Freitag, 21. September 2018

LGBTQIA+ Begriffsdschungel - Teil 2: Orientierungen und Attraktionen

Im zweiten Teil meiner kleinen Odyssee durch die LGBTQIA-Begriffswelt geht es zunächst um sexuelle Orientierungen - also das, woran die meisten Leute als erstes denken, wenn sie eine Regenbogenfahne sehen - aber tatsächlich geht es eben nicht hauptsächlich um Sex, und daher weite ich das Thema aus auf alles, was mit Orientierungen zu tun hat, und möchte auch auf die verschiedenen Arten von Attraktion eingehen.

Es gibt innerhalb der Communities viele Diskussionen über Begriffe und wie sich unsere gelebten Erfahrungen am besten durch diese beschreiben lassen. Ich erwarte, dass es im Verlauf der Jahre noch eine Menge Veränderungen geben wird - ebenso werde ich selbst noch vieles dazulernen. Ich kann hier also nur erklären, wie ich die Dinge jetzt, im Herbst 2018 verstehe, und werde zweifellos vieles später revidieren. :-)

Es versteht sich von selbst, dass alle Definitionen hier in erster Linie mal von mir sind. Ich spreche aber natürlich nicht für die, welche diese Begriffe für sich verwenden. Im Zweifelsfall ist es IMMER besser, Personen selbst zu fragen, wie sie ihre Identität verstehen.

Ich versuche, meine Definitionen nach bestem Gewissen so zu formulieren, dass die allermeisten Leute, die sie nutzen, sich darin wiederfinden. Natürlich wird das nicht in jedem Fall funktionieren.

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Inhalt von Teil 2:

A - Die Grundlagen
B - Sexuelle Orientierungen
C - Verschiedene Arten von Attraktion
D - Romantische Orientierungen
E - Weitere Begriffe

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Teil 2: Orientierungen und Attraktionen

(Content Note: Diverse Ausgrenzungen)

A. Die Grundlagen


Homosexuell, bisexuell, asexuell - das sind die Orientierungen, die direkt im Kürzel LGBTQIA+ drinstecken, und sie bilden die Basis, von der aus weiter differenziert werden kann. Bevor ich aber die einzelnen sexuellen Orientierungen durchgehe, gilt es zunächst eine Unterscheidung zu machen.

Meist reden wir über sexuelle Orientierungen, doch es geht ja nicht nur um Sexualität. Deswegen wird von dieser die romantische Orientierung separat aufgeführt, denn auch wenn diese bei den meisten Menschen zusammenfallen, ist das nicht immer so. Neben sexuellen und romantischen werden auch noch andere Arten von Orientierungen diskutiert, dazu komme ich aber später.

Ich werde im nächsten Abschnitt mich einmal auf die Begriffe der sexuellen Orientierungen konzentrieren. Aber es scheint mir nützlich, bereits vorher zu sagen, dass praktisch alle davon auch ein analoges Gegenstück aus den romantischen Orientierungen haben. Zum Beispiel:

heterosexuell - heteroromanisch
asexuell - aromantisch
...
usw.

B. Sexuelle Orientierungen


Sexuelle Orientierungen beziehen sich auf sexuelle Anziehung, allerdings werden die Begriffe auch fast immer als Überbegriff verstanden, der andere Arten von Attraktion miteinschließt.

* heterosexuell (straight)

Heterosexuelle Menschen erleben sexuelle Anziehung zu Menschen eines gegensätzlichen, d.h. vom eigenen deutlich verschiedenen Geschlechts.

Alltagsdefinition: Heterosexuell sind Männer, die sich zu Frauen, und Frauen, die sich zu Männern hingezogen fühlen.

* asexuell (ace)

Asexualität wird als Überbegriff verwendet für die Abwesenheit oder teilweise Abwesenheit von sexueller Anziehung. Asexuelle Menschen (im engsten Sinn) erleben keine sexuelle Attraktion zu Menschen irgendeines Geschlechtes. Im weiteren Sinne gehören zu Asexualität aber auch die verschiedenen Graubereiche, graysexual und demisexual.

Asexualität hat nichts mit mangelnder Libido oder Enthaltsamkeit zu tun. Manche Asexuelle empfinden Sex als abstoßend, und wollen damit nichts zu tun haben - manche haben lediglich kein Bedürfnis danach, aber haben kein Problem damit, mit Partner*innen Sex zu haben.

Zur Veranschaulichung sage ich mal: Asexuelle fühlen sich zu Menschen des eigenen Geschlechtes ebensowenig hingezogen wie Heterosexuelle, sowie zu Menschen eines gegensätzlichen Geschlechtes ebensowenig wie Homosexuelle.

* allosexuell

Der Gegenbegriff zu Asexualität heißt Allosexualität - darunter fallen die meisten anderen sexuellen Orientierungen. Als eigener Begriff ist es außerhalb von Ace-Communities selten anzutreffen, aber es ist wichtig, einen Gegenbegriff zu haben, um die Norm als solche in Frage stellen zu können. (Ganz ähnlich dem Begriff "cisgender" bei den Geschlechtern)

* homosexuell (schwul, lesbisch, gay)

Homosexuell sind Menschen, die sexuelle Anziehung zu Menschen ihres eigenen oder eines sehr ähnlichen Geschlechtes erleben.

* bisexuell / bi*sexuell / bi

Definition 1: Bisexuelle Menschen erleben sexuelle Anziehung zu Menschen mindestens zweier (deutlich) verschiedener Geschlechter.

z.B. zu Personen eines ähnlichen (oder dem eigenen) Geschlechtes und Personen eines davon verschiedenen.

Definition 2: Bisexualität ist sexuelle Attraktion, die als straight gelesen wird, und sexuelle Attraktion, die als queer gelesen wird. Bisexuelle Menschen bewegen sich deswegen gewissermaßen zwischen zwei Welten.

Definition der einflussreichen Bi-Aktivistin Robyn Ochs: "I call myself bisexual because I acknowledge that I have in myself the potential to be attracted – romantically and/or sexually – to people of more than one sex and/or gender, not necessarily at the same time, not necessarily in the same way, and not necessarily to the same degree."

Keine der Definitionen ist durch Gewichtung eingeschränkt, d.h. eine Person die sich hauptsächlich zu einem Geschlecht hingezogen fühlt, aber eben auch zu einem davon verschiedenen, ist auch bisexuell, sofern sie diese Eigenbezeichnung nicht unpassend findet und ablehnt. (Siehe: heteroflexibel/homoflexibel)

Die Schreibweise "bi*sexuell" deutet darauf hin, dass es sich um einen Oberbegriff handelt, der sowohl andere (nicht-sexuelle) Formen der Attraktion als auch andere Selbstbezeichnungen (wie z.B. pansexuell) einschließt.

* polysexuell

Polysexualität ist eine Untermenge von Bisexualität. Polysexuelle Menschen betonen ihre Anziehung zu vielen, aber nicht allen Geschlechtern.

* pansexuell (selten auch: omnisexuell)

Eine Untermenge von Bisexualität und Polysexualität. Pansexuelle Menschen erleben sexuelle Anziehung zu Menschen aller Geschlechter; oft wird es auch formuliert als Attraktion bei der das Geschlecht keine Rolle spielt.

* heteroflexibel / homoflexibel

Viele Menschen finden sich in einer Grauzone zwischen Bisexualität und Hetero-/Homosexualität wieder. Menschen, die sich im Wesentlichen als homosexuell bezeichnen, aber selten auch Attraktion zu Menschen eines anderen Geschlecht erleben, manchmal auch nur einmal im Leben, können das als homoflexibel benennen.

Hetero-/Homoflexible Menschen können sich selbst als heterosexuell, bi*sexuell oder homosexuell verstehen, und diesen Begriff als zusätzliche Ergänzung verwenden.

* monosexuell

Monosexuell sind Menschen, die sexuelle Anziehung zu Menschen nur eines Geschlechtes erleben. Die Bezeichnung entstand primär als Gegenbegriff zu "bisexuell", um also heterosexuelle und homosexuelle Menschen zusammenzufassen, kommt also aus dem Bi-Aktivismus. Dort wird auch das Gegenstück "non-monosexuell" verwendet. Per Definition sind aber auch viele asexuelle Menschen nicht monosexuell, da sie sich zu gar keinem Geschlecht hingezogen fühlen, weswegen der Begriff "non-monosexuell" im wörtlichen Sinn nicht synonym mit "bisexuell" sein kann.

* gynesexuell / finsexuell (gynesexual, finsexual)
* androsexuell / minsexuell (androsexual, minsexual)
* skoliosexuell / ninsexuell (skoliosexual, ninsexual)

Für nichtbinäre Menschen macht es oft keinen Sinn, sich darüber zu definieren, ob sie sich zu gleichartigen oder anderen Geschlechtern hingezogen fühlen - wenn das eigene Geschlecht undefiniert ist, oder außerhalb der gängigen Begriffe, sind ja alle anders oder vielleicht auch alle ähnlich.

Daher gibt es noch eine Reihe weiterer Begriffe. "Gynesexuell" bezieht sich auf die Anziehung zu Frauen; einige trans Personen mögen den Begriff aber nicht, weil sie ihn mit Gynäkologie assoziieren, und einer stark auf bestimmte Körperteile fokussierte Sicht.

Analog gibt es "androsexuell" als sexuelle Anziehung zu Männern oder männlichen Geschlechtern, sowie "skoliosexuell" als Anziehung spezifisch zu nichtbinären Menschen. Letzterer Begriff ist auch nicht durchwegs beliebt, da er sich von "skolio" ableitet, also gekrümmt (wie im medizinischen Begriff "Skoliose".

Als alternative Begriffe wurden minsexuell, ninsexuell und finsexuell vorgeschlagen. Die ersten drei Buchstaben davon bedeuten "masculine in nature", "non-binary in nature" und "feminine in nature" respektive.

Die ebenfalls (in etwa) gleichbedeutenden Begriffe "Androphilie" und "Gynekophilie" scheinen im LGBTQIA+ Kontext noch etwas weniger verbreitet zu sein, bzw. eher aus der Psychologie zu kommen - sind demnach also  primär Fremdbezeichnungen.

* graysexual (gray ace, grace, graysexuell, grau-sexuell)

Graysexualität ist eine Unterkategorie von Asexualität; graysexuelle Menschen sind solche, die nur selten, nur schwache oder nur unter sehr spezifischen Bedingungen sexuelle Anziehung zu anderen Menschen erleben. Es geht somit um eine Grauzone zwischen asexuell und allosexuell, wobei sich das Erleben doch schon so weit von dem allosexueller Menschen unterscheidet, dass eine Abgrenzung dazu als notwendig oder nützlich angesehen wird.

Die hiermit aufgespannte Grauzone umfasst eine Vielzahl von weiteren Begriffen, die ich hier nicht alle aufzählen kann, da manche davon erst in den letzten Jahren vorgeschlagen wurden und nicht abzusehen ist, welche davon sich etablieren werden.

Graysexualität kann mit anderen Orientierungen kombiniert werden, also z.B. "gray-pansexuell".

* demisexuell (demisexual)

Demisexualität bezeichnet sexuelle Attraktion, die nur aufkommt, wenn bereits eine starke zwischenmenschliche Beziehung aufgebaut wurde. Demisexuelle Menschen erleben also sexuelle Attraktion zu Menschen, die ihnen sehr nahe stehen, aber zu sonst niemanden.

Dies sollte nicht mit der weit verbreiteten Haltung verwechselt werden, nur mit sehr vertrauten anderen Menschen sexuelle Handlungen unternehmen zu möchten - es geht um die Anziehung selbst! Demisexuelle Menschen haben also viele Erfahrungen mit Asexuellen (im engeren Sinn) gemeinsam, da sie vor einer Beziehung z.B. nicht wissen, ob sie auch sexuelles Interesse an der anderen Person entwickeln werden.

Der Begriff "demisexuell" ist neben "graysexuell" einer der etabliertesten aus dem asexuellen Spektrum. Demisexualität kann mit anderen Begriffen kombiniert werden, z.B. "demi-homosexuell".

* fraysexual (fraysexuell)

Fraysexuelle Menschen erleben sexuelle Attraktion nur zu Fremden; sobald sie jemanden näher kennenlernen, verschwindet diese. Es ist somit in gewissem Sinn das Gegenteil von "demisexuell".

* aegosexuell (aegosexual, autochorissexual)

Der Begriff leitet sich ab von a-ego, hieße demnach also etwa "nichtselbstsexuell". Aegosexuelle Menschen finden andere Menschen zwar in gewissem Sinne sexuell anziehend, dies bleibt jedoch auf einer distanzierten Ebene; möglicherweise sind es nur fiktive Personen, Phantasien oder Bilder, die anziehend wirken, und keine echten Menschen bzw. Körper.

C. Verschiedene Arten von Attraktion


Vor allem aus der Erfahrung von asexuellen Personen, die dennoch romantische Gefühle entwickeln, ergab sich die Notwendigkeit, Unterscheidungen zu machen - in der Folge hat sich das Theoriegebilde weiter aufgespalten und umfasst nun eine ganze Reihe von Attraktionen. Auch wenn es sich im Zuge des Modells von "Split Attraction" getrennt auflisten lässt, ist es für viele Individuen schwer, ihr eigenes Erleben in diesen Kategorien einzuordnen.

* Sexuelle Attraktion

Andere Menschen sexuell anziehend finden.

* Romantische Attraktion

Andere Menschen auf eine Weise anziehend finden, die den Wunsch erzeugt, mit ihnen eine romantische Beziehung (Liebesbeziehung) einzugehen.

* Sensual Attraction (spontan übersetzt: Sinnliche Attraktion? Sensuelle Attraktion?)

Sich zu anderen Menschen auf eine Weise hingezogen ist, die nicht sexuell, wohl aber sinnlich ist; zum Beispiel ein starkes Bedürfnis nach Körperkontakt (Tastsinn), aber auch andere Sinne können eine Rolle spielen.

* Platonische Attraktion

Sich zu anderen Menschen freundschaftlich hingezogen fühlen.

* Ästhetische Attraktion

Andere Menschen ästhetisch/hübsch und damit anziehend finden - aber womöglich ohne den Wunsch, der Person sexuell/romantisch oder sonstwie nahe zu sein.

* Crush

Verliebtheit - intensiv erlebte romantische Attraktion zu einer bestimmten Person.

* Squish

Das platonische Äquivalent zum Crush - intensiver Wunsch, mit einer Person (eng) befreundet zu sein.

D. Romantische Orientierungen


Im Prinzip lassen sich zu allen sexuellen Orientierungen, die oben in Teil B aufgelistet sind, analoge romantische Orientierungen bilden, also z.B. panromantisch, heteroromantisch, homoromantisch, usw.

Einige Begriffe werde ich aber hier noch spezifisch anführen.

* aromantisch (aro)

Aromantische Menschen im strengeren Sinn fühlen sich nie zu anderen Menschen romantisch hingezogen. Genau wie bei Asexualität ist aber auch hier ein ganzes Spektrum mitgemeint ("Aro-Spektrum") Viele der Begriffe aus dem asexuellen Spektrum haben ihr aromantisches Gegenstück.

Wenngleich viele aromantische Menschen auch asexuell sind, so fallen diese Orientierungen nicht unbedingt zusammen. Damit kommen neue Vorurteile zustande: Wenn sie an Personen denken, die sexuelles, aber niemals romantisches Interesse an anderen Menschen haben, stellen sich viele vor, dass es sich dann zwangläufig um promiskuitive Leute handelt, die von einem One-Night-Stand zum nächsten eilen und sich nie an andere Menschen binden.

Die Abwesenheit von einer romantischen Beziehungen heißt aber nicht, dass es nicht andere dauerhafte zwischenmenschliche Bindungen geben kann.

Ein gebräuchliches Symbol der Aro-Community ist der Pfeil (arrow).

* demiromantisch (demiromantic)

Analog zu demisexuell - romantische Gefühle kommen erst auf, wenn eine enge Beziehung (z.B. Freundschaft) bereits aufgebaut wurde.

* frayromantisch (frayromantic)

Analog zu fraysexuell - romantische Gefühle tauchen vor allem gegenüber fremden Personen auf, verschwinden aber bald, sobald eine Person näher bekannt wird.

* quoiromantisch (WTFromantisch)

Dieser Begriff bezeichnet Menschen, die von sich nicht sagen können, ob sie romantische Attraktion erleben, oder sich eher platonisch (freundschaftlich) zu anderen Menschen hingezogen fühlen.

* grayromantisch (grauromantisch)

Wiederum analog zu graysexuell - Personen, die nur sehr selten, sehr schwach oder nur unter spezifischen Bedingungen romantische Attraktion erleben, können die Bezeichnung grayromantisch für sich passend finden.

E. Weitere Begriffe


 * queer

Manche Menschen (wie ich) lieben es, Begriffe kennenzulernen und die vielen individuellen Erfahrungen von Menschen, die sie verwenden, miteinander zu vergleichen. Für andere ist das jedoch uninteressant, oder sie finden es mühsam, sich selbst mit einer komplexen Reihung von Begriffen zu bezeichnen ( "Hallo, ich bin grey-polysexuell und quoi-homoromantisch..." ). Das kann ein Grund für Menschen sein, sich hauptsächlich als "queer" zu bezeichnen, wenn sie nach ihrer Orientierung gefragt werden.

Für andere ist es ein politischer Begriff, um sich selbst außerhalb der Norm zu positionieren (und diese Norm, oder die Ungleichbehandlung, die zwischen Menschen innerhalb und außerhalb dieser Norm besteht, zu kritisieren.)

Und - wie schon bei den Geschlechtern erwähnt - ist "queer" einer der gebräuchlisten Überbegriffe für die gesamte LGBTQIA+ Community, eben als Queer Community. Da es ursprünglich ein Schimpfwort war, finden sich im englischen Sprachraum auch noch (vor allem ältere) Menschen, die sich nicht so bezeichnen wollen, hier ist also etwas Feingefühl angebracht.

Ich spreche zwar selbst oft von der "Queer Community", wenn ich aber mit Leuten zu tun habe, bei denen ich mir nicht so sicher bin, wie sie mich verstehen, sage/schreibe ich LGBTQIA+. Warum? Weil es eine Menge Spaltungen gibt, und viele Gruppen sich gegenseitig ausschließen wollen. Am stärksten betroffen sind davon derzeit asexuelle und aromantische Menschen, was noch dadurch verstärkt wird, dass viele, auch z.B. queere Vereine, das "A" als "Allies" lesen, d.h. Verbündete. Das führt das Kürzel LGBTQIA+ allerdings ad absurdum, denn damit würden Menschen, die selbst nicht von diesen Arten von Diskriminierung betroffen sind, plötzlich zu den anderen dazugepackt, und "LGBTQIA+" ist plötzlich nicht mehr synonym mit "queer".

* fluid (fluide)

Dieser Begriff kann sich auf sexuelle oder andere Orientierungen beziehen, und drückt aus, dass sich die Orientierung einer Person im Laufe des Lebens öfter ändert; das kann sich ebenso auf kurze Zeitabstände beziehen wie auf ein gesamtes Leben.

Für sehr viele Menschen ist die Orientierung etwas statisches; für den politischen Aktivismus ist dieser Umstand oft wichtig zu betonen ("wir sind schon so geboren, ihr könnt uns nicht zwangstherapieren"). Nichtsdestotrotz gibt es aber eben auch Menschen, für die das nicht so sehr gilt.

Menschen, die sich im Bezug auf sexuelle Orientierung fluide erleben, finden sich aber meistens auch in Begriffen wie "bisexuell" oder "pansexuell" wieder.

* aceflux

Fluidität bzw. Veränderlichkeit in Bezug auf das asexuelle Spektrum. Aceflux Menschen könnten zum Beispiel erleben, eine längere Zeit keinerlei sexuelle Attraktion zu haben, dann aber schon wieder. Aceflux ist damit eine Unterkategorie von gray-romantisch.

* queerplatonisch (queerplatonic, quasiplatonic)

Queerplatonisch ist eine Bezeichnung für eine Beziehungsform, bei der Menschen eine enge Bindung zueinander haben und ähnlich viel Zeit darin stecken wie andere in eine romantische Liebesbeziehung - aber es dennoch auf einer freundschaftlichen Basis passiert.

Nur weil eine Person asexuell und aromantisch ist, heißt das nicht, dass es überhaupt kein Bedürfnis nach emotionaler Bindung gibt, das z.B. in einer Art Partnerschaft erfüllt werden könnte.

* cupioromantisch (cupioromantic)

Eine Bezeichnung für aromantische Menschen, die ein Bedürfnis haben, in einer Beziehung zu leben, obwohl sie sich nicht zu anderen romantisch hingezogen fühlen.

* sex-repulsed

Nicht alle asexuellen Menschen finden Sex an sich unangenehm, "sex-repulsed" bezeichnet diejenigen, die am liebsten niemals irgendeine Form von sexuellen Kontakt wünschen.

* romance-repulsed

Analog zu sex-repulsed: aromantische Menschen, die allein die Idee einer romantischen Beziehung bereits unangenehm empfinden.

* pan-cake

Innerhalb von Ace-Communities hat sich Kuchen (cake) als ein Symbol für Asexualität entwickelt, aus Sprüchen wie "Wer braucht schon Sex, wenn er*sie Kuchen hat!". Panromantische Asexuelle haben daraus das Wortspiel pan-cake als Eigenbezeichnung gemacht.

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