geschlecht, stellen das fest und teilen es anderen mit), letzteres vielleicht eher otherkin Personen.

> Link: Mein Halbwissen zu diesem Thema stammt zu einem Großteil von einer Podcast-Episode "Sharks have no concept of gender", in der sich trans und (sekuläre) otherkin Personen miteinander unterhalten. Grundtenor ist, dass es prinzipiell harmlos ist, und es daher keinen Grund gibt, anderen ihre Identifikation mit etwas abzusprechen.


F. Multiplizität und Dissoziative Identitätsstörung


(Content Note: Trauma, Gewalt)

Hierauf werde ich nur kurz eingehen, weil es ein sehr heikles Thema ist, und ich auf keinen Fall für Betroffene von DIS sprechen möchte. Der Grund, warum ich es überhaupt erwähne, ist, dass es bei Multiplizität - also mehrere getrennte Personen/Persönlichkeiten/Alters in einem Körper - öfter auch dazu kommen kann, dass die einzelnen davon unterschiedliche Geschlechter oder Orientierungen haben können, wodurch Menschen einen noch einmal anderen Bezug zum LGBTQIA-Spektrum haben können, den ich bisher eben nicht angesprochen hatte.

Dissoziative Identitätsstörungen (DIS) sind - soweit ich weiß - nach derzeitigem Konsens ein Ergebnis von schwerer Traumatisierung. Dementsprechend ist es sehr wichtig, nicht einfach fröhlich dahinzuphilosophieren, sondern zu beachten, dass es für Betroffene ein unangenehmes Thema ist, und eine Diskussion potentiell triggernd sein kann. Deswegen habe ich den Abschnitt (und den Post) mit Inhaltswarnungen zu Trauma und Gewalt versehen, auch wenn ich nicht explizit darüber spreche.

Das Bild von den "bösen Alter-Egos" ist leider immer noch medial omnipräsent, wenn es um Multiplizität geht. Im Gegenteil haben Alters (d.h. die weiteren Persönlichkeiten) oft den Zweck, vor den traumatisierenden Erfahrungen zu schützen, indem diese Erfahrungen eben vom Rest getrennt werden.

> Link: Mein Halbwissen zum Thema DIS stammt hauptsächlich von einem Youtube-Kanal einer Betroffenen, den ich hier verlinke: MultiplicityAndMe - Natürlich ist das nur eine Perspektive, und es gibt noch sehr viele andere. Genauso wie auch für alle Personen aus dem LGBTQIA-Spektrum bewerte ich die Erfahrungen von Betroffenen insgesamt höher als die der "Expert*innen" (etwa aus der Psychiatrie) - aber natürlich kann niemals eine Einzelperson für die anderen sprechen.

* System

Für die Gesamtheit der Persönlichkeiten in einem Körper wird oft der Begriff "System" verwendet, also etwa formuliert "Wir sind ein multiples System" oder "Ich bin Teil dieses Systems". Manchmal geben sich Systeme selbst noch einen eigenen Namen, um von den einzelnen Alters abzugrenzen - meist gibt es aber eine Persönlichkeit, welche die "ursprüngliche" ist, und den Namen für das System stellt.

* Singlet

Bezeichnung für eine nichtmultiple Person, also für jemand, der*die "alleine im Kopf" ist.

* Median, Median-System

Wie fast überall gibt es auch bei Multiplizität (das an sich schon ein riesiges Spektrum sehr unterschiedlicher Erfahrungen ist) Grauzonen - eine Bezeichnung für etwas zwischen Singlets und multiplen Systemen ist "Median-System".

Ich weiß von keiner Forschung, die einen Zusammenhang zwischen Median-Systemen und Genderfluidität zum Thema hätte - und vermutlich gibt es Leute, die meine Vermutung, dass es hier einen Zusammenhang geben könnte, problematisch finden. Dennoch wollte ich das kurz ansprechen - es gibt allerdings ohnehin zu Median-Systemen noch kaum Information zu finden, und es ist kein psychologischer Fachbegriff, sondern ist nur in einigen Communities von Menschen auf dem multiplen Spektrum verbreitet.

* Tulpas, Soulbonds, "healthy multiplicity"

"Healthy Multiplicity" bezeichnet den Ansatz, Multiplizität nicht als etwas Negatives zu sehen, sondern als etwas Positives oder manchmal sogar Erstrebenswertes. Dieser Begriff ist auch wieder sehr heikel, da viele Betroffene von DIS es (verständlicherweise) sehr negativ aufnehmen, wenn etwas, unter dem sie ihr Leben lang leiden, von anderen als erstrebenswert dargestellt wird.

Aus der tibetischen Mythologie ist der Begriff "Tulpa" entlehnt, der Anfang der 2010er-Jahre im Internet als Bezeichnung für bewusst geschaffene weitere Persönlichkeiten eine weitere Bedeutung angenommen hat.

"Soulbond" ist ein damit eng verwandter Begriff, der sich eher auf literarische Figuren bezieht, die im Kopf von Schriftsteller*innen allmählich ein Eigenleben entwickeln, und eine eigene Perspektive auf die Welt, mit der sich dann die Rolle, die sie als Soulbonds einnehmen, stark von der unterscheiden kann von der, die sie in der Fiktion, der sie entstammen, hatten.

Sowohl Tulpas als auch Soulbonds können natürlich prinzipiell jedes Geschlecht, jede Orientierung (und auch natürlich nicht notwendigerweise menschlich) sein. Ob es dadurch möglich ist, durch deren Einfluss allmählich eine veränderte Geschlechtsidentität oder Orientierung zu haben, ist natürlich auch wieder umstritten und heikel (da es unter Umständen als Legitimation von "Gay-Conversion-Therapy" gelesen werden könnte, oder als Invalidisierung der Identität von LGBTQIA-Personen).

Meinem Eindruck nach (die ich mich vor einigen Jahren etwas mehr damit beschäftigt habe) sind in Tulpa/Soulbond-Communities trans Personen etwas überrepräsentiert, allerdings ist dort die Frage, was Trans-Sein für ein System bedeutet, oft unklarer. Etwa, was es z.B. für eine cis Person bedeutet, sich über viele Jahrzehnte den Kopf mit einer recht selbstständigen Person eines anderen Geschlechts zu teilen - und ob dann der Begriff "bigender" dafür passend ist.


~ ẞ ~


Ich ziehe hier vorerst einen Schlussstrich.

Es lassen sich noch viele Themen aufzählen, die ich ausgelassen habe: Rassismus bzw. Erfahrungen von People of Color, Erfahrungen von autistischen Menschen, gehörlosen Menschen, von Menschen mit Behinderungen, mit Migrationshintergrund, in Armut, ...

Es gibt eine Unzahl von Überschneidungen, und die Erfahrungen, die Menschen machen, die in mehr als einer Hinsicht nicht der Norm entsprechen (oder der Mehrheitsgesellschaft), können sich drastisch von denen unterscheiden, die "nur" queer sind. Und die meisten Communities orientieren sich auch innerhalb einer Minderheit wieder an der Mehrheit. Das gilt auch für meinen Blog hier, der sich nur an Leute richtet, die mit meiner Art zu schreiben klarkommen. Und ich wüsste ehrlich gesagt nicht, ob Vorleseprogramme für blinde Menschen z.B. hier funktionieren. Oder was sie aus den ganzen scharfen ẞ machen, die ich als ästhetische Trennzeichen einstreue...

Ich denke, es ist meinen Posts anzumerken, dass ich von manchen Themen deutlich weniger Ahnung habe - daher hier nochmal der Hinweis, dass ich gerne noch etwas mehr einbauen kann oder Korrekturen machen, wenn jemand da Bedarf sieht. :-)

~ Jundurg Delphimė

Donnerstag, 1. November 2018

The Bible According to Google Translate - Genesis 1, 11-19

(What is this? Begin here.)

Genesis 1, 11-19:

And God said, "The fruit of tree fruits are fruits and terrible dreams."

And that's it: Complete capture of destiny and God.

The land has sprouted; and in the evening there was morning there - on the third day.

And God said, "Let the air be up, and talk with a loud voice per day, and at the festival."

"Explain the heavens, to be a sign of the celebration of night and time, the sacred days and years. There are fifteen lights that shine in the sky."
(There were not.)

And God created two wonderful conversations, strong light and light. It will also be visible! Prepared and paced.

He sent forty beasts and raised that rock, for more than eight days, at night, to light the darkness at four o'clock in the morning.

~

Don't eat those fruits, you don't want to get nightmares. Maybe that is already some kind of foreshadowing? Adam has yet to enter our narrative. But I suppose you can actually say that this is destiny in a nutshell, theologically speaking.

With that settled, it is time for some parties. Festivals and celebrations - don't bother going there with a soft voice, it's got to be loud! Time itself is a worthy thing to be celebrated, especially night-time.

Then, God makes his first mistake - he claims that there are fifteen lights, but actually there are not. That seems to be a good conversation-starter though, so maybe that's why he did it. He even thought ahead to prepare some visual aid for what he had to say.

Nothing better to do at four in the morning than getting woken up by a bunch of beasts and that rock. You know which rock we are talking about, do you? At least, the author of the Holy Book certainly expects you to. And I only just realized the sexual innuendo there.

(to the next part)