Freitag, 27. März 2020

AlgoLine B: "Voice Shadow Glitter Eventuality" und mehr...

Heute hab ich am Programm selbst keine Veränderungen gemacht, sondern Parameter geschraubt und Stücke generiert. Ich mag das Ergebnis:

1. Untrue Island Mess Linguist
2. Voice Shadow Glitter Eventuality
3. Well Nothing Thought Splash

In allen drei Fällen habe ich nachträglich einen Low-Pass-Filter darübergelegt - hohe Töne sind einfach generell lauter bei MIDI, und dem muss ich entgegen wirken. Well Nothing hat außerdem noch deutlich mehr Nachhall verpasst gekriegt.

Das Muster ist jeweils ähnlich. Der zentrale Bestandteil:

avoid 1 same_interval except 0 .. ..
avoid 1 same

Es werden also sowohl Tonwiederholungen als auch Intervallwiederholungen vermieden, mit Ausnahme vom 0-Intervall (also ein liegender Ton). Das führt prinzipiell mal zu einem Muster von anfänglichen Chaos, das sich allmählich sortiert zu immer längeren Liegetönen oder Akkorden.

Zweitens gibt es eine Auswahl von Präferenzen für verschiedene Modi - bzw. eigentlich den selben Modus in unterschiedlichen Transpositionen. Indem es der selbe ist, ist es nämlich leichter, Überlappungen zu verhinden, die einzelne Töne herausstechen ließen. Für die ersten beiden Stücke ist es jeweils ein Quarten-Turm-Modus, leicht mikrotonal verschoben.

Und schließlich Rampen, die dafür sorgen, dass bestimmte Register gegenüber anderen bevorzugt oder benachteiligt werden - was eine temporäre Sache ist, da "avoid same" alle Unterschiede im Laufe der Zeit ausgleicht.

Für die ersten beiden Stücke habe ich das Rezept leider nicht zwischengespeichert, das dritte hab ich hingegen und kann es hier vollständig präsentieren:

~ ~ ~

Well Nothing Thought Splash

Twelfthtone

avoid 12 same_intervals except 0 114 -114 144 -144
avoid 12 same

avoid 1 ramp_region 100 0
avoid 1 ramp_region 240 0
avoid 1 ramp_region 500 200
avoid 1 ramp_region 400 500

prefer 512 set modus 12 12 10 8 12 18
prefer 256 set modus 12 12 10 8 12 18 offset 7
prefer 128 set modus 12 12 10 8 12 18 offset 5
prefer 64 set modus 12 12 10 8 12 18 offset 8
prefer 32 set modus 12 12 10 8 12 18 offset 4
prefer 16 set modus 12 12 10 8 12 18 offset 9
prefer 8 set modus 12 12 10 8 12 18 offset 3
prefer 4 set modus 12 12 10 8 12 18 offset 10
prefer 2 set modus 12 12 10 8 12 18 offset 2
prefer 1 set modus 12 12 10 8 12 18 offset 11
prefer 1 set modus 12 12 10 8 12 18 offset 1

prefer 16 set modus 72
prefer 16 set modus 72 offset 7
prefer 16 set modus 72 offset 5
prefer 16 set modus 72 offset 8
prefer 16 set modus 72 offset 4
prefer 16 set modus 72 offset 9
prefer 16 set modus 72 offset 10
prefer 16 set modus 72 offset 2
prefer 16 set modus 72 offset 11
prefer 16 set modus 72 offset 1

select lowest 3 apathetic
select lowest 3
select middleregister 1
select middleregister 3 apathetic

dimension 500
lowest_pitch 20

~ ~ ~

(In der Aufnahme wird dieses Rezept rückwärts abgespielt - deswegen die glockenhafte Zunahme des Chaos ganz am Ende.)

Ich habe bereits angefangen, ein Usermanual zu schreiben - dann kann ich das Programm auch mal anderen Menschen in die Hände geben. :)

Freitag, 20. März 2020

AlgoLine B (Work-in-Progress)

In den letzten Tagen hat sich die Motivation, an AlgoLine zu arbeiten, etwas verflüchtigt. Aber ein bisschen etwas geht doch immer weiter.

So sieht der Player derzeit aus:



Die wesentliche Änderung - neben dem, dass es jetzt auch wieder möglich ist, während dem Abspielen Tempo und Instrument zu ändern - ist, dass ich das Design der Selectors doch nochmal überdacht habe.

Deren Interface lässt jetzt auch Parameter zu, anstatt bloß aus "nimm diesen Selector" zu bestehen.

"select lowest 5" bedeutet naheliegenderweise, unter den gerade bevorzugten Tönen die fünf untersten auszuwählen, etwas verwirrender ist das Schlüsselwort "apathetic" - es wählt genau diejenigen Töne aus, deren Bewertung in der Mitte zwischen "am meisten bevorzugt" und "am dringendsten vermieden" liegen.

In einem Stück sowohl höchstbewertete als auch mittelbewertete Töne auszuwählen, führt zu einer interessanten Mehrstimmigkeit, da sich die beiden doch etwas anderes verhalten.

Das nächste Vorhaben ist die Implementierung von ein paar intervallbezogenen Instruktionen.

Dabei bin ich gespannt auf eine Interaktion zwischen:
prefer interval 3
prefer interval -3

Das müsste nämlich - so meine naive Annahme - dazu führen, dass Töne liegenbleiben, wenn sie im Abstand von 3 liegen. Vielleicht lassen sich damit Präferenzen für bestimmte Akkorde einbauen. Aber wahrscheinlich kommt es wieder komplett anders als ich mir das jetzt vorstelle.^^

Dienstag, 17. März 2020

AlgoLine B (Work-in-Progress)

#bingecreating heißt es in diesen Quarantänezeiten. Es hat sich also gut getroffen, dass ich ohnehin gerade diesen Monat ein Projekt, das ich lange liegen habe lassen, wieder frisch angehen wollte: AlgoLine.

(Lange liegen lassen aus gutem Grund: Ich hatte mir vor 2 Jahren gesagt, dass ich erst dann wieder daran weitermache, wenn mein Orchesterstück und meine Diplomarbeit fertig sind.)

Der Code von 2016, das stellte sich nach kurzer Begutachtung heraus, war absolut grauenhaft; wüstes Durcheinander von Referenzen, unklar benannten Variablen, einem Mischmasch aus Deutsch und Englisch... daran weiterzumachen, hatte ich echt keine Lust. Also nochmal komplett neu anfangen.

Im Gegensatz zu AlgoLine A (wie ich die alte Version jetzt mal nenne), wo es keinerlei Interface gab, um die Generation des Stücks zu beeinflussen (alle Befehle dafür standen direkt im Code) wollte ich es diesmal so anlegen, dass auch andere Personen theoretisch etwas damit anfangen können. Daher gibt es zu jedem Algorithmus, der im Programm zur Verfügung steht, eine äquivalente Textzeile - damit ist sowohl laden als auch speichern möglich, und vor allem, die Anweisungen können vorher in ein txt-File geschrieben werden.

Ich überlege im Moment noch, was ich noch alles in diese "Rezepte" hineinnehme. Derzeit besteht noch jedes Rezept aus drei Teilen:

1) Auswahl der StepWidth, standardmäßig 12 Töne pro Oktav, möglich sind aber auch 24, 36, 48, 60 und 72. Intern gelöst ist das, indem ich z.B. für Vierteltöne einen zweiten Midi-Channel zuziehe, dem zur Initialisierung einmal ein PitchBend-Befehl zugewiesen wird, alles um einen Viertelton höher abzuspielen. Für die 72-stufige Oktav sind es dann schon 6 Kanäle. Noch kleinere Abstände wären also theoretisch noch möglich, aber praktisch ist es schon bei Zwölfteltonschritten schwer, einen Unterschied zu hören.

2) Die Instructions, jeweils eine Zeile pro Instruktion. Diese dienen alle dazu, zu entscheiden, welche Tonhöhen für einen neuen Schlag ausgewählt werden, basierend auf den bisherigen oder ohne Kontext. Jede Instruktion liefert einen positiven oder negativen Wert für jede einzelne auswählbare Tonhöhe. Die Werte aller Instruktionen werden dann addiert, und das Gesamtergebnis an die Selectors weitergegeben.

3) Die Selectors, deren Aufgabe es ist, basierend auf den Bewertungen eine Auswahl zu treffen. Mit "die am höchsten bewertete Tonhöhe" allein ist es nämlich noch nicht getan, denn da gibt es häufig Gleichstände. Ein AllSelector wählt in diesem Fall einfach alle aus, während ein LowNoteSelector sich jeweils nur die tiefste herauspickt. (Meistens mit der Konsequenz, dass die übrigen der Reihe nach von unten nach oben abgearbeitet werden) Es gibt auch noch die Möglichkeit, einen LowNoteReverseSelector zu verwenden, der wählt dann nicht aus den höchstbewerteten, sondern aus den niedrigstbewerteten Tonhöhen jeweils den tiefsten Ton aus.

Das Eingeben/Speichern/Laden von Rezepten passiert in der Konsole, erst nach dem Generieren eines Stückes startet der Player - dessen GUI ich zumindest mal angefangen habe:

Die roten Punkte in der Mitte sind die aktuell klingenden Tonhöhen. Alles darüber ist vergangen, das darunterliegende kommt noch. Je heller der Grauton, desto höher die Bewertung für die einzelne Tonhöhe.

Rechts wird es eine Buttonspalte geben. Da ist vorläufig nur mal ein paar bunte Quadrate anzuklicken; später soll da noch draufstehen, was der Button tut, und welches Tastaturkürzel stattdessen auch verwendet werden könnte.

Unten gäbe es eine Anzeige für die Tonhöhen, aber bei den Zwölfteltonschritten sind es einfach zu viele, als dass es sich gut darstellen ließe. Da muss ich noch etwas überlegen, wahrscheinlich werden dann nur bestimmte Tonspalten beschriftet, anstelle von allen.

~

Vorhin hab ich mal das erste neue Stück auf Youtube hochgeladen:

Sweet Soil Exhort Navel

 Davon kann ich hier das gesamte Rezept vorstellen:

// Sweet Soil Exhort Navel 2020-02-17

TWELFTHTONE

prefer 4000 set modus 28 5 14 28 5 14 14 5 offset 3
prefer 1600 set modus 14 14 14 5 14 14 5 offset 7
prefer 400 set modus 14 14 14 5 14 14 5 offset 10
prefer 100 set modus 14 14 14 5 14 14 5 offset 11
prefer 25 set modus 14 14 14 5 14 14 5 offset 2
prefer 5 set modus 14 14 14 5 14 14 5 offset 8
prefer 1 set modus 14 14 14 5 14 14 5 offset 9

avoid 100 sameas -300 to -200 ramp
avoid 200 sameas -2000 to -1000 ramp
avoid 1 sameas -900 to -1 ramp

avoid 10 same

AllSelector

~

Jede Instruktionszeile beginnt entweder mit "avoid" oder "prefer", was im Prinzip ein Vorzeichen darstellt. Die Zahl danach ist ein Verstärker, der die Zeile im Verhältnis zu den anderen gewichtet. (Was nicht immer ganz so gut funktioniert, da manche Instruktionen einfach um ein Vielfaches stärker sind als andere.) "Modus" ist eine von mehreren Möglichkeiten, eine Menge an Tonhöhen herauszupicken, die vorzuziehen sind. Die Zahlen geben die jeweiligen Intervalle an - in semitonaler Musik (^^) würde 2 2 1 2 2 2 1 eine Durtonleiter vom untersten Ton an beschreiben. Mit Offset-Wert versetze ich die Skala dann noch ein Stück.

"sameas" lässt einen Bereich in der Vergangenheit definieren, und Noten von dort vermeiden oder bevorzugen. "avoid sameas -4 -2" würde sagen, dass die Noten vom vorletzten bis vorvorvorletzten Schlag (?) zu vermeiden sind. "ramp" ist ein mächtiger kleiner Zusatz: Da wird fließt nämlich ein Ton umso mehr in die Wertung ein, je näher er am Jetztzeitpunkt ist. Und da ich das nicht gut skaliert habe, heißt das, dass eine 100-Töne lange Rampe de facto den letzten Schlag 100mal gewichtet.^^

"Avoid same" ist die simpelste Instruktion, die aber fast immer gut ist, dabeizuhaben... das Stück zählt mit, wieviele Noten es von einer Tonhöhe schon gab, und wertet sie niedriger, je mehr es sind. Führt dann also dazu, dass Tonhöhen, die lange Zeit nicht vorkamen, irgendwann doch durchbrechen.

~

TODO:

- das GUI ist ja erst halbfertig. Da kommt noch eine Möglichkeit, Spieltempo und Instrument zu verstellen, neben anderem wichtigen Kram.

- neue Algorithmen! Die Schwierigkeit ist hier, etwas zu finden, das nicht enorme Rechenzeit oder Speicherplatz braucht. "avoid same" funktioniert nur, weil ich die Töne beim Generieren schon mitzähle.

Ich möchte aber gerne ein "avoid same-intervals", und da muss ich gerade noch überlegen, wie ich das genau definiere. Damit das geht, würde ich für jeden Schlag speichern, welche Intervalle er gegenüber zum vorigen beinhaltet. Bei einzelnen Noten geht das ja, aber bei Akkord zu Akkord? Da steigt die Anzahl der möglichen Intervalle ja schnell an. Dreiklang zu Dreiklang beinhaltet 9 Intervalle: Von jedem Ton des ersten Klangs zu jedem Ton des zweiten...

Wenn ich die bloß als Menge (Set) speichere, verliere ich noch die Information, wie oft ein Intervall auftaucht. Hmm...

- mal ein paar Standardrezepte als kommentierte txt-Files erstellen, damit es für andere verständlicher wird.

- mich entscheiden, ob die "dimension" - Anzahl der verschiedenen Tonhöhen eines Stücks - und der Offset von den tiefsten Midipitches auch Teil des Rezepts werden sollen. Da hab ich nämlich beim Rezept oben vergessen, zu erwähnen, dass es auf eine Dimension von 400 angewendet wurde, um das Stück zu erzeugen.

- danach suchen, ob AllSelector nicht doch noch irgendwo einen Bug hat, der dazu führt, dass aufwärtslaufende Girlanden entstehen, wo es ja eigentlich keine Bevorzugung der Tonhöhe geben sollte. o_0

Samstag, 14. März 2020

Üpdäätle -52-

Viel ist passiert in den letzten Monaten...

Zunächst - meine Diplomarbeit wurde im Januar fertig und ist abgegeben. Ich kann also demnächst meinen Abschluss machen... vorausgesetzt, es finden überhaupt noch Prüfungen statt.^^

Ich bin am Ende sogar recht zufrieden gewesen mit meiner Arbeit - einige Ideen zum Einvierteltakt bei Ustwolskaja, über die ich gerne schreiben wollte, habe ich letztlich untergebracht. Der ganze Prozess, bist das Ding gedruckt und schließlich bewertet war, hat nochmal ein Monat gedauert.

~

Im Februar habe ich mir wieder eine große Playlist mit Neuer Musik zusammengestellt. Eventuell werde ich darüber noch etwas schreiben - aber im Moment bin ich anderweitig beschäftigt:

Ich arbeite nämlich gerade an einer neuen Version von AlgoLine, meinem Programm für algorithmische Musik... der Code der alten Version, von 2016, erwies sich als absolut unbrauchbar: schlecht strukturiert und wenig ausbaufähig. Also hab ich komplett von vorne begonnen.

Mein Ziel ist:

Ein Programm, das in der Konsole oder aus einem Txt-File einige Instruktionen einliest, und daraus dann automatisch ein Stück generiert, das dann im Player (mit Midi) abgespielt werden kann.

Außerdem soll das ganze noch Vierteltöne unterstützen, dachte ich mir ... und wo ich schon dabei war, hab ich das gleich noch zu Sechsteltönen erweitert und ... bis zu Zwölfteltönen. Darauf freue ich mich schon sehr, zu hören, wie das so klingen wird.

Bis jetzt habe ich:

- Eingabe und Ausgabe von Instruktionen (jedenfalls dem dutzend Standardalgorithmen, mit denen ich anfange, das ist aber relativ leicht später erweiterbar)

- Den Teil, der tatsächlich ein Stück generiert... der ist noch nicht fertig, aber es ist alles dafür nötige da, und muss nur noch zusammengebaut werden

- Die allererste Planung für die visuelle Gestaltung des Players. Das ist der schwierigste Teil. (Mit GUI kenn ich mich einfach zuwenig aus, und es ist frustrierend, zu wissen, dass ich da eher pfusche ... aber funktionieren wirds, immerhin tat das die Version von 2016 auch.)

Noch zu tun ist also, das GUI fertig zu stellen, und dann alles nochmal miteinander zu verbinden - und dann steht nichts mehr im Wege, nach Anweisungen im txt.-Format Zwölfteltonkompositionen zu generieren. :)

Derweil höre ich neben dem Programmieren die kompletten Streichquartette von Alois Hába - schonmal Vierteltöne schnuppern. Bei meinen eigenen Midi-Stücken im Dezember habe ich festgestellt, dass für mich kleinere Unterteilungen tatsächlich besser funktionieren - etwas wie Sechsteltöne, oder Achteltöne, scheint mir im Hören intuitiver. Seltsam.

Montag, 23. Dezember 2019

Üpdäätle -51-

Sveiki,

Die im letzten Post angekündigte Challenge ist vorige Woche zuende gegangen - ich hab tatsächlich geschafft, meine 31 Stücke in 31 Tagen zu schreiben, und es hat Spaß gemacht, vor allem das Reagieren auf die teilweise absurden Vorgaben, die aus meinem Freundeskreis (und in einem Fall, von Twitter) auf mich prasselten. :)

Wenn ich dazukomme, schreib ich zu den einzelnen Stücken noch etwas. Aber vorläufig eben nur der kurze Hinweis, dass sie fertig sind und auf Youtube zu finden:


~

Weihnachtszeit kommt; Familienbesuche und derlei seltsame Dinge. Für viele queere Menschen eine sehr belastende Zeit. Wenn ihr welche kennt, kümmert euch um sie! :)
Für mich wirds dieses Jahr vermutlich (& hoffentlich) ganz entspannt. Dafür kommt Extra-Stress von meinen beiden Unis.

Außerdem noch ... ich werde bald dreißig, und das ist irgendwie weird.


~

Ich bin mir nicht so recht sicher, was aus diesem Blog wird, in nächster Zeit. Google boykottiert sein eigenes Blognetzwerk, es ist also unmöglich, diesen Blog durch diese Suchmaschine zu finden, was irgendwie bescheuert ist. Wenn ich tatsächlich Leute erreichen will, mach ich das momentan tatsächlich eher auf Twitter oder im kleineren Kreis einer Community. Außerdem ist das Formatieren hier ziemlich mühsam, wenn ich etwas längeres schreiben will.

Von wegem technologischen Fortschritt; ziemlich viele Funktionen im Netz werden eigentlich momentan eher ständig schlechter. Youtube und Facebook sind so zugemüllt mit kapitalistischen Datensammelalgorithmen, dass sie auf meinem langsamen Computer langsam kaum noch funktionieren. Abgesehen von den tausend anderen Arten, in denen die großen monopolistischen Plattformen scheiße sind...


Dienstag, 12. November 2019

Midivemberzember 2019 Challenge

In ein paar Tagen steht ein Jubiläum an - 15 Jahre nach meiner Entscheidung, das Komponieren fortan konsequent und möglichst täglich anzugehen. Das will ich nicht einfach so vorbeiziehen lassen, also gibt es ein Projekt dazu, eine Challenge.

Ich will in einem Monat für jeden Tag eine Komposition machen. Beginnend mit 15.November, und bis 15.Dezember - das sind, wenn ich mich nicht verzählt habe, 31 Tage, also geht es um 31 Stücke. Nonkonformistisch wie ich bin, ist es ein Monat das halb verschoben zwischen November und Dezember liegt, was die Benennung schwierig macht.

Es gibt ja den Inktober (eine Tuschezeichnung pro Tag im Oktober), bei dem viele Leute, die ich kenne, mitgemacht haben, und - noch etwas bekannter - den NaNoWriMo, also "National Novel Writing Month", der längst international ist, und an dem hunderte Autor*innen weltweit teilnehmen. Für mich habe ich festgestellt, das jedes Jahr pünktlich mit 1.November meine Fähigkeit zu schreiben verloren geht, der November ist also mein NoNoWriMo, Not-Novel-Writing-Month. ^^

Also - sorry, dass ich dieses schreckliche Gebilde "Midivemberzember" da als Titel für den Blogpost genommen habe.

Die Challenge:
31 Tage, 31 Kompositionen (Midi, aber am Klavier ist auch erlaubt, es muss allerdings "fertig" sein, egal wie gut/schlecht)

Bisherige Ideen für einzelne Tage:

- Stücke von November 2004 zitieren
- Zufällige Auswahl von Instrumenten
- Auswahl von Instrumenten entsprechend einem alten Midistück
- Stilkopien
- Instrumentation eines fremden Werkes (z.B. aus Bartóks Mikrokosmos) auf möglichst abstruse Weise
- Experimente mit "billiger" Polyphonie (Kanon, Imitation, copy-paste, ...)
- minimalistische Experimente?
- Klangchaos
- Extra-Challenges: Pro Instrument nur auf drei Tonhöhen? Ein Stück, das zu mindestens 60% aus Pausen besteht? Nur extreme Lagen? Ostinato-Madness? ...

Sonntag, 6. Oktober 2019

Üpdäätle -50-

Yay, 50!

Tut mir leid, dass es hier so still geworden ist. Ich versuche, nicht zu viel Energie an Nebenprojekte gehen zu lassen, denn die Deadline für meine Abschlussarbeit rückt immer näher. Waaaaaah! :D

Ich habe gerade eine lange Bartók-Phase hinter mir, in der sich u.a. sein gesamtes Klavierwerk in eine Playlist gepackt habe. Mein Fazit ist, dass die zwei rumänischen Tänze Opus 8a für mich seine besten Klavierstücke sind, es aber in späteren Werken und im Mikrokosmus natürlich enorm viel zu entdecken gibt; und dass Für Kinder wunderbar ist, wenn eins lernen will, wie eins Melodien schreibt. Natürlich sind das eigentlich ungarische und slowakische Volkslieder, die Bartók lediglich raffiniert begleitet. Dennoch: Nicht nur sind Volkslieder und Kinderlieder eine gute Quelle dafür, wie Melodien überhaupt funktionieren, Bartóks Begleitungen machen aus diesen teilweise erst gute Melodien, er schafft es irgendwie, Schattierungen herauszuholen, die beim bloßen einstimmigen Gesang untergehen würden.

Im November habe ich ein großes Jubiläum, nämlich 15 Jahre nach meinem Beschluss, das Komponieren etwas systematischer und regelmäßiger anzugehen. In den Jahren danach entstanden unzählige kurze Midi-Kompositionen, und diese bilden den Grundstock meiner Erfahrung mit dem Komponieren. Ich weiß noch nicht genau, wie ich das Jubiläum begehe - einerseits erscheint es mir als logisch, dafür eine Midi-Komposition zu schreiben (oder sogar wieder einen Werkzyklus zu beginnen), andererseits könnte ich natürlich auch die Stücke von November 2004 hernehmen, und aus deren Material etwas neues machen - unter Umständen am Klavier, und vielleicht sogar als Kammermusik. Da ich die Werke, die ich für den Abschluss meines Studiums brauche, jetzt allesamt fertig habe, kann ich eigentlich wieder etwas ganz neues anfangen. :)

Wenn ich richtig rechne, dürfte ich irgendwann diesen Herbst doppelt so alt sein wie damals, als ich diesen Beschluss gefasst habe... erschreckend, aber hey, mein Leben ist seitdem grundsätzlich langsam aber stetig besser geworden.

Wenn ich damit fertig bin, könnte ich auch über den Algorithmus, den ich für meine Abschlussarbeit geschrieben habe, hier etwas erzählen... falls daran Interesse ist. Im Prinzip analysiert dieser eine einstimmige Notenzeile, markiert dann bestimmte Betonungen anhand Tonhöhe und Rhythmus, und dreht dann nochmal den Spieß um, indem er versucht, eine andere Notenzeile zu generieren, die gleiche, ähnliche oder gegensätzliche Betonungen aufweist.

Jundurg Delphimė

Freitag, 13. September 2019

Fanpost

Content Note: Rechtsextremismus, Transfeindlichkeit, Homo-/Biphobie, ...

~

Heiho, ich habe Post bekommen - einen Kommentar auf diesem Blog! Hier ist er:

Ehemaliger Benutzer bei „Die Weltenbastler“ „BlackKnight“:
Jundurg, dein ideologischer Müll, und Pseudowissenschaft, ist ein absoluter Vollscheiß - selber Scheiß, und deine Argumentation ist in höchstem Maße unsachlich, da falsch und eine Ideologie! Und ich lasse mir nicht das Wort im Munde verdrehen, denn ich weiß, dass ich Recht habe! Dieser ideologische Schwachsinns-Scheiß wird auf dieser Seite eindeutig widerlegt: https://sciencefiles.org/2018/05/23/es-gibt-nur-zwei-geschlechter-auserhalb-ideologischer-hirngespinster-versteht-sich/
Es ist eine unwahre, die Realität verleugnende, unwissenschaftliche Ideologie!
Wer das nicht begreift, so wie ihr (nicht alle!), und ganz besonders DU, ist gehirngewaschen und nicht ganz dicht! Jegliche womögliche kommende Antwort werde ich ignorieren.
In diesem Sinne…


Lieber BlackKnight!

Na endlich meldest du dich mal zu Wort, ich hab dich ja schon richtig vermisst! Und auch fast zu unserem Jahrestag! Am 8. September letztes Jahr hattest du mich das erste Mal angeschrieben. Das ist ja herzallerliebst!

Die Worte im Munde verdrehen ist ein schwerer Vorwurf - damit das nicht noch einmal passiert, werde ich dich ab sofort nur noch wortwörtlich zitieren. Okay? Ich hab auch eine ganze Menge Zitate noch gespeichert! Du bist sicher sehr froh darüber, dass ich dich nicht vergessen habe.

Das ist wieder einmal das Typische, wenn man nicht dem linksgestörten, linksversifften Mainstream folgt, so wie du offensichtlich, dann wir man gleich als rechtsextrem und Nazi diffamiert.
Nichts im Hirn, kein Respekt, kein Anstand, nur Herdentrieb-Denken, nichts begriffen, Intelligenz unter 0, aber immer schön beleidigen, diffamieren, Unterstellungen, Tatsachen verdrehen und hetzen.


So, mit dem Tatsachen verdrehen kann ich ja jetzt aufhören. Ich lasse deine Worte einfach wirken...

Das mit den 6987 Geschlechtern war eine bewusste Übertreibung, um diese Absurdität dieser Ideologie zu verdeutlichen. Ich weiß, das es dafür unterschiedliche absurde Begriffe gibt z. B. viertes Geschlecht, drittes Geschlecht, Lesben, Homosexuelle, Androgyne, Bi-Gender, Genderqueer, Intersexuelle usw.

Darüber habe ich mich damals köstlich amüsiert, weißt du? Du hast schon ein gewisses Talent für Humor, nur ein bisschen trägst du noch zu dick auf - versuch's mal mit mehr Subtilität? Du kannst ja nicht ernsthaft so unfähig sein, Lesben zu Geschlechtern zu zählen. Wobei...

...

Dieser ideologische Schwachsinns-Scheiß wird auf dieser Seite eindeutig widerlegt

Dann werde ich mir mal deinen Link ansehen. sciencefiles, huh. Da steckt Science drin, also muss es ja wissenschaftlich sein!!

ScienceFiles (gegründet 2011 als ScienceFiles - Kritische Wissenschaft - critical science) ist ein deutsches impressumsloses[2] Blog aus dem Umfeld der antifeministischen Männerbewegung mit einem behaupteten wissenschaftlichen Anspruch, welches seit dem 17. April 2011 online ist. ScienceFiles ist nicht mit den namensähnlichen ScienceBlogs auf Deutsch zu verwechseln und folgt einer erkennbaren Anti-Geschlechterforschungs- sowie EU-kritischen Agenda, die ansonsten nicht selten im rechtspopulistischen Bereich sowie im AfD-Umfeld zu finden ist. Nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) von September 2018 sei das Hauptthema von ScienceFiles die Bekämpfung der „Infiltration“ der deutschen Universitäten durch den „Genderismus“.

(Quelle: Psiram)

Aha. Naja, irgendwie wenig überraschend - deine Meinung ist ja anscheinend mehr oder weniger 1:1 übernommen, bis hin zur Formulierung der Ziele. (Aber im Gegensatz zu mir bist du natürlich absolut gar nicht gehirngewaschen.) Und du musst mir verzeihen, dass ich dich mal als rechtsextrem bezeichnet habe - es ist natürlich reiner Zufall, dass deine Quellen bisher allesamt aus dem rechtsextremen Umfeld stammen. Kann ja jedem mal passieren!

ScienceFiles scheint ja eine wahre Goldgrube abstruser "Wissenschaft" zu sein. Da findet sich Klimawandel-Leugnung, Impfgegner ... also alles unglaublich seriös. Da wundere ich mich ja ein bisschen, dass es die braune Esoterik nicht so wirklich geschafft hat, dort unterzukommen - aber zumindest der Kopp-Verlag schaltet dort Werbung, bekannt für seine unermüdliche Erforschung von ... Ufos und Alternativmedizin? Na dann ist ja alles gut.

Ebenfalls noch aus dem Psiram-Artikel diese Information:

Genauso wie beim Gemeinschaftsprojekt Wikipedia wird kein wissenschaftlicher Anspruch erhoben; die Artikel sind daher auch nicht entsprechend wissenschaftlich zitierbar, sondern ermöglichen weitere Recherchen an Hand der genannten Quellen und Belege.

Okay. Demnach müsste ich also nicht nur deinem Link folgen, sondern dann die dortigen Quellen recherchieren - da stellt sich dann die Frage, warum linkst du mir nicht gleich die Quellen und sparst dir den Umweg über einen rechtsextremen Blog? Du kannst dir doch denken, dass ich als erstes Mal recherchiere, was das für ein Blog ist. Zumal es dir doch wichtig ist, dass wir nicht bloß Ideologien folgen, sondern Fakten!


Na dann mal los. Was sind denn so die Quellen, die da genannt werden? Hm... anscheinend gibt es keine verlinkten Quellen, nur das Buch des Autors - des selben Menschen, der diesen Artikel geschrieben hat. Okay. Ein bisschen Eigenwerbung? Er sagt, er hätte in seinem Buch den Kinsey-Report widerlegt, auf Basis von biologischen Fakten.

Das ist für mich jetzt wohl eine Sackgasse - was für Fakten sind denn das? Den Kinsey-Report widerlegen... wait. Ich kann wohl nicht voraussetzen, dass die Leser*innen dieses Blogs wissen, was das überhaupt ist.

Also, Wikipedia, Kinsey-Report. Hier nur kurz dazu:

Kinsey bezog seine Ergebnisse vor allem aus Interviews, deren Daten in anonymisierter Form ausgewertet wurden. Die persönlichen, vertraulichen Interviews dauerten etwa 30 bis 180 Minuten mit durchschnittlich 300 und bis zu über 500 Fragen. Man ging davon aus, dass jede befragte Person jede sexuelle Spielart praktiziert hat, war dem nicht so, so musste dies explizit verneint werden. Die Befrager waren eigens geschulte männliche Personen. Auch im Verhalten gegenüber den Auskunftspersonen wurden sie geschult, damit diese bereitwillig über bisher tabuisierte Themen sprachen. Die meisten Interviews wurden allerdings vom Biologen Kinsey und dem Psychologen Wardell B. Pomeroy durchgeführt (jeweils etwa 45 %) und die Befragungssituation war nicht gänzlich anonym. Befragt wurden zwischen 1938 und 1953 über 11.000 freiwillige Personen (5.300 Männer und 5.940 Frauen) jedes Alters, jeder Religion, aller Einkommens- und Bildungsgrade sowie aus allen ländlichen und städtischen Gebieten der USA. Darunter waren auch 25 % (ehemalige) Gefangene und 5 % männliche Prostituierte, was Kritik herausforderte.

Also - Interviews von über 11000 freiwilligen Personen. Kutschera, der Autor des mir von dir, BlackKnight, verlinkten Blogartikels, behauptet also, dass er Interviews widerlegt hat. Ich finde das ziemlich beeindruckend. Vor allem, wie er mit dem Verweis auf biologische Fakten ganz klar zeigen kann, dass 11000 Personen über ihre Sexualität gelogen haben. Also echt, das muss ja eine wissenschaftliche Meisterleistung sein! Lieber BlackKnight, hast du das Buch vielleicht sogar zuhause? Ich würde mich ja wirklich freuen, zu erfahren, wie es jemand schafft, Interviews zu widerlegen. Das muss ja wahrlich eine revolutionäre Methode sein!

Kutschera ist, so weit ich das sehen kann, im Fachbereich Evolutionsbiologie ein seriöser Wissenschaftler... was macht er dann auf so einer Schwurbelseite? Ach, da war ja was. Upps. Nämlich wenn er von seinem Fach weggeht und mal zu etwas anderem den Mund aufmacht:

„Sollte das Adoptionsrecht für Mann-Mann bzw. Frau-Frau-Erotikvereinigungen kommen, sehe ich staatlich geförderte Pädophilie und schwersten Kindesmissbrauch auf uns zukommen.“

Meine Güte, die Formulierung "Erotikvereinigung" ... da versucht jemand krampfhaft etwas möglichst unnatürlich klingen zu lassen - der liebe Biologe hat wohl vergessen, dass Homosexualität und Bisexualität im Tierreich weit verbreitet sind.

BlackKnight, weißt du, wer am effektivsten Kindesmissbrauch bekämpft? Feminist*innen. Consent Culture ist da ein ganz großes Thema; es wird viel geschrieben darüber, dass bereits kleine Kinder von Grund auf lernen sollen, dass ihr Körper ihnen selbst gehört und dass sie "Nein" sagen dürfen, auch wenn die Oma ihnen ein Bussi geben will.

Weißt du, aus welcher Ecke ständig Bestrebungen kommen, jegliche Erziehungsmaßnahmen, die Kindesmissbrauch verhindern können, zu stoppen? Richtig, aus der rechtsextremen / katholischen / antifeministischen Ecke, unterstützt von so Leuten wie dem Kutschera, und unterstützt von so ahnungslosen armen Teufeln wie dir.

Kutscheras biologisches Fachwissen täuscht nicht darüber hinweg, dass seine Meinung in anderen Bereichen sich durch "Iiieh Schwuuulle, bääh" zusammenfassen lässt, und intellektuell auf diesem Niveau stehen bleibt. Das hat mit Wissenschaft aber nun aber ganz und gar nichts mehr zu tun, im Gegenteil klingt es eher nach jemanden, für den "Fakten" ungefähr gleichbedeutend mit "das hat mein Opa so gesagt!!" ist - und somit wundert es mich nicht, dass der Mann außerhalb von rechtsextremen Kreisen nicht mehr so gern gesehen wird.

Aber genug zu deiner Quelle, lieber BlackKnight. Sprechen wir lieber darüber, warum du mich überhaupt kontaktiert hast.

Jundurg, dein ideologischer Müll, und Pseudowissenschaft, ist ein absoluter Vollscheiß - selber Scheiß, und deine Argumentation ist in höchstem Maße unsachlich, da falsch und eine Ideologie!

Du hast offensichtlich ein Problem. Also, abgesehen davon, ein nützliches Spielzeug für rechtsextreme Propaganda zu sein - nein, ganz persönlich. Du kannst dich offenbar nicht so wirklich festlegen. Erst schreibst du:

Das ist nicht arrogant,ich sage ja, dass ich nicht die Absicht habe zu beleidigen oder zu diffamieren, sondern ich nur über diese wirklich kriminelle, mafiöse, falsche, tatsachenverdrehende, erfundene, längst widerlegte Gender-Ideologie aufklären will. Und nein, ich gehe keinen Nanometer zurück, denn ich weiß, worüber ich schreibe, denn ich beschäftige mich ja auch schon seit Jahren damit und komme eben zu diesem Schluss, und das mit Recht.

Kein Nanometer zurück! Du stehst zu deiner Meinung. Das gefällt mir, wenn auch die Anzahl der Superlative ein bisschen schlechter Stil ist.

... oh wait, nur eine Woche später dann:

Bitte, schmeißt mich nicht schon nach drei Wochen aus dem Forum, so war das nicht gemeint, es ist ein Missverständnis, mir war nicht bewusst, dass das Thema so sensibel ist, und das Jundurg so sensibel reagiert, und ich will keine Feinde, es war nicht so gewollt, denn ich habe eine Hochsensibilität und habe dann unter Umständen eine Überreaktion, es war absolut dumm von mir, und ich akzeptiere Jundurgs Meinung, dass das absolut nicht geht, mit diesen extremistischen Bezeichnungen, und nicht wieder vorkommen wird, wie kann ich das wieder gut machen? Ich distanziere mich ausdrücklich vor Nazis und Rechtsextremismus.

Ups. Da war die Standhaftigkeit dann doch wieder weg. Also doch ein Feigling?

Ich sage euch eines: Ich habe versucht, über diese schlimmen Konsequenzen der politischen Korrektheit mit ihrem unter anderem Toleranz und Vielfalt-Mantra aufzuklären und wie das alles letztendlich enden wird – in eine weltweite gottlose, faschistische, kommunistische EineWelt-Diktatur.

Gottlos, faschistisch, kommunistisch. Wow, was für eine Kombi!

Na immerhin gottlos und kommunistisch bin ich tatsächlich. Allerdings auch anarchistisch, weswegen ich mit Diktaturen so gar nichts anfangen kann - schon gar nicht mit Sowjets. Und Faschisten - naja, die sind da eigentlich eher deiner Meinung, zumindest hast du bis jetzt genau gar nichts geäußert, dem ein waschechter Nazi nicht voll zustimmen würde. Die sind immer ganz vorne dabei, wenn es um die Wiederherstellung der "gottgegebenen Geschlechterordnung" geht. Und "Ich bin doch kein Nazi" sagen Nazis schnell mal.

Aber ich geb dir mal einen Tipp: Halte dich einen Tag lang auf mit Feminist*innen, die miteinander diskutieren. Dann wirst du schnell sehen, dass sowas wie eine Einheitsmeinung, die diktatorisch vorgeschrieben ist, absolut nicht existiert. Meine Güte, wir liegen uns doch permanent in den Haaren!

Aber natürlich wirst du das nicht tun - du wirst weiterhin deinen rechtsextremen Märchenerzählern glauben, die dir weismachen, dass an den Universitäten alle nur noch das selbe sagen. Nur weil sie halt nicht deiner Meinung sind. Oder der vom Nazi-Opa halt.

Wer das nicht begreift, so wie ihr (nicht alle!), und ganz besonders DU, ist gehirngewaschen und nicht ganz dicht! Jegliche womögliche kommende Antwort werde ich ignorieren.

In meinem Blog werden Kommentare moderiert, d.h. ich hätte deinen auch kommentarlos löschen können, bevor er überhaupt veröffentlicht wurde. Ich finde aber, dass deine Aussagen öffentlich sein sollten. Damit die Welt sehen kann, was für ein Mensch du bist, mein lieber BlackKnight. Damit auch andere über deine hilflosen Versuche, seriös zu wirken, lachen dürfen.


Montag, 22. Juli 2019

... mal eben eine Komposition erwürfeln.

Ich hab gerade Lust, die Kunst des Würfelplottens mal auf Musik anzuwenden. Irgendwann habe ich das glaub ich auch schon mal gemacht, aber da war ich noch nicht so geübt darin.

(
Würfelplotten: Es werden Fragen an einen 20seitigen Würfel (W20) gestellt. Zumeist sind das Ja-Nein-Fragen, und der Würfel beantwortet sie: 20 ist ein "ja, absolut, aber sowas von!" und 1 ein "auf keinen fall!!". Dazwischen liegen alle anderen Schattierungen, schließlich bei 10 ein das gefürchtete "Jein. Es ist kompliziert.", das die Kreativität der Würfelnden herausfordert.
)

Ich hole mir schnell einen W20 und los geht's.


Komposition Nummer Eins

- ist dies ein Stück für ein kleines Ensemble? - Es ist kompliziert.
- ist die Besetzung variabel? - ja, definitiv.
- kann es von einer einzelnen Person aufgeführt werden? - ja, definitiv.
- ist es für bestimmte Instrumente geschrieben? - ja, eher schon.
- kann es mit nur einem Klavier aufgeführt werden? - nein, gar nicht.
- kann Klavier verwendet werden? - nein.
- kann Gesang verwendet werden? - nein, gar nicht.
- ist es primär für einzelne Orchesterinstrumente? - nein, aber sowas von gar nicht!
- kann es von mehr als einer Person aufgeführt werden? - ja
- gibt es ein oberes Limit? - eher nicht
- wird ein Computer benötigt? - nein
- kann ein Computer verwendet werden? - ja, aber sowas von! klar doch!
- kann Sprache verwendet werden? - ja, definitiv
- ist Sprache auf jeden Fall Teil des Stücks? - ja
- besteht eine Performance darin, einen Text vorzulesen? - ja, genau das ist es!
- ist es ein gereimter Text? - nein, aber sowas von gar nicht!
(also bewusst nicht gereimt.)
- wenn es von mehreren Personen aufgeführt wird, sprechen diese gleichzeitig? - eher nicht
(okay, also kann mal gleichzeitig sein, muss aber nicht.)
- ist es ein deutscher Text? - ja
- ist es ein grammatikalisch weitgehend korrekter Text? - ja, ganz korrekt.
- ist es ein erzählender Text? - ja, aber sowas von!
- dauert das Stück länger als 5 Minuten? - eher nicht
(okay, also kann auch bisschen länger dauern, aber normalerweise nicht)
- Handelt es sich bei der Erzählung um eine tragische Geschichte? - ja
- ist es eine reale Begebenheit? - ja
- ist es etwas, das in den letzten Jahren passiert ist? - nein
- ist es etwas, das im 20 Jhdt passiert ist? - ja
- während einem Weltkrieg? - es ist kompliziert.
???!?
...
...
- während Weltkriege(n), aber auch davor/danach? - nein
- am Beginn oder Ende eines Krieges? - nein
- Knapp davor/danach? - ja
- Knapp vor dem ersten Weltkrieg? - ja

- gibt es irgendwo fixierte Tonhöhen oder Register? - eher nicht
- gibt es fixierte Rhythmen? - ja
- orientiert sich der notierte Rhythmus am Sprachrhythmus? - ja
- ist es vorgesehen, dass Aufführende in bestimmten Abständen zueinander einsetzen mit ihrem Vortrag? - eher ja
- ist der Text sehr schnell gesprochen? - nein
- sehr langsam? - aber sowas von gar nicht!

- Wenn es von einer Person aufgeführt wird, werden dann weitere Stimmen durch Computer ersetzt? - nein
- Ist der Rhythmus sehr fein quantisiert? - ja
- Mit genauen Tempoangaben? - nein
- Mit genauen Proportionen? - ja
- Sind längere Pausen vorgesehen? - nein
- Werden n-tolen verwendet? - nein
- ist die kleinste Einheit kleiner als Sechzehntel? - ja, definitiv
- kleiner als Vierundsechzigstel? - nein
- Vierundsechzigstel? - ja genau.
- gibt es viele Noten, die bis auf diese Ebene herab notiert werden? - nein
- Mehr als 5? - ja, definitiv.
- Gibt es viele Notenwerte, die keine besonders kleinteiligen Anteile haben? - ja, aber sowas von!
- sind die häufigsten Notenwerte Viertel oder Achtel? - ja
- Viertel? - nein.
- sind die Vierundsechzigstel-Teile eher Pausen? - eher nicht.
- gibt es kleinteilige Pausen? - ja

- wenn ein Computer eingesetzt wird, manipuliert dieser die gesprochenen Worte? - jein, eher ja
- kommen vom Computer Geräusche? - eher nein
- gibt der Computer den Rhythmus vor? - nein
- hat der Computer ein rhythmisches Element? - nein
- kommt vom Computer überhaupt Ton? - eher nein
(ich interpretiere das jetzt so, dass der Computer halt hörbar ist, weil er halt ne Maschine ist, die ein Geräusch macht, wenn sie eingeschaltet ist...)
- macht der Computer irgendetwas für einen anderen Sinn? - ja, definitiv.
- ein Video? - eher nein
- Den Text zum Mitlesen? - nein
- einen anderen Text? - eher nein
- Bilder? - es ist kompliziert.
- Farben? - nein, definitiv nicht.
- Schwarzweiß-Gestalten? - nein
- verändert sich etwas dabei im Ablauf? - nein
- macht der Computer hauptsächlich etwas für einen anderen Sinn als Gehör und Gesicht? - ja, definitiv!
- Taktil? - nein
- Gleichgewichtssinn betreffend? - nein
- Geschmackssinn? - nein
- Geruch? - nein
- Temperatursinn? - aber sowas von gar nicht!
- Körperempfindung? - ja
- wird das Publikum direkt an den Nerven stimuliert? - es ist kompliziert.
?!!?!!?@%§%"!
- ist die verwendete Technologie gefährlich? - nein
- wird der Computer am Publikum verwendet? - nein, definitiv nicht.
- werden Vortragende stimuliert? - nein
- werden sie dazu aufgefordert, ihre Körperposition zu verändern? - ja, genau!
- müssen sie sich demnach verrenken? - ja, genau!
- stehen in einer nichtcomputerisierten Aufführung Verrenkungsanweisungen in den Noten? - jein, eher ja. (okay, also nur ganz wenig)

Also, Zusammenfassung:

Komposition Nr. 1 ist ein Stück für eine beliebige Anzahl von Sprecher*innen, die einen Text vorlesen, der eine tragische Begebenheit nacherzählt, die knapp vor dem ersten Weltkrieg geschehen ist. Die Sprache folgt dem natürlichen Sprachrhythmus eines deutschen Textes, ist aber teilweise absurd genau notiert (bis hin zu Vierundsechzigsteln) großteils aber nicht. In den Noten finden sich vereinzelt Anweisungen, wie die Körperhaltung der Sprecher*innen sein soll.

Wenn es von mehreren Personen aufgeführt wird, kann der Text auch asynchron ablaufen (zumeist), muss aber nicht unbedingt.

Eine Aufführungsvariante beinhaltet einen Computer, der den Sprecher*innen zusätzlich live Anweisungen gibt, wie sie ihre Körperhaltung zu verändern haben, d.h. sie müssen sich während dem Sprechen auf verschiedene Weisen verrenken. Das Publikum fühlt diese Verrenkungen durch Zuschauen auf gewisse Weise mit.


Große Kunst, von Weltrang, oder? :D

... aber das war gar so wenig musiklastig, ich mache noch eines.


Komposition Nummer Zwei

- ist dieses Stück für ein kleines Ensemble? - eher ja
- für ca. 2-3 Instrumente? - eher ja
- ist die Anzahl festgelegt? - nein
(och nicht schon wieder...)
- sind die Instrumente festgelegt? - es ist kompliziert.
- ist vorgegeben, dass sich die Instrumente auf bestimmte Weise zueinander verhalten müssen? - es ist kompliziert.
- ist eines der Instrumente festgelegt, aber andere offen? - nein
- sind es immer verschiedene Instrumente? - nein, aber sowas von gar nicht!
- sind es immer gleiche Instrumente? - ja
(kleiner Widerspruch zu vorher, aber gilt jetzt so.)
- Ist die Minimalanzahl der Instrumente 2? - ja
- maximal 3? - nein
- mehr als 4? - nein.
Okay, also 2-4 gleiche Instrumente.

- sind es Instrumente aus dem klassischen Orchester? - aber sowas von gar nicht!
- ist die Art der Instrumente ungefähr vorgegeben? - nein
- gibt es eine bestimmte Bedingung, die diese Instrumente erfüllen müssen? - eher nicht
(naja, sie erfüllen halt die Bedingung, dass Leute sie für dieses Stück verwenden wollen.)
- darf Stimme verwendet werden? - ja
- muss Stimme verwendet werden? - ja, definitiv!
(ich sage aber, dass es sich dabei nicht um die bestimmten Instrumente handelt)
- hat das Stück einen Text? - ja
- ist es ein gereimter Text? - nein
- ist es ein erzählender Text? - nein
- wird dieser vorgetragen? - nein
(Na schön! Wir wiederholen nicht zweimal die selbe Idee...)
- ist das Stück rund um den Text aufgebaut? - ja
- erklingt der Text? - jein, eher ja
- erklingen nur einzelne Teile davon? - eher ja
- beinhaltet der Text Spielanweisungen? - eher nein
- ist es ein deutscher Text? - ja
- ist es ein wissenschaftlicher Text? - es ist kompliziert
??
- ist es ein analytischer Text? - eher ja
- ist es eine Analyse dieses Stückes? - es ist kompliziert
- ist es ein Metakommentar über Stücke dieser Art? - nein, definitiv nicht.
- ist es eine Beschreibung der Abläufe in diesem Stück? - aber sowas von gar nicht!
- ist es eine Analyse eines anderen Stückes? - aber sowas von gar nicht!
- ist es eine Musikanalyse? - eher ja
- ist es ein Essay über Kunst? - aber sowas von gar nicht!
- ist es eine Diskussion? - nein
- ist es eine Aufzählung? - ja, genau!
- eine Aufzählung von analytischen Sätzen? - nein
- eine Aufzählung von Fakten? - ja
- eine Aufzählung von Fakten über die Aufführungssituation? - nein
- eine Aufzählung von Fakten über Person(en) ? - nein
- eine Aufzählung von naturwissenschaftlichen Fakten? - nein
- von musikhistorischen Fakten? - eher nein
- von musiktheoretischen Fakten? - ja, ganz genau!
(WTF. Was ist überhaupt ein musiktheoretischer Fakt? Eher eine Aussage darüber, dass in der Musiktheorie etwas gesagt wird, als was gesagt wird.)

- wird der Text vorgespielt? - nein
- wird der Text gesungen? - ja
- sind die verwendeten Instrumente etwas, das Gesang modifiziert? - aber sowas von gar nicht!
- ist der Part der Instrumente ausnotiert? - ja
- mit fixen Tonhöhen? - nein
- mit relativen Tonhöhen? - ja, definitiv!
- mit fixen Rhythmen? - nein
- mit Tempoangaben? - ja
- sind Zusammenklänge fixiert? - ja
- sind also Klänge vorgegeben? - ja, genau!
- sind es immer gleichstimmige Klänge? - ja, definitiv!
- zweistimmig? - nein
- dreistimmig? - nein
- vierstimmig? - nein
- deutlich mehr? - ja, definitiv!
- mehr als 20? - ja, definitiv!
- mehr als 25? - ja
- mehr als 30? - ja, aber sowas von!
- mehr als 40? - ja
- mehr als 45? - nein.
[ 41, 42, 43, 44, 45 ] ? - 43.
Sind es mikrotonale Schichtungen? - ja
- sind Cluster dabei? - nein
- gibt es Abstände kleiner als Halbtöne? - nein

- spielen die Instrumente von einem Akkord mehrere Töne hintereinander? - ja
- werden von einem Akkord fast alle oder alle Töne gespielt? - ja, definitiv!
(okay, also alle 43.)
- sind es am ehesten elektronische Instrumente? - ja
- dauert ein solcher Akkord länger als ein paar Sekunden? - ja
- länger als 15 sek? - nein
- ca. 10 sek? - eher nein
- ca. 12 sek? - ja.
- gibt es viele Akkorde? - nein, ganz wenige!
- nur einen? - nein
- wird zwischen wenigen gewechselt? - nein
- sind es weniger als 10? - nein
- weniger als 13? - nein
- weniger als 16? - ja.
[13, 14, 15] ? - 13.
Daraus ergibt sich mehr oder weniger eine Stücklänge von ca. 13 x 12 Sekunden. Also knapp 3 Minuten...

Zusammenfassung:

Komposition Nr. 2 ist für 2-4 Personen. Es werden 2-4 gleichartige elektronische Instrumente verwendet (es ist aber nicht genau vorgegeben, was für welche), außerdem müssen die Aufführenden singen.

Der Instrumentalpart besteht aus 13 Klängen mit je 43 Tönen, eine mikrotonale Struktur, bei der allerdings keine 2 Töne näher als halbtönig aneinander liegen. Die Tonhöhe ist nicht absolut angegeben, sondern nur relativ. Jeder Klang dauert etwa 12 Sekunden, innerhalb dessen sind Parts der Instrumente ausnotiert, allerdings ohne Rhythmen, lediglich mit einer Angabe einer Geschwindigkeit.

Der Gesangspart besteht aus Fakten über oder aus der Musiktheorie, die in einer Aufzählung vorgesungen werden. Um diesen Text herum ist das Stück strukturiert.


Beobachtung:
Wenn ich vom Allgemeinen hin zum Konkreten frage, gerate ich sehr leicht in einen unkonventionellen Bereich; wie im ersten Beispiel zu sehen verlasse ich beinahe das Genre Musik. Eine Frage wie "werden Orchesterinstrumente verwendet?" eröffnet einen Möglichkeitsraum, der zu 50% aus Stücken besteht, in denen keine solche verwendet werden. Eine direkte Frage nach Text bedeutet auch, dass in diesem aufgespannten Raum 50% der Werke Text beinhalten.

Es ist einer der Reize des Würfelplottens, dass durch die Art der Fragen viel vorgegeben wird - gerade darin liegt ja auch die Kunst; es ist viel weniger dem Zufall überlassen, als es den Anschein hat. Wenn ich noch mehr Versuche mache, würde ich allerdings gerne etwas haben, das ich tatsächlich auch komponieren könnte. Also viel klassischer. Ich würde dann also für mich typische Parameter festsetzen, wie z.B. Abwesenheit von Sprache, Verwendung von Instrumenten, usw. Hier aber ... hoffe ich, dass es Spaß gemacht hat, diesen Prozess mitzuverfolgen. :)

Sonntag, 21. Juli 2019

Meine Juli-Hörliste

Might as well.

Ich hab mir vor kurzem wieder eine Playlist mit neuer Musik zusammengestellt; möglicherweise finde ich ja die Motivation, am Ende auch darüber Kurzrezensionen zu erstellen.

Erst einmal einfach nur die Liste der Komponist*innen:

Luciano Berio
Earle Brown
Huihui Cheng
Ann Cleare
Du Yun
Morton Feldman
Annie Gosfield
Nicole Lizée
Annea Lockwood
Myriam Marbe
Elena Rykova
Erich Urbanner
Aleksandra Vrebalov
Christian Wolff
Joji Yuasa
Yun Isang

~

Kleiner Schwerpunkt auf der New York School, von der ich noch recht wenig kenne (Feldman, Brown, Wolff) und dazu Isang Yun, einfach weil er auch ein Name ist, der öfter auftaucht aber von dem ich nichts kannte. Den Rest habe ich mit Leuten aufgefüllt, die in verschiedenen Musikfestivals vertreten waren.

Üpdäätle -49-

Kurzes Update.

Anscheinend ist es so, dass Google als Besitzer von Blogspot diese Platform für alle ohne Geldinvestition offenbar ruinieren will - jedenfalls ist es de facto unmöglich, diesen Blog via Google-Suchmaschine zu finden. Nicht mal, wenn ich den gesamten Namen eingebe, und noch Titel meiner Posts dazuschmeiße.

Angesichts dessen ist meine Motivation, hier zu bloggen, in den letzten Monaten etwas heruntergegangen. Ein Umzug wäre natürlich die logische Option, aber ich weiß nicht, wie viel Aufwand das wäre und es ist jedenfalls nichts, was ich jetzt so ohne weiteres als Nebenprojekt machen kann.

Denn - der weitere Grund, warum ich wenig hier schreibe, ist, dass doch relativ viel Energie in meine Diplomarbeit geht - und darüber bin ich eigentlich recht froh. Ich habe theoretisch eine Menge Themen, über die ich hier im Blog gerne mal schreiben würde - nicht zuletzt auch Gedanken die im Zuge der Diplomarbeit aufkommen, Analyse-Algorithmen, und so Kram. Und auch mal wieder eine Serie von Kurzrezensionen von Neuer Musik. Ich hoffe, ich finde auch dafür Zeit und Energie.

-

Und persönlich, ganz anderes Thema - ich habe gerade eine Stinkwut im Bauch, auf transfeindliche Leute die es einfach nicht lernen, mal die Klappe zu halten, und die leider auch oft der Meinung sind, dass sie überhaupt nichts böses meinen und tun und natürlich absolut gar nicht transfeindlich sein können. *augenroll*

Darüber könnte ich natürlich theoretisch seitenweise hier ranten, aber ehrlich gesagt... ich weiß nicht, was das mit mir machen würde.

Jundurg Delphimė

Freitag, 12. Juli 2019

Sonate mit Sportkommentator

Ich habe Aufnahmen verglichen und dabei Zeitstempel erstellt, und - ich geb's zu, ich habe ein bisschen zuviel Marblelympics geguckt in letzter Zeit. (Sehr zu empfehlen übrigens, es ist wirklich sehr süß gemacht, und dabei kann ich mit Sport normalerweise gar nichts anfangen, aber wenn kleine bunte Murmeln gegeneinander antreten freut sich mein inneres Kind, und so.) Also konnte ich nicht anders...

Alle 6 Aufnahmen finden sich auf Youtube, und ich habe an allen 6 etwas auszusetzen. Von der ästhetischen Seite her kann ich nicht wirklich sagen, welche mein Favorit ist. Ich spiele die Sonate lieber selber, als sie anzuhören. Und ja, ich höre jede falsche Note, und frage mich, warum Leute das auf CDs verkaufen, anstatt die betreffende Stelle halt nochmal aufzunehmen. (Die Live-Aufnahme ist natürlich von dieser Kritik ausgenommen.) Aber gut, es wird nicht viele Leute geben außer mir, denen die Fehler überhaupt je auffallen. Oder die Töne, die Hinterhäuser weglässt.^^

Also, without further ado ...

Wettlauf : Sonate Nr.3 von Ustwolskaja

6 Athlet*innen treten zu diesem Event an, alles wartet schon gespannt. Die Namen sind
- Ivan Sokolov, Startnummer 1
- Natalia Andreeva, Startnummer 2
- Kuang Hao Huang, Startnummer 3
- Sabine Liebner, Startnummer 4
- Markus Hinterhäuser, Startnummer 5
- Oleg Malov, Startnummer 6

PENG! Es geht los.

Die erste Etappe entscheidet Andreeva klar für sich, mit 1:27, gefolgt von Hinterhäuser, 1:38 und Sokolov, 1:39, dicht gedrängt der zweite und dritte Platz! In der zweiten Etappe dreht sich die Reihenfolge um, Sokolov überholt und ergreift die Führung, dicht auf den Fersen aber die nunmehr zweitplatzierte Andreeva. Ein Ringen um den ersten Platz! Nach der dritten Etappe liegt Andreeva wieder um drei Sekunden vor Sokolov. Eine halbe Minute weiter hinten bereits Liebner und Hinterhäuser, mit den Startnummern 4 und 5. Sie scheinen heute nicht so richtig in die Gänge zu kommen.

Aber was ist das? Malov setzt zu einem Überholspurt an! Eben war er noch im hinteren Mittelfeld, doch jetzt drängt er sich nach vorne und gewinnt die vierte Etappe! Dicht hinter ihm, zwei Sekunden später Andreeva, mit einer Zeit von 5 Minuten und 38 Sekunden. Sportliche Höchstleistungen natürlich von allen Athlet*innen!

Andreeva und Malov kämpfen weiter um den ersten Platz. Sie versucht es immer wieder, aber kann ihn nicht überholen. Mit einer Zeit von genau 7 Minuten vollendet Malov die fünfte Etappe. Hinter dem Duell an der Spitze ist viel Raum mittlerweile. Sokolov und Hinterhäuser laufen friedlich nebeneinander ein, mit 7:47, hinter ihnen am letzten Platz Sabine Liebner. Die Chance aufs Podest scheint für sie bereits verloren, aber sie gibt nicht auf.

Sechste Etappe. Malov vergrößert seinen Vorsprung, jetzt bereits ganze 12 Sekunden vor Andreeva, dahinter ein weit aufgespreiztes Feld mit Kuang Hao Huang auf Platz drei, gefolgt von Hinterhäuser, Sokolov und Liebner, die bereits über eine Minute hinter dem ersten Platz zurückgefallen ist.

Siebte Etappe, an der Spitze ändert sich nicht viel, aber um den dritten Platz kämpfen jetzt Kuang Hao Huang und Ivan Sokolov, nur 3 Sekunden auseinander. Achte Etappe, Malov und Andreeva immer noch in Führung, aber ganz hinten ist der Abstand kleiner geworden, Markus Hinterhäuser hat sich zuviel Zeit gelassen und liegt jetzt nur noch ganz knapp vor Sabine Liebner. Ringen um den vorletzten Platz, und siehe da - in der neunten Etappe schafft Liebner es schließlich und Markus Hinterhäuser ist nun auf den letzten Platz zurückgefallen. Unterdessen hat Malov seinen Vorsprung noch ein bisschen weiter ausgebaut; auf dem dritten Platz Sokolov, vor und hinter ihm ein breiter Abstand.

Etappe 10. Und - ohja, Andreeva holt auf, Andreeva holt sich den ersten Platz zurück! Malov um ein paar Sekunden zurückgefallen. Doch was ist mit Sokolov passiert? Er hat sich zuweit zurückfallen lassen und wurde nun von Kuang Hao Huang überholt. Auf dem letzten Platz jetzt wieder Liebner, sie hat den Platz 5 nicht gegen Hinterhäuser verteidigen können.

Letzte Etappe - eine besonders schwierige Route, hier kommt niemand besonders schnell voran. Andreeva und Malov ringen immer noch um den ersten Platz. Sokolov holt auf und ist wieder auf dem dritten Platz. Liebner und Hinterhäuser sind weiter zurückgefallen, aber es ist immer noch knapp für sie - da kommen die ersten zur Ziellinie und es ist - Malov! Gold für Oleg Malov, Silber für Natalia Andreeva.
Mit klaren Abstand kommt Sokolov an und holt sich die Bronzemedaille - zittern immer noch um die letzten Plätze, für Liebner wird es knapp, aber sie kann sich noch einmal nach vorne zwängen und kommt vor Hinterhäuser über die Ziellinie, letzter Platz also Markus Hinterhäuser, bittere Niederlage, aber wie wir alle wissen, Geschwindigkeit ist nicht alles, die Gesamtperformance zählt. Die Jury wertet - Liebner bekommt noch einen Extrapreis, sie hat die einzelnen Etappen am korrektesten aufgeführt, fast keinen einzigen Fehler. Weniger gut das Zeugnis für alle anderen, sie haben alle ein paar Mal kräftig danebengehauen. Aber für das Podest spielt das keine Rolle mehr. Und hier die Endwertung:

1.Platz: Oleg Malov, mit einer Gesamtzeit von 15:42
2.Platz: Natalia Andreeva, mit 15:48
3.Platz: Ivan Sokolov, 16:33
4.Platz: Kuang Hao Huang, 17:03
5.Platz: Sabine Liebner mit 17:15
6.Platz: Markus Hinterhäuser mit 17:25.

Wir gratulieren allen Athlet*innen und hoffen, sie gesund bei den nächsten Events wiederzusehen. Und jetzt zurück ins Studio für den ausführlichen Kommentar.

Dienstag, 4. Juni 2019

Männlichkeit

Vor einigen Monaten hatte ich auf der Straße eine Konversation, die im Wesentlichen ungefähr so ablief:

- Hey bist du schwul?
- Ne
- Du bist schwul, gib's zu
- Nein, ich bin nicht schwul
- Schäm dich!
- Für was?
- Für deine Männlichkeit!

Es war hellichter Tag, Mittag und strahlender Sonnenschein, und an einer stärker befahrenen Straßenkreuzung. Wäre es dunkel gewesen, hätte ich mich vielleicht geduckt und wäre weitergegangen, ich weiß es nicht. Ich glaube fast, dass ich dafür im Moment noch zu stur bin. Angst hab ich eher im Nachhinein.

In feministischen Kreisen wird oft über "fragile Männlichkeit" geredet, und dieses Konzept hatte ich natürlich auch im Kopf, aber mir war bewusst, dass es nichts bringt, damit anzurücken, wenn die andere Person sowieso schon keine Ahnung hat. Ich hätte gerne gesagt, dass ich bi bin, aber - warum halt? Was geht es ihn an?

Was soll das jedenfalls sein, diese Männlichkeit? Manchmal scheint es, als wäre Männlichkeit einfach nur dadurch definiert, nicht so zu sein, wie Frauen (in einem sehr spezifischen Frauenbild) zu sein haben. Das heißt, alles was allocishetero Männer an Frauen interessiert, gilt es strikt zu vermeiden. Dazu gehört in Extremfällen auch, sich zu waschen. Ernsthaft.

Ich kann den Impuls schon verstehen, sich als Gegensatz zu etwas zu definieren. Das passiert uns allen schnell: Ich bin nicht so, also möchte ich, dass ihr auch seht, dass ich nicht so bin. Abgrenzung eben. Als transweibliche Person ist es mir unangenehm, mit Männern assoziiert zu werden.

Zur Aufrechterhaltung des Status quo "Männer sind das wichtige Geschlecht" ist es notwendig, Femininität abzuwerten. Ich glaube, dass "Feminine Männer" in dieser Hinsicht das Feindbild Nr.1 sind. Dieses drückt sich oft als Homophobie aus, natürlich (das ein Gutteil von Schwulen mit Femininität selbst nicht viel anfangen können, wird dabei vergessen), aber auch in Form von Transfeindlichkeit. Weil sehr viele Leute eben "trans Frau" = "Mann in Frauenkleidern" im Kopf haben, was kompletter Blödsinn ist, aber dadurch werden transweibliche Personen dann eben mit Schwulen assoziiert, und ein random Typ auf der Straße meint, dass ich schwul wäre, weil ich einen Rock trage.

Dass in Pride Events schwule Männer in Drag so präsent sind, macht die Sache nicht besser. Viele trans Personen haben deswegen auch schon eine starke Abneigung gegen Drag Queens allgemein entwickelt - verständlich, aber natürlich gab es historisch viel Verknüpfungspunkte, und eine strikte Trennung übersieht eben auch wieder, dass Geschlecht noch ein wenig komplexer sein kann. Außerdem gibt es auch Frauen, die sich als Drag Queen wohlfühlen, also im Sinne einer Ästhetik oder Gender Performance.

Wie dem auch sei. Ich weiß immer noch nicht so recht, was ich mit Männlichkeit anfangen soll, und warum ich für diese schämen soll. Ich begehe offenbar ein Verbrechen gegen die Männlichkeit, indem ich einen Rock trage. Aha.

Der Gedanke, eine Art Verräter*in am Geburtsgeschlecht zu sein, hat schon was, muss ich zugeben. Ich habe den Feind infiltriert, und ich weiß, wie ihr tickt, o cis Männer, habt acht! Ne - ich bin etwas albern. Meine Menschenkenntnis reicht nicht wirklich, um so eine Rolle zu erfüllen.

~

Naja, warum mache ich mir dazu derzeit wieder Gedanken? Weil ich allmählich aufgrund meines äußeren nicht mehr wirklich als straight gelesen werden kann. Und ich frage mich permanent, in welche Schublade mich die Leute packen, die mich auf der Straße mit gerunzelter Stirn einmal kurz abchecken und wieder wegsehen. Schwul? Drag Queen? Weirdo? Pervers? Trans? None of your Business?

Vermutlich machen sich Leute weniger darüber Gedanken, wer ich bin, als ich mir Gedanken mache, wie sie mich sehen könnten. Da ist ein Rest von Sozialphobie übriggeblieben: Ich kann nur sehr schwer aufhören, mir Gedanken darüber zu machen, wie andere mich sehen.

Aber mit jedem bisschen mehr, das ich von meiner zugewiesenen Rolle "Mann" abweiche, gewöhne ich mich mehr daran. Ich werde diese Gewöhnung in den nächsten Jahren auch brauchen. Die bürokratischen Hürden für eine Transition sind beachtlich, und das selbst in einem Land, in dem die Rechtslage verhältnismäßig gut ist.

Montag, 3. Juni 2019

Thoughts on Titles

I'm currently working on older piano pieces that I wrote in 2015 and ... I noticed a thing.

The concept I had back then was a series of pieces called "Hierarchies", which the individual pieces titled "The Peasant", "The Nobility", "The Preacher", "The Factory worker" and "The Asylum Seeker". At the time, I felt some kind of urgency to make my music more political, as this was the time when lots of refugees from Syria came to Europe and right-wingers used them as talking points.

Only now I do not feel comfortable any more with both the titles for these pieces and the concept behind it. "Hierarchies" was meant to point a finger towards classism, but I did not understand much about it. Why did I include a piece called "The Peasants"? Not because I saw some kind of political statement, but because I already had this peace that was basically a peasant song, and ... it sort of fit? I handwaved it in.

Calling a piece "Asylum Seeker" while doing basically nothing to make it an actual meaningful statement was also ... just a really bad idea. Even if I had found the time to actually finish the piece itself to my satisfaction.

And "The Preacher" ... well. Back then I was more involved with Atheism and I had personally met an anti-gay-preacher (for example) and listened to plenty more. But now I realize that there are just as many bigoted non-believers out there - and frankly, the number of cishet atheist men that have disappointed me is staggering, so it no longer feels right to point the finger at religious extremists. Especially since right-wingers use that rhetoric to justify their hatred of Muslims.

The world has changed since 2015. Trump happened, for example. Is still happening, and people are in the process of getting denied fundamental human rights...

"Hierarchies" was a way to just say: Hey, there are those different people and they don't have equal rights. But even that was messed up because I threw together status/class ("nobility"), action (hate-speech "preacher") and put together some half-hearted sad-music for the refugees. It feels like I instrumentalized their pain for a mediocre (ok, actually worse than that) piece of music, instead of doing the opposite, using art as a way to help a cause.

"Factory Worker" ... I'm uncomfortable with that too. I never worked in a factory, for once, and factory work is only one particular kind of shitty experience that capitalism provides (and not a particular new one). So yes, the piece absolutely works as a parody of the kind of hand movements a worker does at an assembly line, but do I really need to make a parody of that?

From the five original pieces, I'll rework two to include them in my folder for my masters degree... the Preacher will get a different name, and for the other piece I think I'll go with "'Etude" subtitled "A sado-minimalist meditation on Capitalism". I feel that this makes it clearer that I do not attempt to describe a situation that I've never experienced myself. It is merely a piece in a particular style (sado-minimalism is a term some dude invented to describe Ustvolskaya, and while I disagree with it's use for her work, it does describe my piece pretty much perfectly), a style that I relate to and I do think about Capitalism and how it relates to our lives a lot - while not having experienced its worst sides. And I probably never will, with all my privileges and such...